Sturm, Dauerregen, einzelne Gewitter, frühlingshafte Temperaturen und ein winterliches Gastspiel: In den nächsten Tagen ist wohl für jeden Geschmack etwas dabei. Man muss sich dafür nur die "passende" Region aussuchen.
Die aktuellen Wetterkarten bescheren Ihnen und auch uns ein wahrlich reichhaltiges Angebot, denn ein (Sturm-) Tief nach dem anderen gibt sich im Nordostatlantik sowie im europäischen Raum die Klinke in die Hand. Überraschend ist dies natürlich nicht wirklich, denn Westlagen sind prädestiniert für jede Menge Abwechslung.
Eifrige Leser unserer Themen des Tages sind schon seit einigen Tagen darüber informiert, dass auch am heutigen Sonntag ein kleines, aber doch markantes Tief von Westen her über die nördliche Mitte Deutschlands hinweg nach Osten zieht (ihm wurde der Namen YULIA verpasst). Aufgrund der dabei erwarteten Böen soll es aber an dieser Stelle nochmals explizit erwähnt werden. An der Südflanke des Tiefs frischt nämlich der Wind im heutigen Tagesverlauf deutlich auf und es muss von der nördlichen Mitte südwärts verbreitet mit stürmischen Böen oder Sturmböen (70 bis 85 km/h) gerechnet werden. Selbst einzelne schwere Sturmböen um 100 km/h sind möglich (besonders in Schauer- und Gewitternähe, in exponierten Lagen). Die höchste Wahrscheinlichkeit dafür besteht ab dem Nachmittag von Ostwestfalen über das südliche Niedersachsen bis nach Sachsen. Bei den vielen Faschingsveranstaltungen sollte daher die Windentwicklung unbedingt im Blick behalten werden.
Doch nicht nur der Wind hat es auf unsere aktuelle Warnkarte geschafft. Vor allem in den mittleren Regionen regnet es heute länger anhaltend und teilweise auch stark. Gebietsweise führt dies dazu, dass in manchen Regionen der zentralen und östlichen Mittelgebirge Dauerregenwarnungen ausgegeben wurden. Bei Aktivitäten im Freien ist also umfassender Regenschutz empfohlen.
Wie geht es nun nach dem Wochenende weiter? Nachdem das heutige Tiefdruckgebiet relativ schnell in Richtung Osten abzieht, kündigt sich am Montag bereits dessen Nachfolger an (ZEHRA). Dieses macht sich zunächst mit leichtem bis mäßigem Regen bemerkbar, der sich von Südwesten her im Tagesverlauf in den Norden und Osten verlagert. Die Zugbahn und Ausprägung des neuen Tiefs bringt dieses Mal mit sich, dass die Windentwicklungen am Rosenmontag nur gemäßigt ausfallen. Es sind zwar im Westen im Tagesverlauf einzelne starke Böen (um 55 km/h) möglich, stürmische Böen (um 70 km/h) sollten aber weitgehend die Ausnahme bleiben.
Tief ZEHRA, das sich in weiterer Folge von Schottland über die Nordsee in Richtung Dänemark verlagert, hat aber noch etwas im Gepäck: ein kurzes winterliches Intermezzo zur Wochenmitte. Hinter der Kaltfront des Tiefs, die im Laufe des Dienstags zunehmend den Süden Deutschlands erreicht, strömt nämlich eine etwas kältere Luftmasse in unsere Breiten. Vielleicht fragen Sie sich aber an dieser Stelle, was der Begriff "kältere" nun bedeuten soll.
Zunächst lässt sich daraus natürlich nur wenig ableiten, denn aufgrund der Relativität des Begriffs reichen schon kleine Unterschiede um diesem gerecht zu werden. In unseren Beschreibungen der Wetterlage wird daher die wetterbestimmende Luftmasse in den meisten Fällen nach klaren Vorgaben näher charakterisiert. Zentral dabei ist, dass die jeweilige Jahreszeit in die Beschreibung mit einfließt. Eine mit dem Begriff "mild" versehene Luftmasse muss daher im April eine deutlich andere Charakteristik aufweisen als zum Beispiel im Januar. Um diesen Bezug zu schaffen, kann als erste Näherung auf die erwarteten Höchstwerte zurückgegriffen werden. Die am Mittwoch prognostizierte Spanne reicht von 4 bis 9 Grad, das entspricht im Februar ziemlich genau dem Begriff "mild". Das heißt im Umkehrschluss, mit der Kaltfront wird die bis dahin "ungewöhnlich milde" (Höchstwerte über 14 Grad) bzw. "sehr milde" (9 bis 13 Grad) Luftmasse durch "milde" Luft verdrängt. Trotz Kaltfront wird es also nicht besonders kalt, nur das Ausgangsniveau ist einfach ein sehr hohes.
Diese Schlussfolgerungen sind auch keine Überraschung, wenn man sich den Herkunftsort und die überströmten Regionen der ab Dienstag und Mittwoch wetterwirksamen Luftmasse betrachtet. Diese stammt nämlich aus dem Raum des südlichen Grönlands bzw. des angrenzenden Seegebiets und überstreicht auf deren Weg den gesamten Nordatlantik sowie Nordwesteuropa auf einer recht südlichen Zugbahn. Dabei wird diese durch das Gewässer zunehmend erwärmt. Von den ursprünglich polaren Eigenschaften bleibt daher am Ende nicht viel übrig. Als Beschreibung wäre demnach "erwärmte Meeresluft polaren Ursprungs" wohl passend.
Mit der erwarteten regen Schauertätigkeit am Mittwoch werden es zwar ein paar Schneeflocken bis in tiefe Lagen schaffen, für eine verbreitete Schneedecke reicht es aber voraussichtlich nicht. Das winterliche Gastspiel hat daher wohl nur oberhalb von 300 bis 400 m eine wesentliche Rolle.
Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.02.2020
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