Ein Sturmtief im Sommer in unseren Breiten? Eher unüblich. YAP ist das egal und sorgt für Trubel in der Wetterküche.
Etwas herbstlich mutet der Blick auf die Luftdruckverteilung über Westeuropa am heutigen Freitag schon an. Ein Tief mit einem Kerndruck von rund 980 hPa knapp südwestlich von Irland lässt eher auf das letzte Jahresquartal als auf die erste Augustdekade schließen. Doch die bei manch einem möglicherweise nun eingetretene jahreszeitliche Desorientierung löst sich spätestens beim Blick auf die für heute prognostizierte Höchsttemperatur schnell wieder auf. Denn an der Südostflanke dieses Tiefs, das übrigens kurz und knackig YAP getauft wurde, wird sehr warme Luft aus Südwest nach Deutschland geführt, was sich heute vielerorts in 25 bis 33 Grad äußern wird.
Rein von der Luftmasse her könnte es im Prinzip auch noch wärmer bzw. heißer werden, allerdings verhindert YAP das mit seiner Warmfront, die er heute nordostwärts über Deutschland steuert. Hört sich vielleicht zunächst paradox an, aber mit dieser Warmfront ist neben der warmen Luft auch viel Gewölk verbunden, das die Sonneneinstrahlung und damit auch die Temperaturentwicklung hemmt.
Nun ist die bei uns einfließende Luft allerdings nicht nur warm, sondern konnte auf ihrem Weg über den nahen Ostatlantik auch extrem viel Feuchtigkeit aufnehmen. Vermutlich ahnen Sie schon, was jetzt kommt. Genau, Schauer und Gewitter! Auf YAPs Warmfront folgt nämlich rasch seine Kaltfront. Heute Nachmittag können so schon vor allem im Westen und Nordwesten einzelne kräftige Gewitter mit Unwettergefahr dabei sein, später dann auch in der Mitte sowie im Südwesten. Heftiger Starkregen, Sturm- oder sogar schwere Sturmböen und Hagel können dann als Begleiterscheinungen mit von der Partie sein. Der Osten und Nordosten bekommt davon wohl erst am Abend und in der Nacht zum Samstag etwas mit, dann voraussichtlich aber in abgeschwächter Form.
Auch der Süden bleibt gewittertechnisch erst einmal außen vor, dort stehen dann aber ebenfalls am Abend bzw. in der Nacht zum Samstag mitunter schwere Gewitter auf der Karte. Entlang von YAPs Kaltfront kann es dort stellenweise auch wiederholt kräftig schütten. Selbst ein sogenannter MCS (mesoskaliges konvektives System, s. Thema des Tages vom 07.08.2019), also ein aus mehreren Gewittern "zusammengeschmolzener" Gewitterkomplex, kann über dem Süden für die Nacht zum Samstag nicht ausgeschlossen werden. Dann wären neben großflächigem Starkregen auch orkanartige Böen drin. Dahinter stehen aber noch mehrere Fragezeichen, es empfiehlt sich also die Warnlage im Auge zu behalten, z.B. unter www.dwd.de oder über die WarnWetter-App.
Ausgenommen aus diesem Wettertrubel im Süden bleibt wohl hauptsächlich ein Streifen vom Alpenrand zum Bayerischen Wald. Am Samstag drängt die Kaltfront die Regenfälle dann aber genau dorthin, wenngleich sich diese langsam abschwächen.
Doch damit gibt sich YAP noch nicht zufrieden! Mit seinem Kern - mittlerweile voraussichtlich knapp östlich von Schottland angekommen - greift sein Wind- bzw. Sturmfeld bereits am Samstagvormittag auf Deutschland über. Vor allem in der Nord- und Nordwesthälfte weht der Wind dann stark böig, im Westen und Nordwesten wird es sogar stürmisch. Noch etwas doller pfeift es - quasi standesgemäß - im Nordseeumfeld und in den Hochlagen der Mittelgebirge. Doch schon wieder irgendwie herbstlich. Die Temperatur erhält am Samstag zwar auch einen kleinen Dämpfer, 23 bis 28 Grad sind dann aber immer noch meist sommerlich.
Am Sonntag wird sich YAP nach Skandinavien verzogen haben, wo ihm langsam die Luft ausgeht. Ganz im Norden Deutschlands macht er zwar noch etwas Wind, ansonsten ruht sich das Wetter unter Zwischenhocheinfluss bei oftmals viel Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen kurz aus, bevor am Abend im Südwesten bereits neue Schauer und Gewitter aufziehen.
Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.08.2019
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