Die Trockenheit ist nicht vorüber

Im heutigen Tagesthema geht es um die anhaltende Trockenheit in Bezug auf den bisherigen Sommer, das bisherige Jahr und den Vergleich mit 2018.

In den vergangenen 24 h sind in Südbayern zum Teil 30 bis 45 Liter pro Quadratmeter (l/qm) Regen gefallen. Auch sonst haben die letzten Wochen dem Süden und Teilen der Mitte Deutschlands einiges an Regen gebracht. Da kann man schnell den Eindruck gewinnen, dass es mit der Trockenheit gar nicht mehr so schlimm ist. Diese Annahme ist allerdings nicht richtig.

Natürlich stimmt es, dass die Niederschläge der vergangenen Wochen die Situation im Süden des Landes zum Teil entspannt haben. Ganz anders sieht es aber in Teilen der Mitte und insbesondere in der Nordhälfte aus. Schaut man auf den aktuellen Dürremonitor vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig (UFZ), so erkennt man, dass in einigen Regionen der Boden außergewöhnlich trocken ist und dies nicht nur in den obersten 25 cm, sondern vor allem hinab bis in 1.8 m Tiefe. Diese Analyse deckt sich auch mit denen von der Agrarabteilung des DWD.
Gleichzeitig ist die Waldbrandgefahr vor allem in den östlichen Landesteilen hoch bis sehr hoch. Von den Landwirten gibt es Klagen über Ernteverluste und einem Mangel an Futtermittel für die Tiere. Aus den Städten und Wäldern kommen teils dramatische Berichte über das Baumsterben, das zu einem großen Teil auch auf die Trockenheit zurückzuführen ist, die schon seit 2018 anhält.

Auch die Messwerte sowohl aus dem Bodenstationsnetz des DWD, als auch abgeleitet vom Wetterradar zeigen, dass sich die Trockenheit von der Mitte bis in den Norden in einigen Regionen fortsetzt. So ist seit Monatsbeginn mancherorts kaum oder noch gar kein Niederschlag gefallen. Beispielhaft sei Potsdam genannt, wo bisher nur 0.6 l/qm zu Buche stehen.

Schaut man auf die bisherige Jahreszeitenbilanz, dann bestätigt sich, dass sich die Trockenheit durch den gesamten bisherigen Sommer zieht. In Cottbus in Brandenburg gab es seit dem 01.06.2019 nur 50.9 l/qm, in Hoyerswerda in Sachsen waren es 52.3 l/qm, in Naumburg in Sachsen-Anhalt 58.4 l/qm, in Artern in Thüringen 61.1 l/qm, in Sonnefeld in Bayern 55.6 l/qm. Aber auch in den anderen Bundesländern (Bayern und Baden-Württemberg ausgenommen) lassen sich Stationen mit ähnlich niedrigen Mengen finden.

Nun mag man anführen, dass die niedrigen Summen auch der klimatologischen Lage der betroffenen Regionen geschuldet ist. Aber auch das lässt sich widerlegen, wenn man die Mengen mit den klimatologischen Mittelwerten vergleicht. In allen Bundesländern gibt es größere Defizite, die auch bis Ende August nicht mehr aufgeholt werden können. In Sachsen-Anhalt und Sachsen wurde im Flächenmittel bisher noch nicht einmal 50 % vom langjährigen Sommermittel erreicht. Und selbst im vergleichsweise nassesten Bundesland (Baden-Württemberg) waren es im Sommer 2019 bisher nur 74 %.

Geht man noch einen Schritt weiter und betrachtet den gefallenen Niederschlag seit Jahresbeginn, dann zeigt sich ein ähnliches Bild. Vergleicht man die klimatologisch zu erwartenden Niederschlagssummen bis zum heutigen Tag mit den bisher gefallenen Mengen, so bewegen wir uns im Flächenschnitt ebenfalls bei nur 50 bis 60 %. Den wenigsten Niederschlag gab es in Nordthüringen (z.B. Artern: 208.4 l/qm seit 01.01.2019). Das größte Niederschlagsdefizit herrscht in Schleswig (SH, 32.8 %), Neu-Ulrichstein (HE, 36.5 %) und Wangerooge (37.3 %). Diese breite Verteilung bestätigt zudem, dass die Trockenheit nicht nur ein lokales Phänomen ist.

Nun kann man noch einen Vergleich mit dem Jahr 2018 anführen. Betrachtet man nur den Sommer (Jun-Aug), so war 2018 im Deutschlandflächenmittel sogar noch etwas trockener (2018: 54 %, 2019 (bisher): 57%). Schaut man auf das Gesamtjahr, so wird man feststellen, dass das bisherige diesjährige Niederschlagsdefizit noch weitaus größer ist, als vergangenes Jahr (Deutschlandflächenmittel 2018 Gesamtjahr: 76 %; 2019 bisher: 54 %). Das heißt im Umkehrschluss auch, dass in den verbleibenden vier Monaten noch einiges an Niederschlag fallen muss, damit 2019 deutschlandweit betrachtet nicht noch trockener als 2018 ausfällt.

Zu guter Letzt sei noch zu erwähnen, dass die oben getroffenen Aussagen die allgemeine Situation darstellen. Da einige Niederschläge Schauern und Gewittern geschuldet sind, kann es lokal große Unterschiede sowohl in den trockenen, als auch in den weniger trockenen Gebieten geben. Mancherorts ist die Situation in Bezug auf fp1Trockenheit und Dürre entsprechend noch (deutlich) angespannter, während es andernorts nicht ganz so schlimm wie 2018 ausschaut.


Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.08.2019

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