Schneefälle im Bereich der West- und Südalpen sorgten bereits in den vergangenen beiden Tagen für chaotische Verhältnisse bei unseren Nachbarn. Auch am Wochenende ist in den Südalpen keine Entspannung in Sicht.
Derzeit bestimmt tiefer Luftdruck unser Wetter, wie man bereits im gestrigen Thema des Tages lesen konnte
(https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2019/11/15.html). Dabei war zunächst Tief ?GÜNTHER? für das wechselhafte Wetter in Deutschland verantwortlich. Am Freitag wurde ?GÜNTHER? jedoch im Bereich des Ligurischen Meeres von ?HEINER? abgelöst. Dieser zog in der vergangenen Nacht über uns hinweg und sorgt im heutigen Tagesverlauf vor allem noch im Norden noch für "Schmuddelwetter".
Während die beiden Tiefs das Wetter in Deutschland vielleicht nicht angenehm gestalteten, verursachten sie in anderen Regionen Europas jedoch durchaus Chaos. Bereits im Laufe des vergangenen Donnerstags (14.11.2019) zogen kräftige Niederschläge auf die Westalpen zu, die besonders in höheren Lagen für starke Schneefälle sorgten. Dabei traf es besonders den Südosten Frankreichs: Durch die Schneelast kam es dabei nicht nur zu Astbrüchen, tragischerweise wurde sogar ein Mann von einem Baum erschlagen, welcher der Schneelast ebenfalls nicht mehr standhielt. Außerdem mussten in vier Départements etwa 300.000 Haushalte ohne Strom auskommen. Zahlreiche LKW blieben auf den eingeschneiten Straßen liegen, viele Straßen und Bahnstrecken wurden aufgrund der Schneemassen und umgefallenen Bäumen gesperrt und blieben auch teils am Freitag noch den ganzen Tag unpassierbar. In einigen Regionen blieben sogar die Schulen geschlossen. Laut dem französischen Wetterdienst konnten bis zu 21 cm Neuschnee in Grenoble-St-Geoirs gemessen werden, eine Wetterstation in Montelimar verzeichnete sogar knapp 48 cm Neuschnee in nur 18 Stunden.
In der Nacht zum gestrigen Freitag verlagerten sich die Niederschläge dann südlich des Alpenhauptkamms über die Schweizer Südalpen bis nach Südtirol, am Freitag dann bis nach Oberkärnten und Slowenien. Für Lagen oberhalb von 1000 m riefen Meteo Schweiz und die ZAMG (Wetterdienst Österreichs) sogar die höchste Warnstufe aus: In etwa 36 Stunden rechneten die Meteorologen mit bis zu 90 cm Neuschnee. Am Wenghorn auf etwa 2500 Metern im Kanton Wallis konnten in 24 Stunde sogar 92 cm registriert werden. Zeitweise wurde auch in tieferen Lagen Schneefall verzeichnet. Dazu kam dort auch noch eine stramme südliche Strömung: In Gipfellagen wurden Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 160 km/h gemessen. Dies führte nicht nur zu großen Schneeverwehungen. Im Berner Oberland mussten 200 Touristen in einem Bergrestaurant übernachten und konnte erst am Freitagmorgen evakuiert werden. Zudem wurde in der Schweiz für Lagen oberhalb von 2400 Metern die Lawinengefahr auf die zweithöchste Warnstufe 4 von 5 hochgestuft. Auch in Österreich wurde vor einer erhöhten Lawinengefahr gewarnt, die durch umfangreiche Triebschneeablagerungen aufgrund der hohen Windgeschwindigkeiten noch verschärft wird.
Damit aber nicht genug: Auch am Samstag und Sonntag muss in Osttirol und Oberkärnten sowie von den Dolomiten bis zu den Julischen Alpen (Nordost-Italien und West-Slowenien) mit weiteren Schneefällen gerechnet werden. Dabei schwankt die Schneefallgrenze zum Teil stark zwischen 1000 und 2000 Metern, allerdings kann sie inneralpin auch zeitweise bis in tiefste Lagen absinken. So sind innerhalb von drei Tagen (den gestrigen Freitag eingeschlossen) selbst in einigen tieferen Lagen 20 bis 60 cm Neuschnee möglich, in Gipfellagen können sich die Mengen lokal sogar auf bis zu zweieinhalb Meter akkumulieren. Außerdem kann es bei kräftigem Südwind zu weiteren Schneeverwehungen kommen, Bäume können unter der Schneelast auf Straßen, Schienen und Stromleitungen stürzen und bei dem aufgeweichten Boden sind selbst Muren und Überschwemmungen möglich. Entsprechend muss mit Behinderungen auf Straßen und im Bahnverkehr gerechnet werden.
Auch in der kommenden Woche wird der Tiefdruckeinfluss über Mitteleuropa nicht weichen. Zwar lassen die Niederschläge im Bereich der Südalpen zeitweise etwas nach, dennoch können sich weitere Niederschläge am Montag und am Dienstag regional auf bis zu 100 l/qm akkumulieren. Weiterer Schnee für das höhere Bergland ist dabei ebenfalls garantiert.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.11.2019
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