Am Wochenende setzt sich tatsächlich mal etwas kältere Luft in Deutschland durch. Was der Winter mit uns noch vorhat, lesen Sie im heutigen Thema des Tages.
Zweistellige Höchstwerte tagsüber und Nächte, die sich regional schon fast wie kühle Sommernächte anfühlen. Vielerorts findet der Winter derzeit nur im Kalender statt. Klar, vor allem im Südosten war es in manchen Nächten auch verbreitet frostig und in einigen Mittelgebirgshochlagen liegt sogar das von Winterfans so heiß begehrte Weiß: Fichtelberg - 13 cm, Großer Arber - 48 cm, Feldberg (Schwarzwald) - 51 cm. Auch die mittleren und höheren Lagen der Alpen tragen ein weißes Kleid (Wendelstein 66 cm, Fellhorn 74 cm, Zugspitze 143 cm), während sich die tiefen Lagen am Alpenrand eher in weiße Lumpen gehüllt präsentieren (z.B. Reit im Winkl - 5 cm). Deutschlandweit betrachtet wird es unterhalb von 1000 m somit schon sehr übersichtlich, was Meldungen von Schneehöhen über 0 cm angeht.
Doch offensichtlich hat der Winter jetzt tatsächlich mal einen Blick auf den Kalender geworfen, wenngleich - so viel sei an dieser Stelle bereits verraten - wohl nur mit einem halben Auge. Zum Wochenende bringt nämlich Tief HEIKE, das sich knapp nördlich der Färöer-Inseln befindet, mit seiner Kaltfront neben Niederschlägen auch deutlich kältere Luft nach Deutschland. Das führt letztlich dazu, dass - halten Sie sich fest - die Schneefallgrenze (interessanterweise kennt die automatische Rechtschreibkorrektur dieses Wort noch) in der Nacht zum Samstag sinkt und zwar auf rund 800 m, im Westen sogar auf etwa 600 m.
Das Spielchen setzt sich am Samstag fort: Oberhalb von 400 bis 600 m geht der Regen in Schnee über. Allerdings werden die Niederschläge dann hauptsächlich als Schauer fallen. Das bedeutet zum einen, dass es nicht jeden trifft, zum anderen, dass je nach Intensität auch mal bis in tiefe Lagen Flocken mit am Start sind. Denn bei kräftigen Schauern wird zum einen mit dem Niederschlag auch kalte Luft aus der Höhe mit nach unten "gerissen", wodurch das Schmelzen des Schnees während des Fallens verzögert wird. Zum anderen wird der Luft durch das Schmelzen des Schnees Energie entzogen, wodurch die Temperatur innerhalb des Niederschlagsgebiets sinkt.
Nennenswerte Mengen dürften allerdings wohl nur an und in den Alpen zusammenkommen. Dort werden rund 5 bis 10 cm, im Stau auch um 20 cm Neuschnee (bis Sonntagfrüh) erwartet.
Die Schauerei hält auch in der Nacht zum sowie am Sonntag selbst noch an, wenngleich etwas gedämpfter als noch am Samstag. Nachdem sich die Schneefallgrenze über die Nacht hinweg bei rund 300 m aufhält, pendelt sie sich am Sonntag zwischen 400 und 600 m ein. Vor allem an den Alpen fällt staubedingt noch etwas Schnee, ansonsten muss sich der Winterfan mit einzelnen Schauern zufriedengeben, die aber eben zumeist nur noch im Bergland mit der festen Phase des Wassers dienen können.
Am Montag ist es dann aber schon wieder vorbei in Sachen Schneefall. Etwas Wochenendschnee mit in die neue Woche zu nehmen, wird wohl nur den Hochlagen der Mittelgebirge, den Alpen und teilweise auch noch dem südlichen Alpenvorland vorbehalten sein. Der Winter zeigt sich in den Folgetagen dann am ehesten noch im sich einstellenden Temperaturniveau: In der Mitte und im Süden tagsüber 0 bis 6, nachts frostig. Und der Norden? Tagsüber 5 bis 7, nachts weitgehend frostfrei. Das ist dann statt Winterhauch wohl doch eher Wintergeheuchel.
Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.01.2020
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