"Weiße Weihnachten" können sich die meisten Menschen in Deutschland dieses Jahr abschminken. Auch sonst fehlt vom Winterwetter bisher fast jede Spur. Ein Blick in die Zukunft macht wenig Hoffnung für Winter- und Schneefans.
Das diesjährige Weihnachtsfest verläuft in den meisten Regionen Deutschlands grün und ohne Schnee. Diesen findet man nur auf den höchsten Gipfeln oberhalb von 1000 m. Die Zugspitze auf 2964 m Höhe hatte am heutigen Weihnachtsmorgen um 7 Uhr eine Schneehöhe von 150 cm und der Feldberg im Schwarzwald auf 1490 m immerhin eine von 74 cm. Weiter unten aber heißt es: 0 cm.
Selbst ein Blick auf die Schneebedeckung in Europa zeigt (siehe dazu die Grafik unter
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2019/12/25.html), dass auch die Menschen in vielen anderen Gebieten unseres Kontinents mit grünen Weihnachten (sofern das Fest dort gefeiert wird) vorliebnehmen müssen. Wenigstens in Island, in weiten Teilen Skandinaviens und in Nordrusslands kann man sich über eine glitzernde weiße Pracht bzw. die vielgewünschten "weißen Weihnachten" freuen. Weiter südlich gibt es Schnee meist jedoch nur im höheren Bergland wie beispielsweise in den Alpen und in den Pyrenäen.
Blickt man zurück auf den seit dem 1. Dezember laufenden meteorologischen Winter, so fällt die Bilanz für Deutschland äußerst nüchtern aus. In den ersten 24 Tagen des am 29. Februar 2020 (ein Jahr mit Schalttag) endenden dreimonatigen Zeitraums wurde an über 80 % der Wetterstationen unterhalb von 400 Metern noch kein einziger Tag mit einer Schneedecke registriert. An vielen Orten konnte man noch nicht einmal eine Schneeflocke sichten. Ähnliche Zahlen ergeben sich, wenn man auf die Zahl der Eistage (Tageshöchsttemperatur unter 0 Grad) schaut, wobei ebenfalls über 80 % der Tiefland-Stationen in Deutschland keinen solchen vorweisen können. Zumindest gab es im Durchschnitt aber etwa 7 Nächte mit zumeist leichtem Frost. Kaum verwunderlich bei all diesen Zahlen ist, dass der Dezember voraussichtlich deutlich zu warm ausfallen wird.
Hintergrund des bisher zu milden Winters sind die Großwetterlagen, die nicht nur Deutschland, sondern weiten Teilen Europas die Schneearmut brachten. Dabei sorgten Tiefdruckgebiete mit westlicher Strömung immer wieder für die Zufuhr milder Atlantikluft oder mit südwestlicher bzw. südlicher Strömung für die Zufuhr noch milderer Luft vom Mittelmeer und dem nördlichen Afrika. Nördliche oder östliche Strömungen dagegen waren, so sie denn mal aufkamen, nur von kurzer Dauer, sodass sich kalte Luft bei uns gar nicht erst breitmachen konnte.
Die Aussichten für die kommenden Tage versprechen - sofern man Winterwetter bzw. Schnee mag - wenig Verheißungsvolles. Bis zum kommenden Wochenende wird der Tiefdruckeinfluss zwar von einem kräftigen Hoch mit Schwerpunkt über Mitteleuropa abgelöst, richtig kalt wird es damit aber auch nicht. Immerhin wird die Tageshöchsttemperatur dann nur noch im unteren einstelligen Bereich liegen und in den Nächten gebietsweise Frost vorkommen. Zum Jahreswechsel deutet sich aber schon wieder eine Rückkehr zum zuvor eingeschlagenen Kurs mit Tiefdruckgebieten an, die erneut milde oder sehr milde Luft zu uns schaufeln werden. Der Winter hingegen kocht damit wohl weiter auf Sparflamme und zeigt uns im sprichwörtlichen und nicht im thermischen Sinn erneut seine kalte Schulter.
Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.12.2019
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