Der vierte Teil der kleinen Synoptikkunde handelt vom Zusammen- und Auseinanderfließen von Luftmassen und den daraus resultierenden Folgen für das Wettergeschehen.
In den vergangenen Teilen der kleinen Synoptikkunde konnte man schon einiges über das Verhalten der Atmosphäre und den Folgen für das Wetter lernen. Im letzten Teil (siehe auch unten angefügte Links) ging es dabei um die Vorticity, die ein Maß dafür ist, wie stark ein Luftwirbel ist. Aber Luft kann nicht nur verwirbeln, sie kann auch auseinander- oder zusammenfließen. In der Fachsprache nennt der Meteorologe das Zusammenfließen von Luftmassen ?Konvergenz? und das Auseinanderfließen von Luftmassen ?Divergenz?.
Nun kann Luft nicht einfach so zusammen-, beziehungsweise auseinanderfließen, sonst würde an den jeweiligen Stellen ein Über- oder Unterdruck entstehen. Es gilt das Prinzip der Massenerhaltung. Die durch Zusammenfluss entstehende ?überflüssige? Luft hat vom Boden aus betrachtet nur eine Richtung, in die sie ausweichen kann: nach oben. Fließen am Boden also Luftmassen zusammen, so finden an einer solchen Stelle Hebungsprozesse statt. Dies kann zum Beispiel Konvektion, das heißt Schauer und Gewitter auslösen. Luft kann aber auch in der Höhe zusammenfließen, z.B. an der Tropopause. Dort kann die Luft nur nach unten ausweichen und es kommt zu Absinkprozessen. Diese führen wiederum zur Erwärmung der Luft und damit zur Wolkenauflösung und schönem Wetter. Umgekehrt verhält es sich bei Divergenzen. Ein Auseinanderfließen der Luft am Boden lässt aus der Höhe Luft absinken, während das Auseinanderfließen an der Tropopause Luft von unten nachströmen lässt und so zu Hebung führt (schematische Darstellung in der beigefügten Abbildung).
Konvergenzen und Divergenzen gibt es in verschiedenen Größenordnungen. Sie treten zum Beispiel in lokalen Land-See-Windsystemen auf oder sind für die Bildung von großen Druckgebieten verantwortlich. Zum Beispiel führt das Auseinanderfließen des Jetstreams in der Höhe oft zur Bildung eines Tiefdruckgebietes am Boden. Ein anderes klassisches Beispiel ist das Auftreten von Konvergenzlinien vor einer Kaltfront, das dann oft für die Bildung von Gewittern sorgt, bevor die eigentliche Front überhaupt eintrifft. In den unten aufgeführten Verlinkungen finden Interessierte dazu noch ausführlichere Erklärungen.
M.Sc. Met. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.09.2020
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