Tropennächte sind in Deutschland eher selten, doch letzte Nacht war es mal wieder soweit. Was Tropennächte sind, wie häufig sie auftreten und wo es in der vergangenen Nacht besonders mild war, soll in diesem Thema des Tages näher erläutert werden.
Die vergangene Nacht war in einigen Regionen Deutschlands eine sogenannte Tropennacht. Davon spricht man in der Meteorologie dann, wenn in unseren Breiten der nächtliche Tiefstwert zwischen 20 MESZ und 08 MESZ nicht unter 20 Grad absinkt. Damit dies möglich ist müssen einige Randbedingungen gegeben sein. Beispielsweise kann eine schützende Wolkendecke die nächtliche Auskühlung verhindern. Außerdem trägt eine windschwache Lage häufig dazu bei, dass sich lokale Wärmeinseln (z.B. Ballungsräume) über die Nacht hinweg halten können. Besonders im Alpenraum kann auch der Föhn als warmer Fallwind maßgeblich dazu beitragen, dass die nächtlichen Temperaturen nicht unter 20 Grad absinken. Doch auch in anderen Regionen kommt es durch lokale Gegebenheiten zu föhnähnlichen Windsystemen, die dazu beisteuern, dass es nachts vergleichsweise mild bleibt. Für den Körper sind Tropennächte oftmals sehr belastend, denn an einen erholsamen Schlaf ist bei fehlender nächtlicher Abkühlung kaum zu denken, liegt doch die optimale Schlaftemperatur bei 16 bis 18 Grad. Abhilfe schaffen kann man durch Ventilatoren oder Klimaanlagen, allerdings sorgt die Zugluft nicht selten für Muskelverspannungen. Eine gute Ideezum Abkühlen ist, sich nach dem Duschen nicht komplett abzutrocknen, denn die verdunstende Feuchtigkeit auf der Haut sorgt für einen Kühlungseffekt. Auch ein Kühlpad auf den Armen oder an den Waden kann hilfreich sein, sich beim zu Bettgehen etwas abzukühlen.
Im Mittel tritt an den meisten Stationen des Deutschen Wetterdienstes nicht mal eine Tropennacht pro Jahr auf. Lediglich an einzelnen "günstig" gelegenen Orten werden durchaus auch drei bis fünf Tropennächte pro Jahr registriert. Natürlich gibt es auch Jahre, in denen eine zweistellige Anzahl an Tropennächten an einzelnen Wetterstationen beobachtet wurde. Einigen von Ihnen fällt da sicherlich der Hitzesommer des Jahres 2003 ein. Damals gab es in Kehl im südlichen Oberrheingraben sage und schreibe 21 Tropennächte.
Von diesen Zahlen sind wir im eher durchschnittlichen Sommer 2020 sehr weit entfernt, aber dennoch hat es in der vergangenen Nacht an etlichen Stationen des Landes für eine Tropennacht gereicht. An 24 Stationen wurde eine Tiefsttemperatur von 20 Grad oder mehr gemessen. Spitzenreiter in der letzten Nacht war dabei Stuttgart-Schnarrenberg mit einem nächtlichen Minimum von 21,8 Grad. Ein Allzeitrekord trat an der Wetterstation Krölpa-Rockendorf, die südlich von Jena liegt, auf. Hier lag das Minimum der vergangenen Nacht bei 20,7 Grad und es übertraf den alten Rekord aus dem Jahre 2013 um 0,6 Grad. Allerdings besteht die Messreihe an dieser Station erst seit dem Jahre 2007. Der höchste Tiefstwert, der jemals in Deutschland gemessen wurde, datiert mit 26,2 Grad an der Station Trier-Petrisberg aus dem Jahre 2001.
In den kommenden zwei Nächten sind keine Tropennächte in Deutschland zu erwarten. Erst in der Nacht zum Freitag und am Wochenende sind vor allem in der Südwesthälfte gebietsweise wieder Tropennächte mit von der Partie. Ein weiterer Tipp, um heiße Nächte zu überstehen, wäre das ein oder andere Kaltgetränk auch zu später Stunde noch zu genießen.
Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.07.2020
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