Kaum Schnee, aber immerhin Nachtfröste: es wird ein bisschen, aber auch nur ein kleines bisschen winterlicher!
Auf seine alten Tage versucht sich das Jahr 2019 tatsächlich nochmal daran, der (Winter-)Jahreszeit entsprechendes Wetter zu kreieren. Nachdem Weihnachten gewohnt grün und relativ mild über die Bühne ging (Ausnahmen bestätigen die Regel), gehen die Temperaturen an diesem letzten Wochenende des Jahres so weit zurück, dass es zumindest mal verbreitet für leichte bis mäßige Nachtfröste reicht. Zwar bleibt Schnee weiterhin Mangelware, aber unter der fast persistent anmutenden mitteleuropäischen "Wärmeglocke" ist man als Winterfan ja ziemlich genügsam geworden.
Am Rande von Skandinavienhoch WILTRUD dreht die Strömung über Mitteleuropa zurzeit auf nördliche Richtungen. Dadurch kann vor allem in den unteren Troposphärenschichten ein Schwall kälterer Polarluft nach Deutschland gelangen. Die für die thermischen Qualitäten der Luftmasse charakteristische Temperatur auf der 850-hPa-Druckfläche, die sich in rund 1500 Metern Höhe befindet, geht bis Samstagfrüh auf Werte zwischen 0 Grad im Westen und knapp -10 Grad im Osten zurück. Legt man das vieljährige Temperaturmittel von 1979-2010 zugrunde, bedeutet das immerhin eine doch recht verbreitet negative Abweichung von -1 bis -4 Grad. Im Laufe des Samstags und Sonntags wandert Hoch VANESSA, das sich am heutigen Freitag noch über Nordspanien befindet, nach Mitteleuropa, sodass der Zustrom der Polarluft abreißt. Das Glück des Winterfreundes ist, dass sich die zur Ruhe kommende Luftmasse in den noch sehr langen Nächten bodennah trotzdem weiter abkühlen kann.
Nach einem noch verhältnismäßig milden heutigen Freitag, der Höchsttemperaturen zwischen +2 und +10 Grad bringt, kühlt es in der Nacht zum Samstag schon fast überall auf frostige Werte zwischen -1 und -5 Grad ab. In höheren Muldenlagen sowie über Schnee in den Alpen reicht es sogar schon für mäßigen Frost unter -5 Grad.
In den beiden darauffolgenden Nächten wird es dann noch kälter. Dann muss zumindest bei länger klarem Himmel ziemlich verbreitet mit mäßigem Frost zwischen -5 und -9 Grad gerechnet werden, über Schnee in den Alpentälern örtlich mit strengem Frost unter -10 Grad. Ausnahmen bilden die Küstenregionen und das Norddeutsche Tiefland, wo Wolken und Wind eine effektive Auskühlung verhindern und das Quecksilber allenfalls wenige Grad unter den Gefrierpunkt sinkt. Auch in den Regionen, wo sich Nebel und Hochnebel bilden, fällt der Frost etwas milder aus.
Es sind aber dann gerade diese, sich am Samstag und Sonntag tagsüber mitunter nur sehr behäbig auflösenden Nebel- und Hochnebelfelder, die dazu führen, dass es regional leichten Dauerfrost geben wird - ja, sie hören richtig: Dauerfrost! Ein aus dem deutschen Sprachgebrauch schon fast vergessenes Wort. Prädestiniert dafür dürften die typischerweise nebelanfälligen Flussniederungen im Süden und Südosten Deutschlands sein. Ansonsten sorgt das kräftige Hoch VANESSA nicht nur für einen beherzten Ausschlag des Zeigers ihres Barometers in Richtung "Schön" (Luftdruck auf Meeresniveau um oder über 1040 hPa), sondern tatsächlich auch draußen für freundliches, vor allem im höheren Bergland sehr sonniges Wetter. Dann kann sich die Temperatur allerdings nicht im Frostbereich halten, vielmehr reicht es dann zumindest für ein paar Stunden "Plusgrade", im Westen vielleicht sogar für 7 oder 8 Grad. Im Norden macht sich die Sonne zwar rarer, dort ist es aber so oder so aus der Nacht heraus schon überwiegend frostfrei.
Ob dieser Anflug vom Winter bis Silvester schon wieder passé sein wird und ob das neue Jahr 2020 im Hinblick auf Schnee und Kälte alles "besser" macht, erfahren Sie in den kommenden Tagen sicherlich an dieser Stelle.
Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.12.2019
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