? Und das Ringen beim Klimagipfel geht weiter


Eigentlich sollte die Weltklimakonferenz in Madrid schon gestern zu Ende sein, doch weil in den wichtigen Punkten keine Einigung erzielt wurde, gehen die Verhandlungen heute in die Verlängerung.


Am 6. Dezember, zu Beginn der COP 25, wurde an dieser Stelle schon über den diesjährigen Klimagipfel berichtet (Link siehe unten). Das Abschlussplenum, das eigentlich für den gestrigen Freitagabend geplant war, wurde jedoch verschoben: Zu weit liegen die Vorstellungen der einzelnen Staaten auseinander, wie und wie schnell Klimaschutz betrieben werden soll. Und eine Einigung ist noch immer nicht in Sicht.

Heute Vormittag legte die chilenische Präsidentschaft einen Textentwurf vor, der vergangene Nacht erarbeitet wurde. Die Reaktionen darauf waren alles andere als positiv: Im Plenarsaal wurde er von der Mehrheit als unzureichend zurückgewiesen, Vertreter verschiedener Umwelt- und Entwicklungsorganisationen äußerten sich schockiert über die schwachen Klimaschutzambitionen. Man sei an einem Kipppunkt der Konferenz, heißt es; andere reden gar von einem Scheitern.

Nach Einschätzung der Nichtregierungsorganisationen sind die bisherigen Ergebnisse in keinem der zentralen Verhandlungsthemen annähernd zufriedenstellend. Es drohe der Rückfall hinter das Pariser Klimaabkommen - von einer Anhebung der Ambitionen, also der Anstrengungen der Klimaschutzanstrengungen könne nicht im Ansatz die Rede sein.

Vor allem in folgenden Fragen besteht Uneinigkeit:

- Wie wird der Handel von Klimaschutzgutschriften geregelt (Stichwort "Carbon markets" im Artikel 6 des Pariser Abkommens)? Dabei geht es grob gesagt darum, dass Staaten auch in anderen Ländern in den Klimaschutz investieren können, um damit ihre eigene Bilanz aufzubessern. Doppelzählungen und Gutschriften aus vergangenen Jahren gelten dabei jedoch als "Schlupflöcher" bzw.
Klimaschutz-kontraproduktiv.
- Soll die Einhaltung der nationalen (derzeit freiwilligen) Klimaziele überprüft werden und wie?
- Wer zahlt die Schäden durch den Klimawandel?

Derzeit erscheint es als gut möglich, dass Teile der Differenzen ungeklärt auf die kommende Klimakonferenz 2020 in Glasgow verschoben werden.

Für einen kurzfristigen Hoffnungsschimmer hatte am Freitagmorgen die Nachricht gesorgt, dass sich die EU grundsätzlich auf Klimaneutralität bis 2050 geeinigt habe. Zwar haben sich mittlerweile neben der EU weitere Länder das Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu werden, jedoch zeigen sich Staaten wie Brasilien, Saudi-Arabien, Russland oder die USA nach wie vor als "Bremser" bei Klimaschutzbemühungen.

Prof. Johan Rockström, Direktor am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung forderte einen großen Wurf von der Staatengemeinschaft: "Wir müssen anerkennen, dass das Budget für Treibhausgase begrenzt ist ? und die Zeit ebenso". Auch das diesjährige Motto des Klimagipfels "Time for Action" machte diese Dringlichkeit deutlich.

Nun scheint sich jedoch einmal mehr zu bewahrheiten, was UN-Generalsekretär Antonio Guterres schon zu Beginn der Konferenz bemängelte: "Was fehlt, ist der politische Wille".


Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.12.2019

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