Turbulenter Herbst - erst Schnee, jetzt Föhn


Der Herbst ist als Übergangsjahreszeit für seine Wetterkapriolen bekannt. Nach dem Schneefall vom vergangen Wochenende steht jetzt eine Föhnlage vor der Tür.


Das Hochdruckwetter mit spätsommerlichem Feeling der letzten Wochen ist Vergangenheit. Schon am letzten Wochenende sorgte ein ausgeprägtes Tiefdrucksystem mit mehreren Drehzentren für unbeständiges Wetter mit viel Regen und dem ersten Schnee in den Alpen und in den Hochlagen der südlichen Mittelgebirge. Der Herbst ist mit voller Macht in Deutschland angekommen.

Sowohl der Herbst als auch der Frühling sind als
Übergangsjahreszeiten für ihre Wetterkapriolen bekannt. Kaltlufteinbrüche wechseln sich mit wärmeren Witterungsphasen ab. Der Grund dafür ist schnell gefunden. Im Herbst kühlen sich die Landmassen in den nördlichen Breiten aufgrund des abnehmenden Sonnenstandes immer mehr ab, während es in den südlicheren Breiten noch verhältnismäßig warm bleibt. Dafür sorgt auch das relativ warme Wasser des Mittelmeers und der Biskaya.

Am vergangenen Wochenende gelangte, wie zuvor erwähnt, ein Schwall maritime Polarluft nach Deutschland. Jetzt steht das nächste Tiefdrucksystem, das am kommenden Wochenende das Wetter bei uns beeinflussen wird, über Westeuropa vor der Haustür.

Diesmal bleiben wir zunächst auf der Vorderseite des Tiefdrucksystems. Statt der Kaltluft gelangt durch eine Sturmtiefentwicklung über Westfrankreich mit einer südlichen Strömung aus dem Mittelmeerraum sehr milde, fast warme Luft nach Deutschland.


Die Alpen mit ihrer West-Ost-Ausdehnung stellen ein Hindernis für die südliche Strömung und für die Regenwolken dar, sodass sich dort ab der Nacht zum Freitag bis Samstagvormittag starker Südföhn einstellt, der nennenswerte Niederschläge von großen Teilen Deutschlands fernhält.

Während auf der Alpensüdseite staubedingt ergiebige Niederschläge zwischen 200 und 400 Litern pro Quadratmeter in 48 Stunden erwartet werden, geht die Alpennordseite niederschlagsmäßig leer aus. Dafür treten dort bei Föhndurchbruch vor allem in den prädestinierten Föhntälern teils schwere Sturmböen bis 100 km/h, auf den Alpengipfeln Orkanböen über 120 km/h aus südlichen Richtungen auf. In der Nacht zum Samstag wird der Höhepunkt des Föhns erwartet, dann sind selbst in einigen Föhntälern (in Österreich und in der Schweiz) orkanartige Böen um 110 km/h wahrscheinlich.

Die Temperaturen liegen in den kommenden Tagen bei milden 17 bis 20 Grad. Im Süden und am Samstag auch im Osten werden auch Höchstwerte über 20 Grad erreicht. In einigen Alpentälern sind bei Föhndurchbruch auch 25 Grad nicht ausgeschlossen. Somit taut ein großer Teil des gefallenen Schnees unterhalb 2000 m wieder weg. Aber keine Angst, die nächste Schneelage für die Berge kommt bestimmt!


Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.10.2020

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