Der Sturm lässt uns in diesem Winter einfach nicht los. Noch 12 Tage sind es bis zum kalendarischen Frühlingsanfang und in der kommenden Woche scheint sich eine weitere Sturmlage einzustellen.
Am heutigen Sonntag sorgt zunächst einmal Tief FLORA mit Zentrum über dem Nordmeer für wieder "mehr Wetter". Zunächst bringt eine Warmfront viele Wolken, aber kaum Regen. In der zweiten Tageshälfte frischt dann im Westen und Nordwesten mit Aufzug einer Kaltfront der Wind auf und Regen setzt ein. Dieser breitet sich in der Nacht allmählich ost- und südostwärts aus, sodass überall wieder Regen fällt. Durch die zuvor eingeströmte mildere Luft ist die Schneefallgrenze bis auf 1400 m angestiegen und sinkt in der Nacht nur langsam auf 1200 m am Alpenrand und 800 m in den südwestlichen Mittelgebirgen.
FLORAs Kaltfront zieht am Montag ostwärts weiter und beginnt sich allmählich aufzulösen. Das bedeutet für die Osthälfte noch länger Regen oder Schauer, örtlich mit Blitz und Donner, in der Westhälfte trocknet es im Tagesverlauf aber ab und die Sonne zeigt sich auch zeitweise.
Nach dem Tief ist vor dem Tief und so steuert bereits in der Nacht zum Dienstag die Warmfront von Tief GISELA - mit Zentrum dann etwa zwischen Irland und Island - auf uns zu. An der Front hängen viele Wolken und ausgedehnte Regenfelder, sodass es verbreitet regnet, im Weststau der Mittelgebirge auch länger anhaltend. Vereinzelt können sogar die Dauerregenschwellen von 30 l/qm in 24 Stunden erreicht werden.
Da sich über Süd- und Südwesteuropa ein umfangreiches Hochdruckgebiet hält, erhöht sich mit der langsamen Annäherung von GISELA, deren Zentren (ja, Mehrzahl) sich am Dienstag über den Nordatlantik erstrecken, der Druckgradient zwischen Alpen und Nordsee und der südwestliche Wind frischt stark auf. Dabei ist zunächst mit Böen der Stärke 7 bis 8, im Bergland 10 auf der Beaufortskala zu rechnen.
In der Nacht zum Mittwoch nimmt der Druckgradient weiter zu und im Flachland sind verbreitet Böen der Stärke 8, an den Küsten teils 9 und im Bergland 10 bis 11 zu erwarten. Im Klartext heißt das für die Niederungen Böen um 65 km/h, an den Küsten um 75 und im Bergland um 100 km/h. In den besonders exponierten Lagen, wie zum Beispiel auf dem Brocken, sind Böen in Orkanstärke, also mehr als 120 km/h, möglich.
Am Mittwoch wird ein Teil von GISELA über Südskandinavien liegen und weiter ostwärts ziehen. Das zugehörige Frontensystem wird sich fast strömungsparallel über Deutschland legen und nach derzeitigem Stand insbesondere über der Mitte für weitere und teils kräftige Regenfälle sorgen, die erst Mittwochabend vorübergehend nachlassen. Mit dem Abzug von GISELA (zumindest einem Teil von ihr) fächert der Druckgradient am Mittwoch etwas auf und der Wind lässt nach. Nur im Bergland und an der See ist tagsüber noch mit Sturmböen (Stärke 8 bis 9) zu rechnen.
So richtig beruhigt sich das Wetter aber nicht, denn GISELA ist mit ihren mehreren Tiefzentren breit aufgestellt und bereits am Donnerstag steht uns ein weiterer Trog, Randtrog oder ein Teiltief mit auffrischendem Wind und Regen ins Haus.
Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.03.2020
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