Pünktlich zum erwarteten Höhepunkt der aktuellen Hitzewelle steht die Königsetappe der Tour de France an. Ein kurzer Ausblick.
Hitze, das bestimmende Wort, wenn momentan über das Wetter gesprochen wird. Klar, einerseits haben viele mit der zum Teil extremen Wärmebelastung zu kämpfen, andererseits wurde am gestrigen Mittwoch tatsächlich die 40-Grad-Marke geknackt, wobei die Kollegen der Bundeswehr in Geilenkirchen mit gemessenen 40,5 Grad sogar über dem bisherigen Deutschlandrekord (40,3 Grad in Kitzingen am 05.07.2015) lagen. Dieser Wert könnte am heutigen Donnerstag allerdings schon wieder überboten werden, denn im Südwesten und Westen werden erneut Höchstwerte um 40 Grad erwartet.
Aber nicht nur bei uns in Deutschland, auch bei unseren französischen Nachbarn ist bei rund 40 Grad erbarmungsloses Schwitzen angesagt. Die Sicherheitsempfehlungen bei einer solchen extremen Wärmebelastung sind vielfältig und erschließen sich dem gesunden Menschenverstand: viel trinken (natürlich alkoholfrei), luftige Kleidung tragen, sportliche Aktivitäten und falls irgendwie möglich auch längere Aufenthalte im Freien vermeiden.
Dem geneigten Sportfan wird bekannt sein, dass derzeit das größte Radrennen der Welt, die Tour de France, stattfindet. Kombiniert man damit nun die letzten zwei genannten Sicherheitshinweise, so wird man recht schnell feststellen: Das passt überhaupt nicht zusammen! Und gerade am heutigen Donnerstag, an dem der Höhepunkt dieser Hitzewelle erwartet wird, steht bei den Radprofis die Königsetappe der diesjährigen Tour an: 208 km durch die französischen Alpen (Streckenverlauf zu sehen unter
https://www.sportschau.de/tourdefrance/etappe-achtzehn-100.html)!
Gestartet wird in Embrun auf einer Höhe von 785 m (alle Angaben stets über Meeresniveau). Danach geht es peu à peu nach oben, bis die Fahrer nach etwa 75 km auf knapp 1500 m Höhe am Fuße des Col de Vars ankommen. Nach rund 8 km erreichen die Fahrer diesen Pass auf einer Höhe von 2109 m, bevor es ca. 1100 Höhenmeter bergab geht. Kurz darauf steht schon die nächste Kletterei an. Es gilt, den auf 2360 m gelegenen Col d?Izoard zu erreichen, einen Berg der höchsten und damit schwierigsten Kategorie. Erneut steht eine rasante Abfahrt bis auf 1220 m bevor, die letztlich in den Anstieg zum letzten Berg (abermals höchste Kategorie) der Etappe, dem Col du Galibier mündet. Der auf 2642 m gelegene Pass stellt aber nicht das Etappenziel dar, denn das liegt im 20 km entfernten Valloire auf 1419 m. Eine halsbrecherische Abfahrt ist vorprogrammiert.
Wie man sieht, bewegen sich die Fahrer nahezu ausschließlich in Höhen über 1000 m. Zu ihrem Glück sollte die Temperatur daher meist unter der 30-Grad-Marke, auf dem Col du Galibier (2642 m) sogar unter der 20-Grad-Marke liegen. Nichtsdestotrotz: Wenn die Sonne den Fahrern beim "Erstrampeln" der Gebirgspässe auf die Helme brutzelt, wird aus der Tour schnell eine Tortur. Da heißt es trinken, trinken, trinken! Bis zu 1,5 Liter pro Rennstunde "schütten" die Fahrer in sich hinein.
"Schütten" ist ein gutes Stichwort. Nachmittags könnten nämlich Schauer und Gewitter für eine Abkühlung von oben sorgen. Allerdings kann es dann natürlich auch schnell gefährlich werden, einerseits aufgrund von Blitzschlag, andererseits aufgrund der erhöhten Sturzgefahr auf den nassen Straßen bei den Abfahrten. Da bleibt nur noch zu wünschen: "Hals- und Beinbruch!" (hoffentlich nicht!).
Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.07.2019
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