Die Osterfeiertage hatten in den letzten Jahrzehnten wettermäßig einiges zu bieten - von Schnee und Frost bis (Hoch-)Sommer war alles schon einmal dabei.
In diesem Jahr erlebten wir eine fast makellose Karwoche mit Sonne satt und Nachmittagstemperaturen, die (außer im Norden und Nordosten) meist zwischen 20 und 25 Grad lagen. Zu Beginn der kommenden Woche schwächelt dann das frühsommerliche Wetter. Eine aus Norden herein ziehende Kaltfront bringt etwas Regen und die Temperaturen gehen deutlich zurück, ganz im Süden kann es sogar nochmals schneien (mehr dazu in unseren regionalen und nationalen Wetterberichten unter https://www.dwd.de/DE/wetter/vorhersage_aktuell/vhs_brd_node.html). Aber was hatte das Wetter an Ostern in anderen Jahren zu bieten?
Das Osterwetter der vergangenen Jahrzehnte könnte unterschiedlicher kaum gewesen sein. In manchen Jahren mussten die Kinder die Eier im Schnee suchen und das Osterfest bot der Familie die passende Gelegenheit, mögliche Restbestände an Glühwein zu leeren, während man in anderen Jahren bis spät in den Abend bei einer Grillparty auf der Terrasse zusammensitzen und sich mit einem Cocktail auf den bevorstehenden Sommer einstimmen konnte. Ein Blick in die Wetterstatistiken zeigt, wie groß die Spanne beim Osterwetter ist (Referenzdatum: Ostersonntag).
Im letzten Jahr war Ostern erst am 22. April. So war es nicht allzu überraschend, dass sich das Wetter frühsommerlich gestaltete. An Rhein und Neckar stiegen die Höchsttemperaturen über 25 Grad, aber auch in den übrigen Landesteilen ließ es sich am Nachmittag bei viel Sonnenschein und um oder über 20 Grad im Freien gut aushalten. Der Ostersonntag kann aber noch mehr: Im Jahre 2000 (23.4.) wurde in Potsdam mit 30,0°C letztmals ein heißer Tag registriert! Allerdings war damals das Osterwetter zweigeteilt. Während in der Osthälfte bei sommerlichen 25 bis 30 Grad die Sonne schien, fiel der höchste christliche Feiertag im Westen bei nur 15 bis 20 Grad regelrecht ins Wasser. Ähnlich sahen die Temperaturen an Ostern 1962 (22.4.) aus, als ebenfalls in Potsdam und in Berlin-Tegel mit 29,0°C die höchsten Werte gemessen wurden. Kurioserweise war es auch damals im Westen rund 10 Grad kühler, aber zumindest weitgehend trocken. Der absolute Spitzenreiter liegt allerdings im Westen: Am Ostersonntag im Jahre 1949 (17.4.) wurden in Bernkastel-Kues an der Mosel schweißtreibende 31,2°C erreicht.
Ganz anders gestaltete sich das Osterwetter vor zwei Jahren (1.4.2018). Starke Schneefälle brachten in Mecklenburg-Vorpommern bei rund 0 Grad lokal neue Schneerekorde von teils über 30 cm. Im restlichen Land war es kühl und regnerisch. In Hochlagen der Mittelgebirge ist Schnee an Ostern nichts Ungewöhnliches, im Tiefland hingegen ist zumindest eine Schneedecke doch eher selten. Das letzte teils tief verschneite Ostern war im Jahre 2013 (31.3.). Vor allem im Osten und Nordosten lagen selbst im Tiefland vielerorts 5 bis 10 cm, stellenweise sogar 15 cm Schnee; auf Rügen türmten sich die Schneemassen sogar bis zu 30 cm hoch. Auch das Alpenvorland zeigte sich damals weiß verschneit. In den übrigen Regionen war es nasskalt mit Regen und Schnee bei Temperaturen von maximal 0 bis 6 Grad. Ähnlich kalt war es auch Ostern 2008 (23.3.), in Nordhessen und im Thüringer Becken herrschte sogar Dauerfrost! Damals lag vor allem in den mittleren Landesteilen selbst im Tiefland eine Schneedecke. Auch Ostern 1970 (23.3.) präsentierte sich regional mit einer Schneelandschaft. In der besagten Osternacht im Jahre 2013 war es zudem regional bitterkalt. In Herzberg am Harz sank die Temperatur auf -9,7°C. Die bisher kälteste Temperatur in einer Osternacht durfte der Wetterbeobachter am Morgen des 23.3.1970 auf der Zugspitze ablesen: -20,4°C.
Ein Grund für das derart unterschiedliche Osterwetter ist die Tatsache, dass Ostern zu den beweglichen Feiertagen zählt. Der Überlieferung nach ist Jesus Christus zur Zeit des vom Frühlingsvollmond abhängigen jüdischen Pessachfests auferstanden. Deshalb beschloss man im Konzil von Nicäa im Jahre 325 n.Chr., dass Ostern am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond im (kalendarischen) Frühling gefeiert wird. Demnach fällt das früheste Osterdatum auf den 22. März und das späteste Datum auf den 25. April.
Gerade im Frühling (als Übergangsjahreszeit zwischen Winter und Sommer) ist zudem die Schwankungsbreite beim Wetter besonders groß. Einfließende Polarluft arktischen Ursprungs kann uns bei Kaltlufteinbrüchen aus Norden noch bis weit in den April hinein Frost und Schnee bescheren, während mit einer südwestlichen Strömung bereits im März subtropische Luftmassen frühsommerliche Temperaturen bringen können.
Auch wenn das sonst oft gesellige Ostern morgen bei den meisten von uns anders ausfallen muss als in vergangenen Jahren, so wünsche ich Ihnen dennoch ein frohes Fest und genießen Sie die Feiertage im engsten Familienkreis.
Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.04.2020
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