Das Wetter und die Karnevalisten sind nicht immer gute Freunde. Erst letztes Jahr fielen die Rosenmontagszüge teilweise einem Sturm zum Opfer. Auch dieses Jahr weht der Wind über die närrischen Straßenkarnevalstage teils wieder ruppig. Doch es gibt auch Ausnahmen!
Der Winter ist weiter außer und somit die Großwetterlage ist derzeit wie in Stein gemeißelt und regeneriert sich immer wieder.
Einem riesigen Tiefdruckkomplex, der von Neufundland bis nach Skandinavien reicht, steht als Gegenpart hoher Luftdruck vom Atlantik bis in den westlichen, teils auch bis in den zentralen Mittelmeerraum gegenüber. In diesem Tiefdruckkomplex tummeln sich dann auch die Tiefs VICTORIA bei Skandinavien und WILTRUD südlich von Island. Da die Luftdruckgegensätze weiterhin beachtlich sind und teilweise 80 hPa betragen, hält bodennah die stramme westlich Strömung an, mit der wiederholt Randtiefs und/oder Tiefausläufer in rascher Abfolge über Westeuropa ostwärts geführt (vgl. Graphik). In höheren Luftschichten kann sich gleichzeitig das Starkwindband, der sogenannte Polarjet (siehe Link), in voller Stärke bis 320 km/h vom Atlantik bis nach Mitteleuropa erstrecken.
Die Folge sind überwiegend unbeständige, milde bis sehr milde und stürmische Witterungsbedingungen. Wiederholt muss mit Regenfällen gerechnet werden. Aufgrund der überwiegend milden bis sehr milden Temperaturen bleibt die für den Februar eigentlich typische weiße Pracht meist dem höheren Bergland vorbehalten. Nur vorübergehend kann der Schnee auch mal bis in mittlere Lagen fallen, ohne jedoch eine Chance zu haben liegen zu bleiben. In tiefen Lagen wird es daher vor allem im Norden und der Mitte ungemütlich. Die Karnevalisten sollten sich zwar nicht dick, dafür aber wind- und wetterfest kleiden. Beim Start in den Straßenfastnacht zeigt sich das Wetter zumindest tagsüber verbreitet von seiner noch recht zahmen Seite. Abgesehen von etwas Regen im Küstenumfeld sowie im Mittelgebirgsraum sollte es überwiegend trocken bleiben. Allerdings weht der Wind den Karnevalisten im Westen und Nordwesten in Böen stark, lokal auch stürmisch um die Ohren. Am Abend und in der Nacht gesellen sich von Westen und Nordwesten zu dem stürmisch auffrischenden Wind auch kräftige Regenfälle, die bis zum Morgen südostwärts über das gesamte Land hinweg rollen.
Am Wochenende steht dann voraussichtlich wieder Sturm auf dem Programm. Sowohl am Samstag als auch am Sonntag sollen demnach verbreitet stürmische Böen oder Sturmböen auftreten, Richtung See und im Bergland sind auch einzelne schwere Sturmböen wahrscheinlich. Erst zum Montag beruhigt sich das Wetter wieder etwas, sodass den Rosenmontagszügen nach derzeitigen Prognosen in diesem Jahr bei einzelnen starken Böen keine größeren Einschränkungen entgegenstehen. Insgesamt sollten sich vor allem die Bürger im Norden und der Mitte auch abseits der Karnevalshochburgen bei häufigem Schmuddel-Wetter eher nach Indoor-Aktivitäten umsehen oder aber wind- und wetterfeste Kleidung als ständigen Begleiter ansehen.
Einen Lichtblick gibt es allerdings im Süden, wo sich die Wolken häufig auflösen oder sehr löchrig zeigen und somit der Sonne längere Zeitfenster zum Scheinen geben. Zudem weht auch der Wind dort im Vergleich zu den rechtlichen Landesteilen über alle Tage am schwächsten und erreicht am Samstag und Montag allenfalls starke, am Sonntag auch einzelne stürmische Böen. Bei Höchsttemperaturen zwischen 8 und 15 Grad, am Montag regional bis 19 Grad, könnte sogar der Biergarten zu einem Besuch einladen. Allerdings ist eine etwas dickere Jacke für die Zeit nach Sonnenuntergang und somit entsprechender Abkühlung empfehlenswert.
Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.02.2020
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