Der September 2020 präsentierte sich bisher in Deutschland meist viel zu trocken, in einigen Regionen insbesondere in der Mitte des Landes sind in diesem Monat bis zum heutigen Freitag nur wenige Tropfen vom Himmel gekommen. Doch jetzt ändert sich das.
Wochenlanger Hochdruckeinfluss gab den Tiefdruckgebieten über Mitteleuropa in diesem September kaum einmal die Chance, ihren Regen bei uns abzuladen. Die Hochdruckgebiete HARALD, ISMAEL, JURIJ, KEVIN, LEIKI und MANFRED hatten nur eins im Sinn: für sonniges Spätsommer bzw. den Altweibersommer zu sorgen. Dadurch fiel der Monat in Deutschland in vielen Regionen deutlich zu trocken aus, in Teilen der Mitte ist bisher nur am heutigen Freitag etwas Regen gefallen.
Der linke Teil der unter dem Thema des Tages beigefügten Grafik der Monatssumme des Niederschlags seit dem 1. des laufenden Monats (siehe auch https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2020/9/24.html) verdeutlicht durch die grauen (= Landmasse) und blauen Flächen, dass vor allem in der Mitte Deutschlands kaum Regen vom Himmel kam. Auch in den "grünen" Bereichen war es zu trocken. Regionen mit orangen oder roten Flächen (ausreichend Regen) sind dagegen rar gesät und finden sich vor allem im Süden bzw. Südosten sowie an der Nordsee und in Vorpommern.
Nicht verwunderlich ist daher, dass nach einem Sommer mit gebietsweise zu geringen Niederschlägen die Böden vielerorts viel zu trocken sind. So beträgt die nutzbare Feldkapazität (das Maß der Bodenfeuchte unter Gras bei lehmigem Sand) in den oberen 60 cm des Bodens in weiten Bereichen Deutschlands nur 10 bis 50 % (siehe dazu die Karten zur Bodenfeuchte sowie einige Erklärungen dazu unter https://www.dwd.de/DE/leistungen/bodenfeuchte_dl/bodenfeuchtedl.html) . Etwas besser sieht es Richtung Küste mit 50 bis 80, in Nordfriesland sogar mit bis zu 95 % aus. Auch die Bereiche südöstlich einer Linie Schwarzwald - Sachsen weisen mit 50 bis 80 % mehr Feuchtigkeit auf. Im südlichen Bayern liegen die Werte bei 80 bis 105
%. Bei Werten über 100 % ist es zu nass, da dann Überversorgung und Sauerstoffmangel eintreten.
Damit sich die Situation verbessert, hat sich das Wetter nun etwas "überlegt". Statt andauerndem Hochdruckeinfluss vollzieht es nun einen Schwenk in Richtung Tiefdruckeinfluss, womit MANFRED und Co. erst einmal ausgedient haben. Stattdessen übernehmen nun VALENTINA, WICCA, XYLA und Konsorten das Tagesgeschäft. Und wie das nun mal bei Tiefdruckgebieten üblich ist, haben sie Regen im Gepäck, den sie unbedingt (Gott sein Dank) bei uns loswerden möchten.
Wie fast immer wird der Regen dabei aber nicht gleichverteilt sein. Schaut man sich die Vorhersagen der akkumulierten Regenmengen des EZMW (Europäisches Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage) bis zum Ende des Monats (Donnerstagnacht) an, so dürfen sich vor allem die Gebiete im Osten, in der Mitte, im Süden und im Südwesten auf Nasses von oben freuen (siehe rechter Teil der angefügten Grafik). Dabei sind Regenmengen von meist 30 bis 60, lokal auch um 100 l/qm zu erwarten. Etwas schwächer sind die Signale im Nordwesten, dort soll es immerhin noch 5 bis 25 l/qm geben. Andere Wettermodelle haben entsprechende Regenmengen im Angebot, wobei die
Niederschlagsschwerpunkte ebenfalls recht ähnlich sind.
Für die Trockenheit, die schon seit 2018 ein Problem ist und auch nicht entscheidend durch den nassen Winter 2019/2020 gemindert wurde, ist der Regen der nächsten Tage allerdings nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Um das Defizit auszugleichen, müsste es wochenlang sogenannten "Landregen" geben, bei dem es wiederholt und länger andauernd am besten ohne Starkregen "meimelt" (plattdeutsch, steht für regnen). Bleibt also für die von der Trockenheit Betroffenen und die Natur zu hoffen, dass das Wetter auch in den Folgemonaten die richtigen "Überlegungen" anstellt.
Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.09.2020
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