Sabine geht, der Wind bleibt. Eine Nachlese zum Orkan und ein kurzer Blick auf die weiterhin windigen Aussichten.
Geschlossene Schulen, abgesagte Großveranstaltungen und mitunter eingestellter Verkehr auf den Schienen und in der Luft. Die Vorkehrungen bzgl. Orkan Sabine waren zum Teil beträchtlich, aber ohne Frage berechtigt, blickt man auf die Schadensmeldungen: Stromausfälle, umgestürzte Bäume, abgedeckte Dächer, etc. In Bayern stellte die Deutsche Bahn am gestrigen Montagvormittag sogar den gesamten Zugverkehr ein. Wohl dem, der sich einen "Home Office"-Tag einrichten konnte.
Dazu gab es laut Medienangaben leider auch einige Verletzte, bei unseren europäischen Nachbarn seien sogar mindestens vier Menschen ums Leben gekommen.
Richten wir unseren Blick nun aber auf die Meteorologie, respektive auf die gemessenen Windgeschwindigkeiten. Bereits am vergangenen Sonntagmittag brachte SABINE der Nordseeküste die ersten 10er-Böen (schwere Sturmböen, Windstärke 10) um 90 km/h. Im Anschluss weitete "sie" ihr Sturmfeld Stück für Stück nach Süden aus, das Montagfrüh schließlich auch den Südosten Bayerns erreichte.
Dabei kam es im Tiefland verbreitet und wiederholt zu stürmischen Böen bzw. Sturmböen zwischen 60 und 85 km/h (Windstärke 8 bis 9), am heftigsten zur Sache ging es allerdings einerseits im Umfeld von SABINEs Kaltfront, die von Sonntagabend bis Montagvormittag Deutschland von Nordwest nach Südost überquerte, und andererseits in der Nähe der Schauer und Gewitter, die am Montag und in der vergangenen Nacht durchs Land zogen. In Zahlen ausgedrückt bedeutete dies vielerorts schwere Sturmböen um 100 km/h (Windstärke 10), vor allem in der Südhälfte und an der Nordseeküste auch orkanartige oder gar Orkanböen zwischen 110 und 130 km/h (Windstärke 11 bis 12).
Unter besonderer Beanspruchung stand der Windmesser in Fürstenzell in Niederbayern am Montagvormittag. Dieser verzeichnete dort mit 154 km/h sogar eine extreme Orkanböe.
Über die Berge fegte SABINE selbstredend mit Orkan, teilweise auch mit extremem Orkan, also Böen über 140 km/h, hinweg. Spitzenreiter war dabei der Feldberg im Schwarzwald mit rund 177 km/h.
Ein weiteres Windmaximum ereilte den Süden in der vergangenen Nacht zum heutigen Dienstag. Mit Durchzug einer weiteren Schauer- und Gewitterlinie kam es dort stellenweise und kurzzeitig erneut zu schweren Sturm- und orkanartigen Böen, in Mühldorf am Inn wurde sogar eine Orkanböe mit knapp 132 km/h gemessen.
Und wie geht es weiter? SABINE hat sich mittlerweile zwar in die Barentssee verzogen, es bleibt aber weiterhin sehr windig bis stürmisch. Erst im Laufe des Mittwochabends und der darauffolgenden Nacht zum Donnerstag sieht es bundesweit nach einer deutlichen Windabschwächung aus, bevor der Wind am Donnerstag im Tagesverlauf von Westen her aber bereits wieder zunimmt...
Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.02.2020
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