Das Thema des Tages beschäftigt sich heute erneut mit dem Herbststurm MORTIMER - einerseits mit seiner Bilanz der vergangenen Nacht, andererseits mit den heute noch zu erwartenden Ereignissen.
Das kleinräumige Sturmtief MORTIMER, das in der vergangenen Nacht von der Nordsee in die westliche Ostsee gezogen ist, hat uns eine stürmische Nacht beschert. Und auch am heutigen Montag geht es sehr windig weiter. Zwar wandert MORTIMER weiter nach Osten und erreicht am Abend das Baltikum, für unser Wetter bleibt er vorerst aber der entscheidende Spielgestalter.
Betrachtet man die maximalen Windgeschwindigkeiten in der letzten Nacht, so fällt auf, dass insbesondere der Nordosten von kräftigen Böen verschont geblieben ist. Von der Prignitz und vom Oderbruch im Süden bis zur Ostsee lagen die stärksten Böen nur um 45 km/h und damit unterhalb unserer DWD-Warnschwellen. Das war im übrigen Deutschland nur im Moseltal bei Trier und in kleineren Ecken am Niederrhein der Fall. Ansonsten gab es fast flächendeckend stürmische Böen (60-75 km/h), Sturmböen (75-90 km/h) oder sogar schwere Sturmböen (90-100 km/h).
Erwartungsgemäß ging es auf den Bergen mit orkanartigen Böen und Orkanböen noch etwas turbulenter zu. Den Spitzenreiter stellt dabei Baden-Württemberg, wo auf dem Feldberg im Schwarzwald 146 km/h gemessen wurden, dicht gefolgt vom sachsen-anhaltinischen Brocken mit 143 km/h. Zu mehr als 100 km/h konnten sich aber u.a. auch der Fichtelberg in Sachsen (120 km/h), das Weinbiet in Rheinland-Pfalz (118 km/h) und der Große Arber im Bayerischen Wald (117 km/h) aufschwingen. Abgesehen von den Bergen waren die Nordsee- und die schleswig-holsteinische Ostseeküste mit Maximalböen um 100 km/h am stärksten vom Sturm betroffen, aber auch im baden-württembergischen Niederstetten an der Grenze zu Bayern zeigte der Windmesser immerhin 97 km/h an.
Im weiteren Tagesverlauf sind vom Windfeld des Tiefs MORTIMER vor allem die östlichen Landesteile betroffen. Dabei sollen dort sehr verbreitet stürmische Böen oder Sturmböen auftreten. Auf den Bergen reicht es weiterhin für orkanartige Böen um 110 km/h, in tiefen Lagen hier und da für schwere Sturmböen, und in kräftigeren Schauern und lokalen Gewittern sind selbst in tiefsten Lagen orkanartige Böen nicht gänzlich ausgeschlossen. Die gute Nachricht: Von Westen lässt der Wind rasch nach, so dass zum Abend selbst an Oder und Neiße nur noch maximal steife Böen um 55 km/h zu erwarten sind.
Somit verabschiedet sich MORTIMER von uns, um in den kommenden Tagen über Finnland und dem Nordwesten Russlands sein weiterhin windiges Unwesen zu treiben. Uns bleibt aber leider nicht viel Zeit zum Durchschnaufen. Denn westlich von Irland steht schon jetzt Tief NILS parat, um in der Nacht zum morgigen Dienstag (zweite Nachthälfte) auf den Westen und Nordwesten Deutschlands überzugreifen. Damit legt der Wind wieder kräftig zu, und in den Hochlagen der Mittelgebirge muss erneut mit stürmischen Böen und Sturmböen gerechnet werden.
Das sich die Tiefdruckgebiete bei uns die "Klinke in die Hand geben", hat aber nicht nur Nachteile. Immerhin bringen sie auch verbreitet den so lange ersehnten Regen!
Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.09.2019
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