Naturkatastrophe über dem Südpazifik: Zyklon YASA trifft als einer der stärksten jemals über dem Südpazifik beobachteten Wirbelstürme auf Fidschi.
Die Wirbelsturmsaison über dem Südpazifik ist offiziell gerade einmal gut 1 1/2 Monate jung und schon ereignete sich eine historische, weil wahrlich extreme Naturkatastrophe. Die Rede ist von Zyklon YASA, der - bezogen auf den minimalen Luftdruck im Kern - als der stärkste südpazifische Wirbelsturm seit Zyklon WINSTON (2016) und als der viertstärkste überhaupt seit Aufzeichnungsbeginn (etwa in den 70er Jahren) in die Geschichtsbücher eingeht. Mit großer Wucht erwischte er am gestrigen Donnerstag (17.12.2020) Fidschi.
YASA's Brutstätte befindet sich gut 600 km westlich von Vanuatu. Zwischen dem 10. und dem 12. Dezember konnte YASA, zu diesem Zeitpunkt noch als tropisches Tief klassifiziert, aufgrund von relativ großer Windscherung und Wechselwirkungen mit einem weiteren tropischen Tief in näherer Umgebung die Energie aus dem mit knapp 30 Grad sehr warmen Meereswasser noch nicht effektiv nutzen. Eine Intensivierung ließ daher noch auf sich warten. Die verschiedenen Wettermodelle und die sich in der Umgebung vollziehenden atmosphärischen Veränderungen sollten aber schon zu diesem Zeitpunkt keine Zweifel lassen an dem großen Potenzial, das in YASA schlummerte.
Die explosive Entwicklung, die Zyklon YASA an den Folgetagen an den Tag legte, überraschte aber dennoch. Binnen vier Tagen mauserte sich YASA von einem tropischen Tief zu einem ausgewachsenen, extrem starken Zyklon. Er erreichte während seines Höhepunktes am 16. Dezember sogar die höchste 5. Kategorie auf der für Hurrikane gebräuchlichen Saffir-Simpson-Skala. Der Luftdruck im nun - typisch für starke Wirbelstürme - wolkenfreien Auge des Sturms sank auf schätzungsweise 899 hPa. Zum Vergleich: der tiefste, jemals in einem südpazifischen Zyklon beobachtete Luftdruck liegt bei 884 hPa (WINSTON, 2016), der weltweit tiefste bei 870 hPa (TIP, 1979). Die mittleren Windgeschwindigkeiten erreichten nach Angaben des Joint-Typhoon-Warning-Centers (JTWC) 250 km/h, in Böen traten noch höhere Windgeschwindigkeiten auf.
Leider wurde schnell klar, dass die Republik Fidschi ins Fadenkreuz des Wirbelsturms gelangen würde. YASA schwächte sich auf dem Weg in Richtung der Inselgruppe zwar etwas ab, entfaltete aber bei Landgang auf der zweitgrößten Insel "Vanua Levu" als Kategorie-4-Sturm mit mittleren Windgeschwindigkeiten von 220 km/h immer noch enorme Kraft. In Erwartung extremer Orkanböen bis nahe 300 km/h, sehr hoher Wellen und extremer Sturmfluten an der Küste sowie sintflutartiger Regenfälle und Überschwemmungen ordneten die Behörden vollumfängliche Ausgangsperren an. Bewohner tief gelegener Orte wurden in höher gelegene Regionen evakuiert. Leider bewahrheiteten sich die Befürchtungen: Der Zyklon richtete Schäden in Höhe von mehreren hundert Millionen Dollar an und machte ganze Dörfer unbewohnbar. Leider wurde auch bereits von Todesopfern berichtet.
Nach Überquerung der Insel schwächte sich YASA sukzessive und deutlicher ab, wütet aber am heutigen Freitagvormittag immer noch als Kategorie-1-Zyklon mit Orkanböen um 150 km/h und heftigen Regenfällen auf den kleinen Inseln im äußersten Südosten von Fidschi. Auf seinem Weg nach Südost nähert er sich bis Samstagabend unserer Zeit Tonga. Da sich der Sturm dabei weiter abschwächt und wohl auch einen gewissen "Sicherheitsabstand" zu Tonga hält, ist dort nach jetzigem Stand nicht mit so schweren Auswirkungen wie auf Fidschi zu rechnen.
Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.12.2020
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