In diesem Monat können wir wieder einen der berühmtesten Meteorströme beobachten: Die Leoniden treten jährlich im November in Erscheinung. Sie sind aber nicht das einzige "Himmelshighlight" im November.
Zu bestimmten Zeiten des Jahres kann es - sofern Mondphase und Bewölkungsverhältnisse am Nachthimmel mitspielen - besonders romantisch werden. Denn dann kann man verstärkt Sternschnuppen am Himmel beobachten. Dies passiert genau dann, wenn die Erde auf ihrer Umlaufbahn um die Sonne einen sogenannten Meteorstrom (wird auch als Meteorschauer bezeichnet) durchquert. Diesen kann man sich als Teilchenwolke vorstellen, die aus den Auflösungsprodukten von Kometen oder seltener Asteroiden besteht und sich aus Staub, Eis und Gesteinsresten zusammensetzt. Passiert die Erde nun auf ihrer Umlaufbahn eine solche Teilchenwolke, können die meist sehr kleinen Teilchen von nur wenigen Millimetern in die Erdatmosphäre eintreten. Durch die hohe Geschwindigkeit beim Eintritt wird die Luft in der Umgebung durch Reibung auf mehrere Tausend Grad Celsius erhitzt. Aufgrund dieser starken Hitzeentwicklung verdampft das Teilchen und die umgebenden Luftmoleküle werden ionisiert. Dies erzeugt den allseits bekannten hellen Leuchtstreifen am Himmel, den wir als Sternschnuppe kennen.
In diesem Monat tritt einer der bekanntesten Sternschnuppenschauer, die sogenannten ?Leoniden?, am Himmel in Erscheinung, sofern dichte Wolken oder ein heller Mond keinen Strich durch die Rechnung machen. Seinen Namen erhält der Meteorstrom von dem Sternbild, in denen sich der "Radiant", also der Punkt, aus dem die Sternschnuppen scheinbar austreten, befindet. Dieser Ursprung befindet sich im Falle der Leoniden für den Beobachter auf der Erde im Sternbild Löwe (lateinisch ?Leo?). Der Komet, dessen abgelöste Partikel als Sternschnuppenschauer dabei auf die Erde niederprasseln, nennt sich 55P/Tempel-Tuttle.
Die Aktivität eines Meteorschauers wird in der Regel mithilfe der Kennzahl ZHR (zenithal hourly rate, engl.) beschrieben. Sie gibt die Anzahl der Sternschnuppen an, die an einem sehr dunklen, wolkenfreien Himmel zu beobachten wären, wenn der Punkt, in dem der Meteorschauer seinen Anfang zu nehmen scheint ("Radiant"), über dem Beobachter im Zenit steht.
Der Aktivitätszeitraum der Leoniden startete bereits am 6. November und wird am 30. November enden. Die besten Chancen, eine Sternschnuppe zu sichten, besteht in der Nacht zum Montag, dem 18. November gegen Mitternacht. Dabei ist mit einer ZHR von etwa 15 bis 20 zu rechnen. Aber auch in der Nacht zum Dienstag, dem 19., sollten einige Sternschnuppen am Nachthimmel unterwegs sein. Den Berechnungen von Mikhail Maslov, einem Forscher der Novosibirsk State Technical University, zufolge, könnte eine erste Zunahme der Sternschnuppen bereits schon am Samstag, dem 16. gegen 3 Uhr (MEZ) erfolgen und dabei sogar eine ZHR von bis zu 25 erreichen.
Damit ist die Anzahl der Sternschnuppen pro Stunde allerdings vergleichsweise gering. Denn bekannt wurden die Leoniden bereits im Mittelalter, als sie wesentlich aktiver waren. Damals erregten sie großes Aufsehen, als sie einige der stärksten, jemals beobachteten Sternschnuppenregen hervorbrachten. Entsprechend galt der November als der Sternschnuppenmonat schlechthin. Inzwischen weist der Strom meist jedoch nur noch ein schwaches Maximum auf. Lediglich alle 33 Jahre, wenn der Komet Tempel-Tuttle das Innere unseres Sonnensystems durchquert, kann die Zahl der Sternschnuppen kurzzeitig auf mehrere Tausend pro Stunde ansteigen. Im November 1833 sollen sogar bis zu 200.000 pro Stunde zu beobachten gewesen sein. Berechnungen zufolge soll eine ZHR von über 1000 erst wieder im Jahr 2094 erreicht werden.
Es gibt jedoch eine schlechte Nachricht für alle Fans dieser faszinierenden Himmelserscheinungen. Denn der Mond wird über weite Teile des Leoniden-Zeitraums sehr hell am Himmel stehen. Heute nimmt der Mond zunächst noch zu bis er schließlich am morgigen Dienstag, dem 12. November als volle Scheibe am Himmel erstrahlt. Zum Maximum der Leoniden in der Nacht zum 18. nimmt der Mond wieder ab, die Sichel sollte jedoch noch zu etwa 80% sichtbar sein, was die Beobachtung der Sternschnuppen erschweren wird. Darüber hinaus müssen aber natürlich auch die Bewölkungsverhältnisse mitspielen.
Die Leoniden sind jedoch nicht der letzte Meteorstrom in diesem Jahr. Im Dezember wird mit Spannung der nächste Sternschnuppenregen in Form der ?Geminiden? erwartet. Wer vom Nachthimmel nicht genug bekommt, kann in den Nächten im November übrigens auch einige Planeten unseres Sonnensystems erspähen. Kleines Highlight für Eingefleischte: Am heutigen Montag (11. November) zieht Merkur als kleiner schwarzer Punkt vor der Sonnenscheibe vorüber. Der Merkurtransit ist in der Theorie von Mitteleuropa aus gut zu beobachten. Bereits am frühen Nachmittag gegen 13:35 Uhr wird Merkur den "Rand" der Sonne berühren und wird im Laufe des Nachmittags als kleiner schwarzer Punkt über die Sonnenscheibe hinwegziehen. Allerdings können heute dichte Wolken oder Hochnebel häufig die Sicht auf die Sonne versperren. Beste Chancen auf freie Sicht hat man am Nachmittag wahrscheinlich im Osten. Dort sollten sich nur wenige Wolken am Himmel befinden. Für die Beobachtung des Ereignisses braucht man jedoch ein Teleskop mit sicherem Sonnenfilter oder Projektionsschirm. Oder sie schauen einfach in einer der Sternwarten vorbei, die speziell für dieses Ereignis öffnen werden.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.11.2019
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