Bereits am vergangenen Wochenende sorgten "Zed" und "Arne", zwei atlantische Tiefdruckgebiete, für chaotische Bedingungen in Teilen von England, Frankreich und Italien. Damit ist das Ende der Tiefdruckserie jedoch noch nicht in Sicht.
Zurzeit ist in der Wetterküche über dem Atlantik einiges geboten. Bereits am vergangenen Samstag, dem 02.11.2019, sorgte Tief "Zed" im Süden Englands und im Bereich des Ärmelkanals mit orkanartigen Böen für chaotische Zustände. Vor der Südwestküste Englands wurden gegen 8 Uhr (MEZ) sogar 154 km/h von einem Schiff auf offener See gemessen.
Aber nicht nur England war am Wochenende von Unwettern betroffen. In der Nacht zum Sonntag hielt das Orkantief "Arne" den Südwesten Frankreichs sowie Nordspanien in Atem. Besonders in Frankreich kam es dabei zu zahlreichen Schäden: Bei Windgeschwindigkeiten von über 160 km/h, wurden viele Bäume entwurzelt. Abgerissene Äste und umgeworfene Bäume beschädigten Stromleitungen und sorgten im Südwesten Frankreichs für Stromausfälle in rund 140.000 Haushalten. Besonders traf es die Departements an der französischen Südwestküste Pyrenees-Atlantiques, Landes, Dordogne, Charente-Maritime, Charente und Gironde. Außerdem kam es zu zahlreichen Zugausfällen, teilweise mussten Straßen gesperrt werden. Spitzenreiter war übrigens die Station "Cap Ferret", einem vorgelagerten Kap im Departement Gironde, mit einer Windgeschwindigkeit von 163 km/h am frühen Sonntagmorgen.
Aber nicht nur Orkanböen hatte "Arne" im Gepäck. Auch Starkregenfälle sorgten für Überschwemmungen. Zudem schob der Sturm riesige Wellen von bis zu 15 Metern vor sich her, die an der französischen Atlantikküste spektakulär brachen. Südlich von Bordeaux musste ein Campingplatz evakuiert werden. In Marseille kamen bei einem kräftigen Gewitter innerhalb von nur einer Stunde 42 Liter pro Quadratmeter vom Himmel.
Der Name des Tiefs "Arne" ist in Frankreich allerdings eher unbekannt. Bei unseren französischen Nachbarn, die gefährliche Tiefdruckgebiete seit einigen Jahren ebenfalls benennen, ist das Tief besser als "Amélie" bekannt.
Im Laufe des Sonntags zog "Arne" dann über Frankreich hinweg in Richtung Deutschland, schwächte sich auf seinem Weg jedoch immer weiter ab. So traten im Bereich des Zentralmassivs noch Sturmböen, vereinzelt auch schwere Sturmböen auf. In Deutschland reichte es in der vergangenen Nacht zum Montag in tieferen Lagen meist nur für Windböen bis 62 km/h. Lediglich in höheren Berglagen, wie den Alpen, dem Schwarzwald oder im Harz wurden teils schwere Sturmböen verzeichnet. Die Wetterstation auf dem Feldberg im Schwarzwald registrierte auf einer Höhe von 1490 Metern immerhin noch 103 km/h.
Neben England und Frankreich wurden am Wochenende auch Teile von Südeuropa von Unwettern heimgesucht. Im Norden Italiens in der Region Ligurien und Piemont sorgten heftige Gewitter für sintflutartige Regenfälle und Überschwemmungen. Kräftige Fallwinde sorgten darüber hinaus für Böen bis Orkanstärke, die unter anderem im Badeort Lavagna zahlreiche Bäume umstürzten. Aber auch in der italienischen Region Kampanien sowie im Bereich der slowenischen und kroatischen Adriaküste wurden bei kräftigen Gewittern lokal bis zu 100 Liter pro Quadratmeter in wenigen Stunden gemessen.
Während Tief "Arne" heute nun von Polen ins Baltikum abzieht, vereinigt sich Tief "Zed" mit "Benedikt", einem weiteren atlantischen Tief, im Bereich der Britischen Inseln. In der Folge kommt das Tiefdruck-Duo allmählich südwärts in Richtung Frankreich voran und schickt weitere Ausläufer über Deutschland hinweg.
Aber damit ist das Ende der Tiefdruckserie vom Atlantik noch nicht in Sicht. Denn wer heute einen Blick weiter hinaus auf den nördlichen Atlantik riskiert, kann in den Wetterkarten bereits das nächste Tief namens "Carletto" in der Labradorsee vor der Küste Grönlands ausmachen. Dieses wird unser Wettergeschehen voraussichtlich ab Donnerstag beeinflussen und den unbeständigen Wettercharakter weiterhin aufrechterhalten.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.11.2019
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst