Für eine belastbare Prognose zum Osterwetter ist es sicher noch zu früh, ein möglicher Trend soll trotzdem gewagt werden.
Momentan wird man ja beim Wetter das Gefühl nicht los, dass da ein wie in den letzten Jahren häufiger zu beobachtender Trend zur Winterwiedergutmachung besteht. Drei Monate warteten die Freunde der kalten Jahreszeit vergeblich auf passende Schnee- und Kältelagen.
Und nun sind sie da, und dass zu einem Zeitpunkt, wo wir relativ wenig damit anfangen können. Das Hoch über dem nördlichen Atlantik bzw. über Skandinavien hat sich nun innerhalb von rund zehn Tagen bereits zweimal so positioniert, dass arktische Luftmassen relativ ungehindert über Skandinavien bzw. Nordosteuropa nach Mitteleuropa gelangen konnten.
Wenn man nun mal in die Vergangenheit blickt - gerade wenn Ostern so Anfang April gelegen hat, kam es häufiger vor, dass solche Wetterlagen dafür gesorgt haben, dass die Kinder die Ostereier vor allem in höher gelegenen Lagen aus dem Schnee fischen mussten. Für 'Flachlandtiroler' spricht bzw. sprach man sonst eher vom nasskalten Aprilwetter mit Schnee- und Graupelschauern tagsüber und teils unangenehmen Nachtfrösten, die dann mitunter, je nach Stand der Vegetation, der Obstblüte gehörig zugesetzt haben.
Soweit so gut. Wie sieht es in diesem Jahr mit dem Osterwetter aus? Nun ja, Ostern fällt heuer auf den Zeitraum zwischen dem 10. und 13. April, ein Umstand, der saisonal gesehen eher stille Hoffnung auf Frühlingsgefühle statt auf winterliche Eskapaden weckt. Aber ehrlich gesagt, sind dem Wetter bzw. der Natur unsere Wertungen und Wünsche relativ egal.
Konkret können wir über das Osterwetter derzeit nur spekulieren, da vor uns immerhin noch mehr als zehn Tage Prognosezeitraum liegen. Dabei nimmt die Unschärfe bei der Wettervorhersage bereits ab Tag fünf bis Tag sieben aufgrund von teils erheblichen Modifikationen der Ausgangsbedingungen drastisch zu.
Nichtsdestotrotz soll ein Blick auf die gruppierten Ensembleprognosen (auch Cluster genannt) der Globalmodelle GFS (20 verschiedene Läufe oder Ensemble-Member) und IFS (51 Ensemble-Member) gewagt werden. Dabei handelt es sich um die Gruppierung ähnlicher Prognosen bzw. Modelläufe, die mit leicht modifizierten Anfangsbedingungen und einer Vorhersagefrist von bis zu 15 Tagen gerechnet werden. Aus den Ensemble-Prognosen resultieren so genannte Meteogramme (Berechnung der Meteoelemente mit einer sich durch die verschiedenen Prognosen ergebenden Spannbreite, siehe Grafik anbei: 10-Tagesprognose der Lufttemperatur in 2 m Höhe für München).
Und dieser Blick lohnt sich! Zu erkennen ist für München gerade ab Sonntag, 05. April sowie in der darauffolgenden Karwoche ein durchaus angenehmes Temperaturniveau mit Tagesmaxima so um die 14 bis 17 Grad. Das deckt sich mit einer Mehrzahl der aktuell gerechneten Cluster der beiden Globalmodelle (Stand: 30. März, 0 Uhr UTC), die zumindest in der Mitte und im Süden eher Hochdruckeinfluss prognostizieren. Den Norden Deutschlands könnten aus jetziger Sicht immer wieder atlantische Frontensysteme mit kühlerer Meeresluft streifen.
Allerdings kann es sein, dass der atlantische Tiefdruckeinfluss genau über Ostern von Westen und Nordwesten auch wieder mehr in die Südhälfte vordringt, was bereits an den leicht sinkenden Temperaturen zum Ende der 10-Tagesfrist deutlich wird. Die relativ große Streuung (Länge des Balkens) drückt dabei die erhebliche und in der Natur der Sache liegende Vorhersageunsicherheit aus.
Von daher ist wie gesagt dieser Trend aus den oben erwähnten Gründen noch mit größerer Vorsicht zu genießen und eben nicht als deterministische Wetterprognose zu verstehen.
Dr. rer. nat. Jens Bonewitz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.03.2020
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