Deutschland steht ab Mitte kommender Woche die erste Hitzewelle des Jahres bevor. Durch die dabei zu erwartende Wärmebelastung wird es voraussichtlich Hitzewarnungen des Deutschen Wetterdienst geben.
Über die ab Mitte kommender Woche aufkommende Hitze wurde an dieser Stelle bereits im Thema des Tages am vergangenen Freitag (siehe https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2020/6/19.html) berichtet. An den Vorhersagen hat sich seitdem kaum etwas geändert, sodass uns spätestens ab Mittwoch gebietsweise Temperaturen von über 30 Grad ins Haus stehen. Die erste Hitzewelle des Jahres wird wohl mindestens bis zum Ende der kommenden Woche anhalten. Damit steigt die Wärmebelastung alleine schon aufgrund der Temperaturen, hinzu kommt aber auch noch, dass es im Wochenverlauf allmählich schwüler wird und die Temperaturen in den Nächten nicht mehr so stark absinken.
Was ist denn Schwüle überhaupt? Darunter versteht man einen Zustand der Luft, bei dem Temperatur und Luftfeuchtigkeit hoch sind. Je höher diese Werte sind, desto schwerer wird es für den Körper die Wärme abzuführen, also zu schwitzen. Durch die eingeschränkte Verdunstung an der Körperoberfläche und die dadurch fehlende Kühlung kann es in Extremfällen sogar zu einem Hitzschlag kommen.
Um neben der Temperatur die Feuchtigkeit der Luft zu beschreiben, sind in der Meteorologie zwei Parameter gebräuchlich: die absolute und die relative Luftfeuchtigkeit. Die absolute Feuchte stellt dabei die tatsächlich in der Luft enthaltene Feuchtigkeit (in Gramm Wasserdampf pro Kubikmeter Luft) dar. Bei der relativen Feuchte wird die absolute Feuchte ins Verhältnis zur maximal möglichen Feuchtigkeit gesetzt (Angabe in Prozent).
Damit es nun ein Schwüleempfinden gibt, muss die absolute Feuchtigkeit einen Grenzwert von 13,5 g Wasserdampf pro Kubikmeter Luft überschreiten. Diese Menge an Feuchtigkeit kann die Luft aber erst ab einer Temperatur von 16 Grad aufnehmen, darunter ist es physikalisch gar nicht möglich. Somit gibt es erst ab 16 Grad Lufttemperatur überhaupt Schwüle.
Je höher die Temperatur nun steigt, desto mehr Feuchtigkeit kann die Luft aufnehmen. So sind bei 20 Grad Lufttemperatur und einer relativen Feuchte von etwa 80 % bereits 13,5 g Wasserdampf pro Kubikmeter Luft enthalten und es wird schwül. Bei 25 Grad reichen 60 %, bei 30 Grad 44 % und bei 35 Grad sogar schon 34 %. Für die Vorhersage der Schwüle benutzt der Meteorologe den sogenannten Taupunkt. Der Taupunkt ist die Temperatur, bei der die relative Feuchtigkeit 100 % beträgt. Eine warme und trockene Luftmasse müsste demnach stark abgekühlt werden, damit sie eine relative Feuchtigkeit von 100 % erreicht. Die Taupunkttemperatur liegt also meist unterhalb der tatsächlichen Temperatur, bei 100 % relative Feuchtigkeit sind beide Temperaturen gleich. Eine hohe Taupunkttemperatur zeigt daher eine hohe Feuchtigkeit an. Ab einer Taupunkttemperatur von 16 Grad ist Schwüle zu erwarten, ab 20 Grad wird es schon ziemlich unangenehm.
In der ab Mittwoch beginnenden Hitzewelle sind zunächst nur Taupunkte zwischen 8 und 14 Grad zu erwarten. Ab Freitag werden sie jedoch gebietsweise bei über 16 Grad liegen, einzelne Modelle simulieren sogar örtlich bis zu 20 Grad. Daher kommt es zu einer zunehmenden Wärmebelastung, für die der Deutsche Wetterdienst entsprechende Hitzewarnungen auf Basis der gefühlten Temperatur herausgibt. In die gefühlte Temperatur (siehe dazu www.dwd.de/lexikon, Stichwort "Gefühlte Temperatur") gehen neben der Lufttemperatur und der Feuchtigkeit (also der Schwüle) noch weitere Faktoren mit ein. Bei einer gefühlten Temperatur von über 32 Grad am frühen Nachmittag an zwei aufeinanderfolgenden Tagen erfolgt eine Hitzewarnung vor starker, bei über 38 Grad vor extremer Wärmebelastung. Ab Mittwoch liegt die gefühlte Temperatur nachmittags gebietsweise bei 30 bis 36 Grad (siehe die Vorhersage der gefühlten Temperatur in der Grafik unter
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2020/6/20.html). Folglich ist mit Hitzewarnungen mit starker, aber nicht mit extremer Wärmebelastung zu rechnen. Hitzewarnungen des Deutschen Wetterdienstes (siehe
www.dwd.de/DE/leistungen/hitzewarnung/hitzewarnung.html) können Sie jederzeit unserer Warnkarte unter https://www.dwd.de/warnungen oder der WarnWetter-App (siehe www.dwd.de/app) entnehmen. Zusätzlich lassen sich Hitzewarnungen auch unter https://www.dwd.de/DE/service/newsletter/newsletter_hitzewarnungen_no de.html als E-Mail abonnieren.
Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.06.2020
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