"Die Sonne strahlt und die Luft ist klar, aber ..! Derzeit dominiert tagsüber sonniges und trockenes sowie nachts frostiges, spätwinterliches Wetter das Land. Große Temperaturunterschiede lassen dabei den einen oder anderen Bürger mit einem Fragezeichen im Gesicht vor dem Kleiderschrank grübeln.
In den Übergangsjahreszeiten Frühling und Herbst ist ein großer Tagesgang der Temperaturen nichts Ungewöhnliches.
Aus kalendarischer Sicht sind wir gerade in den Frühling gerutscht, doch das Wetter erinnert diese Woche vor allem nachts und am Morgen eher dem Spätwinter. Deutschland wird derzeit vom mächtigen JÜRGEN dominiert, der über Nordwestrussland thront und seinen Machtanspruch weit nach Westen bis nach Deutschland, Südskandinavien und in nördlichen zentralen Mittelmeerraum ausdehnen konnte. Gerade in Mitteleuropa regiert JÜRGEN mit "Zuckerbrot und Peitsche". Tagsüber verwohnt er das ganze Land mit viel Sonnenschein und Höchstwerten zwischen 3 und 13 Grad, nachts dagegen lässt er die Temperaturen in den Keller purzeln. Die Tiefstwerte zwischen 0 und -12 Grad fühlen sich dann durch den stark böigen und ruppigen Ostwind regional noch kälter an.
Die großen Unterschiede zwischen Tag und Nacht sind allerdings für den Frühling nichts Ungewöhnliches. Während die Sonne durch die höhere Bahn am Himmel mehr Kraft bekommt, somit eine größere Menge an Energie zur Erde schickt und die Luft schon ordentlich erwärmen kann, fehlt jedoch nachts diese wärmende Einstrahlung. Da am Himmel derzeit zudem auch keine Wolken schützen, wird ein großer Teil der Wärme wieder zurück ins All abgegeben.
Die Temperaturspanne von 10 bis 15 Grad sorgt dort schließlich für das Problem bei der Bekleidung. Insgesamt ist diese Kombination von "kalt" zu "sonnig und warm" bei falscher Wahl zudem förderlich für Erkältungskrankheiten. Da es durch Hoch JÜRGEN auch in den nächsten Tagen überwiegend trocken bleibt, muss der Dress zumindest nicht regenfest sein. Aber alleine die Probleme bei der Kleidungswahl durch die großen Temperaturunterschiede über den Tag hinweg ist nicht so einfach zu lösen. Abhilfe könnte der von einer Zwiebel inspirierte Kleidungslook aus mehreren Schichten, der sogenannte "Zwiebellook", schaffen.
Typischerweise empfiehlt es ich direkt auf der Haut, als unterste Schicht, keine Wolle oder Baumwolle zu tragen. Im Vergleich zu anderen Naturfasern, wie beispielweise Seide, nimmt die Baumwolle sehr viel Feuchtigkeit auf, ohne sie wieder abzugeben. Die Nässe bleibt schließlich auf der Haut und kühlt diese aus. Die Folge kann dann eine Erkältung sein. Idealerweise sollte die erste Kleidungsschicht ein Funktionsunterhemd sein. Darüber sollte ein T-Shirt oder Longsleeve folgen. Ein hochgeschlossener Cardigan oder Rollkragenpullover verhindert als dritte Schicht, dass kalte Luft am Halsausschnitt eindringen kann. Den Zwiebellook abschließen sollte dann eine Jacke aus atmungsaktivem Material, die auch vor kaltem Wind Schutz bietet. Steigt tagsüber dann die Temperatur an oder betritt man einen wärmeren und trockenen Raum, können je nach Bedarf die obersten Kleidungsschichten abgelegt werden.
Grundsätzlich bleiben die Temperaturdifferenzen zwischen Tag und Nacht wohl über die kommende Wochenmitte hinweg erhalten. Zwar werden die Nächte ab Mittwoch etwas milder, gleichzeitig legen aber auch die Werte am Tag wieder etwas zu. Während morgens schon eine Winterjacke sinnvoll sein kann, reicht am Nachmittag bei Sonnenschein je nach Region teilweise schon ein T-Shirt aus. Aber Achtung, wenn die Sonne flacher steht und schließlich hinter dem Horizont verschwindet, sinken die Temperaturen rasch wieder ab. Erst zum kommenden Wochenende könnten dicke Wolken und zeitweilige Niederschläge die großen Temperaturunterschiede abbauen. In diesem Zusammenhang kann vielleicht die eine oder andere Schicht weggelassen werden. Dafür muss der Regenmantel oder Regenschirm als zusätzlicher Begleiter herhalten.
Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.03.2020
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