Russische Medien berichteten diese Woche vom bisher wärmsten Januar in der Geschichte Sankt Petersburgs und Moskaus. In weiten Teilen Europas war es im vergangenen Monat ebenfalls zu warm. Eine kurze Rückschau.
In diesem Winter fiel im Wetterbericht bisher häufig die Formulierung "viel zu mild für diese Jahreszeit". Dieser Wortlaut ist nicht nur für die Temperaturanalyse des Monats Januar bezeichnend, aber gerade dieser Monat fällt besonders auf. Die Analyse der 2m-Temperatur im Januar 2020 zeigt über weiten Teilen Europas, um nicht zu sagen fast in ganz Europa, eine positive Abweichung. Mit etwa 3,1 Kelvin über dem Mittel war es der bisher wärmste Januar seit Beginn der Aufzeichnungen (Vergleichsperiode 1981-2010). Besonders stechen dabei der Nordwesten Russlands, Skandinavien und das Baltikum hervor. Exemplarisch soll in diesem Artikel über drei europäische Städte berichtet werden.
In der finnischen Hauptstadt Helsinki ist üblicherweise im Januar eine Durchschnittstemperatur von -3,9 Grad zu erwarten. Aber mit +3,0 Grad war es im Mittel 6,9 Kelvin zu warm. In St. Petersburg wichen die Temperaturen sogar um 9,4 Kelvin nach oben ab. Typischerweise ist es im Januar in der Hafenstadt an der Newa -7,9 Grad kalt, doch im zurückliegenden Monat wurde dort eine Durchschnittstemperatur von +1,5 Grad gemessen. Auch in der russischen Hauptstadt Moskau wurde eine positive mittlere Temperatur im Januar gemeldet. Mit +0,1 Grad war es ebenso 9,4 Kelvin wärmer als üblich. Sehr beeindruckend ist, dass durch die Rekordabweichung die Durchschnittstemperatur überhaupt das erste Mal in der Geschichte der beiden russischen Städte im positiven Bereich lag. Es war in einem Januar, der üblicherweise der kälteste Monat in Russland ist, also noch nie so warm wie in diesem Jahr. Dem wissenschaftlichen Direktor des hydrometeorologischen Zentrums nach wurde der Allzeitrekord der Durchschnittstemperatur im Januar im gesamten europäischen Teil Russlands um 1,6 Grad überboten (Quelle: The Moscow Times).
Bereits im Thema des Tages vom 26. Januar 2020 wurde der "Schuldige" für die anhaltend milde Witterung im Januar gefunden: der Polarwirbel. Dieses mit Kaltluft angefüllte Höhentief befand sich im vergangenen Monat mit besonders starker Ausprägung mit seinem Zentrum über Neufundland und Grönland. Folglich lag die Frontalzone im Januar sehr weit über dem Norden des europäischen Kontinents. Diese Zone trennt subtropische Luftmassen im Süden von polaren Luftmassen im Norden und ist der Bereich in der Atmosphäre, an der sich die Tiefdruckgebiete entwickeln. So zogen die Druckgebilde in den vergangenen 30 bis 40 Tagen häufig sehr weit nördlich über unseren Kontinent hinweg und weite Teile Europas lagen immer wieder in einer südwestlichen bis westlichen Strömung. Die warme Luft aus subtropischen Breiten konnte somit immer wieder weit nach Norden vorstoßen, während Ausbrüche polarer Luft bis in die mittleren Breiten verhindert wurden.
Bezeichnend ist auch die Anzahl der Tage, an denen die Temperatur in den erwähnten Städten nicht über 0 Grad hinauskam. In Moskau gab es im gesamten Januar nur vier dieser Eistage, in St. Petersburg waren es sogar nur zwei und in Helsinki gab es keinen einzigen. Obwohl es im Januar auch bei uns in Deutschland deutlich zu mild war, gab es hierzulande Orte mit mehr Eistagen. In Gelbelsee in Bayern wurden bspw. sechs Eistage im Januar verzeichnet.
Und wie geht es mit dem Wetter weiter? Eine durchgreifende "Einwinterung" mit negativen Temperaturabweichungen ist sowohl in Russland als auch bei uns in Deutschland in nächster Zeit nicht in Sicht. Schon am kommenden Wochenende dreht die Strömung wieder auf West bis Südwest und mit einer regen Tiefdruckaktivität über dem Norden Europas wird es bei uns stürmisch. Winterwetter sieht anders aus?
Dipl.-Met. Julia Fruntke
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.02.2020
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