Wenn sich der Himmel Purpur färbt ? die Purpurlichter

In den vergangenen Tagen konnte man purpurfarbenes Himmelslicht beobachten. Das Thema des Tages erklärt, worum es sich dabei handelt und warum es gerade jetzt auftritt.

Haben Sie es auch gesehen? Diese wundervollen, farbenfrohen Sonnenauf- und -untergänge der vergangenen Tage? Trotz teilweise wolkenloser Verhältnisse wurde der Himmel lange vor Sonnenauf- bzw. nach Sonnenuntergang in ein purpurfarbenes Licht getaucht. Was optisch so reizvoll und ästhetisch ist, hat leider einen traurigen Hintergrund.

Zunächst einmal ein bisschen Theorie zum Verständnis: Das Purpurlicht ist eine unregelmäßig auftretende Dämmerungserscheinung. Sie tritt in der zweiten Hälfte der sog. Bürgerlichen Dämmerung auf, also dann, wenn die Sonne etwa 3 bis 6 Grad unter dem Horizont steht. Sie ist dann nicht nur für Beobachter am Erdboden, sondern auch aus Sicht der gesamten Troposphäre (bis ca. 10 km Höhe) untergangen bzw. noch nicht aufgegangen. In der darüber liegenden Stratosphäre werden kleinste Luftpartikel, die Aerosole, aber von dem rötlichen Licht der tiefstehenden Sonne beschienen. Die Aerosole streuen das rötliche Licht in alle Richtungen - auch zum Erdboden. Da die Konzentration der Aerosole verhältnismäßig gering ist, schimmert der bläuliche Himmelshintergrund (verursacht durch Lichtstreuung an der Ozonschicht) hindurch. Die roten und blauen Anteile mischen sich schließlich zu einem purpurnen Farbton.

In einigen Fällen wird das Purpurlicht am Himmel von einem oder mehreren Dämmerungsstrahlen in Segmente geteilt. Ursache dafür sind vom Beobachter weit entfernte und oft auch nicht sichtbare Wolken, die von der Sonne von unten beschienen werden und einen langgezogenen Schatten auf das stratosphärische Aerosol werfen. Die Dämmerungsstrahlen sind ein häufig auftretendes Phänomen, die sich aber bei Dämmerung ohne Purpurlicht kaum vom dunkelblauen Himmelshintergrund abheben und so kaum auffallen. Ein eindrückliches Beispiel für ein Purpurlicht mit Dämmerungsstrahlen aus Schwarzenberg (Erzgebirge) finden Sie unter diesem Artikel auf
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2019/8/28.html.

Normalerweise ist die Aerosolkonzentration so gering, dass das Purpurlicht selbst bei wolkenlosen Verhältnissen für das menschliche Auge kaum wahrnehmbar ist. Es gibt aber mehrere Möglichkeiten, die zu einer deutlich erhöhten Aerosolkonzentration in der Stratosphäre führen können. Dazu zählen z. B. großflächige Buschbrände, Brandrodungen oder auch Vulkanausbrüche. Zahlreiche, gewaltige Brände, die in diesem Sommer vor allem in Kanada und Sibirien loderten, setzten gewaltige Mengen an Aerosol frei, die sich nun über der gesamten Nordhemisphäre verteilen. Gerade in den vergangenen Tagen konnte von CAMS (Copernicus Atmosphere Monitoring Service) auf Satellitenbasis eine ungewöhnlich hohe Aerosolkonzentration über Mitteleuropa analysiert werden, die vornehmlich auf diese Brände zurückzuführen waren. Da zudem häufig wolkenarme Verhältnisse vorherrschten, konnte vielerorts das Purpurlicht bestaunt werden.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.08.2019

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