Sonniges und warmes Spätsommerwetter mit Temperaturen bis 30 Grad erwartet uns an diesem Wochenende. Ist das schon der "Altweibersommer"?
Die Tage werden kürzer, die Temperaturen sinken allmählich und die Sonne zeigt sich aufgrund der abnehmenden Tageslänge nicht mehr so lange wie in den Vormonaten - deutliche Vorboten für den Herbst. In den nächsten Tagen werden wir von diesen Erscheinungen aber nicht allzu viel merken. Gibt nun sogar der sogenannte "Altweibersommer" ein Gastspiel? Aus meteorologischer Sicht erfüllt das Wetter am Wochenende die Voraussetzungen dafür, kalendarisch gesehen allerdings passt es noch nicht ganz. Aber was ist überhaupt der Altweibersommer?
Die Namensherkunft des Altweibersommers hängt mit dem altdeutschen Wort "weiben" zusammen, was übersetzt "weben" bedeutet. Weil sich im September in den Morgenstunden häufiger als in den Vormonaten Tau auf Wiesen und Feldern absetzt, werden dort nun auch von Spinnen gewobenen Netze besonders gut sichtbar.
Beim Altweibersommer stellt sich eine frühherbstliche Hochdruckwetterlage ein, die zwischen dem 22. September und Anfang Oktober vorkommt. Ein Hochdruckgebiet, das sich im Frühherbst über Mitteleuropa bildet und zwischen einem Tiefdruckgebiet über dem Atlantik und einem weiteren über Osteuropa eingespannt ist, unterbricht dann den Tiefdruckeinfluss der Westwetterdrift. Die Höchsttemperaturen können nochmals um 30 Grad erreichen, die Nächte dagegen sind aufgrund abnehmender Tageslänge häufig von niedrigen Temperaturen gekennzeichnet. Der Süden Deutschlands profitiert im Regelfall deutlich mehr von dieser Wetterlage, denn im Norden wird in vielen Fällen durch das Heranführen von feuchter Luft die Bildung von Nebel- und Hochnebelfeldern begünstigt. In der Meteorologie wird, wie beim "Siebenschläfer" oder den "Hundstagen", von einer Singularität oder einem Witterungsregelfall gesprochen. Darunter werden Wetterereignisse verstanden, die mit einer hohen statistischen Wahrscheinlichkeit auftreten und hinsichtlich ihrer Temperaturen und Niederschläge vom sonst üblichen Jahresgang abweichen. Beim Altweibersommer ist mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent damit zu rechnen, dass sich besagte Hochdruckwetterlage im entsprechenden Zeitraum einstellt.
Beim aktuell zu erwartenden Spätsommerwetter kommt es zu solch einer Wetterlage, wobei sich am heutigen Freitag ein Hoch namens "Gaia" über den Britischen Inseln etabliert. Dieses Hoch bildet am Samstag und Sonntag eine Hochdruckbrücke aus, die vom Atlantik bis ins östliche Mitteleuropa reicht. Damit dreht die Strömung über Deutschland allmählich auf südliche Richtungen, sodass zunehmend warme Luft zu uns gelangt.
Nach einem noch teils wechselhaften Freitag mit vereinzelt leichtem Regen, aber schon hohen Temperaturen bis 27 Grad im Süden, setzt sich am Wochenende mehr und mehr der Sonnenschein durch. Die Höchsttemperaturen liegen am Samstag zwischen 22 und 27 Grad, in der Nordosthälfte bleibt es bei 17 bis 21 Grad noch etwas kühler. Am Sonntag wird es mit 24 bis 28 Grad noch wärmer, im Südwesten könnte es sogar örtlich einen heißen Tag mit Temperaturen von 30 Grad oder mehr geben. Im Norden allerdings tauchen am Sonntag neue Wolken einer Kaltfront auf, die nachfolgend wieder ein wenig Regen bringen und die Temperaturen dämpfen. Die Kaltfront sorgt zum Wochenanfang dann auch in den anderen Landesteilen für eine deutliche Abkühlung.
Das zu erwartende Wetter an diesem Wochenende erfüllt also alle Kriterien eines Altweibersommers, zumal es abends nun schnell abkühlt und die Nächte mit Tiefstwerten zum Teil unter 10 Grad recht frisch werden. Aber wie bereits erwähnt ist noch nicht die Zeit für den Altweibersommer, sodass man in diesem Fall wohl besser von Spätsommerwetter im Altweiber-Gewand sprechen kann?
Praktikant Daniel Meister (B.Sc. Student Geographie) und Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.09.2019
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