Der Jahreswechsel steht kurz bevor und eine Frage brennt vielen Menschen unter den Fingernägeln: Werde ich mein teuer erstandenes Feuerwerk sehen können?
Der Jahreswechsel ist für viele etwas Besonderes. Das alte Jahr wird hinter sich gelassen und ein neues beginnt. Der Wechsel von einem Jahr zum anderen wird vielerorts mit lautem Geschrei oder "Geknalle" vollzogen. In einigen Kulturen möchte man mit der Lautstärke die bösen Geister vertreiben und so in ein leichteres, vom "Bösen" befreites neues Jahr starten. Meist ist es aber einfach nur schön bunte Sterne und Punkte am Himmel zu sehen.
Da der Erwerb von Feuerwerk recht teuer ist, stellt sich nun die Frage, ob denn vom bunten Treiben am Himmel etwas zu sehen sein wird oder ob die bunten Schweife und Buketts im Nebel verschwinden. Die Antwort auf diese Frage ist leider nicht ganz eindeutig.
Im Norden, die Großstädte Hamburg und Bremen eingeschlossen, stehen die Chancen sehr gut auf wolken- und nebelfreies Wetter. Die Luft ist dort noch trocken. Im Süden ist die Luft ebenfalls relativ trocken, allerdings kann sich in Gewässernähe (vor allem an Donau und Rhein) sowie in einigen Tal- und Beckenlagen Nebel bilden, der sich im Laufe der Nacht örtlich verdichten kann. Erst recht, wenn durch Feuerwerk und Knallkörper vermehrt sogenannte Kondensationskerne in die Luft getragen werden. An diesen Kleinstpartikeln kondensiert die feuchte Luft und es bildet sich schnell eine trübe Nebelsuppe.
Über der breiten Mitte Deutschlands befindet sich noch feuchte Luft der schwachen Kaltfront, die heute von Norden hereingezogen ist und örtlich auch etwas Sprühregen gebracht hat. Diese feuchte Luft wird sich in den Abendstunden mit steigendem Luftdruck langsam gen Boden senken und dabei verdichten. Die tiefe Wolkendecke wird also dichter und wenn sie den Boden erreicht, ist es neblig. Wo genau es beim Absenken Wolkenlücken geben wird und wo es dicht bleibt, lässt sich schwer sagen. Die Wolkenobergrenze wird voraussichtlich zwischen 400 m (nördlich der Mittelgebirge) und 900 m (zentrale Mittelgebirge) liegen, sodass einige Berge und Kämme aus den Wolken herausragen.
Ein weiterer Grund für die nicht ganz einfache Einschätzung der Nebellage sind die oben bereits angesprochenen Kondensationskerne. Sie verändern die Wettersituation sehr schnell und lokal unterschiedlich. Eine Berechnung des anthropogenen Eintrags und der Auswirkungen auf die Sicht sind aktuell nicht möglich. Fakt ist: Je mehr geknallt wird, umso mehr Kondensationskerne befinden sich in der Luft und umso leichter bildet sich Nebel. Ist die Luft feucht, ist der Nebel schnell dicht und löst sich nur schwer auf. Da vor allem in den größeren Städten umfangreiches Feuerwerk zu erwarten ist, ist dort die Wahrscheinlichkeit für Nebel besonders hoch.
Egal wo und wie Sie den Jahreswechsel begehen: Sollten Sie sich draußen aufhalten, empfehlen sich Schal und Handschuhe. In den meisten Regionen ist es nachts frostig, an den Küsten weht ein spürbarer Wind, der die leicht positiven Tiefstwerte gefühlt kälter erscheinen lässt. Niederschlag ist keiner zu erwarten, allerdings kann sich im dichten Nebel Feuchtigkeit an Gegenständen und auf Straßen und Wegen absetzen. Kombiniert mit Frost besteht dann die Gefahr von Glätte.
Ob Sie nun Feuerwerk bestaunen (können) oder den Jahreswechsel ruhig und ohne Knallerei verbringen, die Autorin wünscht Ihnen einen guten Start ins neue Jahr und ein erfülltes 2020.
Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 31.12.2019
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