Typisch deutsches Weihnachtswetter steht an. Schnee bleibt verbreitet ein Traum. Stattdessen schüttelt Tief "Cedric" Teile Deutschland durch und hinterlässt eine nasse und mäßig kalte bis milde Spur.
Derzeit liegt Deutschland im Zustrom mäßig kalter bis milder Meeresluft, sodass die Temperaturen bei Werten von 6 bis 12 Grad weit entfernt vom winterlichen Niveau liegen. Zudem konnte sich zwischen einer Tiefdruckzone über Nordeuropa und hohem Luftdruck über Südwesteuropa eine "Tiefautobahn" ausbilden, auf der wiederholt kleinere Randtiefs und deren Ausläufer vom Atlantik bis nach Mitteleuropa wandern. Vor allem am 24. Dezember, also am Heiligabend, steht Deutschland voll im Fokus des Sturmtiefs "Cedric", der Deutschland von West nach Ost überquert und das Wetter unbeständig und vor allem in der Südhälfte auch windig bis stürmisch gestaltet.
An Heiligabend dominiert in der Südhälfte des Landes auf der Südseite des Tiefs zunächst weiter milde Meeresluft, sodass Schneeflocken dort wohl nur oberhalb von etwa 1000 bis 1200 Metern zu finden sein werden. Allerdings können in größeren Höhen durchaus beträchtliche Neuschneemengen zusammenkommen. In tiefen Lagen bleibt es im Süden und Teilen der Mitte einfach nur ungemütlich nass. Neben den Niederschlägen weht auch der Wind in der Südhälfte ruppig. Während in tiefen Lagen starke oder steife Böen (Bft 6-7) zu erwarten sind, zieht "Cedric" im Bergland mit Sturmböen oder schweren Sturmböen (8-10) über das Land. In der Nordhälfte wird auf der Nordseite des Tiefs jedoch schon kühlere Luft angesaugt, sodass im Harz und dem Thüringer Wald die Niederschläge bis zum 1. Weihnachtstag bis auf 500 bis 600 Meter in Schnee übergehen. Allerdings lassen die Niederschläge auch nach, sodass nur wenige Zentimeter Schnee vorübergehend den Boden bedecken. Im Erzgebirge halten die Regen- und Schneefälle dagegen mit Winddrehung länger an und können so zumindest die mittleren und höheren Lagen in ein weißes Winterkleid hüllen.
Ab dem 25. Dezember kommt Deutschland bei zunehmendem Zwischenhocheinfluss auf der Rückseite des nach Osten abziehenden Tiefs "Cedric" vorübergehend in eine nordwestliche Strömung, mit der Polarluft ins Land gelangt. Da die Luft allerdings den Weg über die Nordsee bzw. den Nordatlantik nimmt, wird sie durch die noch deutlich positiv temperierte See von unten erwärmt. Temperaturen zwischen 4 und 9 Grad sind die Folge, sodass auch über die restlichen Weihnachtstage ein Wintereinbruch bis in tiefe Lagen ein Traum bleibt. Anders sieht es in den mittleren und höheren Lagen der östlichen Mittelgebirge und der Alpen aus. Mit Winddrehung auf Nordwest kann sich auch im Süden die erwärmte Polarluft durchsetzen. Im Stau der Alpen, des Erzgebirges und des Bayerischen Waldes sind dann längere anhaltende Niederschläge möglich. Mit dem zwischenzeitlichen Absinken der Schneefallgrenze auf 600 bis 800 Metern kann sich dort die eine oder andere Region dann noch über eine geringe Neuschneeauflage freuen und zumindest einen Teil von Weihnachten "weiß" genießen.
Doch schon ausgangs des zweiten Feiertages kündigt sich von Westen wieder Ungemach an. Ein neues Tief schickt neben dicken Wolken auch wieder deutlich mildere Temperaturen. In den Tagen nach Weihnachten steigt die Schneefallgrenze somit wieder in ungewollte Höhen über 1000 bis 1300 Meter an und überlässt die tieferen Regionen des Landes einer ungemütlichen nassen und mäßig kalten bis milden Witterung.
Erst zum Ausklang des Jahres deutet sich ein Wetterumschwung an. Auf der Westflanke eines hochreichenden Tiefs soll nach derzeitigem Stand von Norden deutlich kältere Luft nach Deutschland dringt. Während an Silvester die Höchstwerte nochmals verbreitet zwischen 3 und 10 Grad liegen, sind am 1. Januar noch Werte zwischen 0 Grad an den Alpen und 8 Grad an der See zu erwarten. Bevorzugt im Nord- bis Nordweststau der Mittelgebirge und der Alpen könnte dann auch eine Ladung Schnee im Angebot stehen.
Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.12.2019
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