Im heutigen Thema des Tages werden die bevorstehende Tauwetterlage und die möglichen Folgen sowie ein Ausblick erläutert.
Mit dem gestrigen Sonntag wurde vorläufig der Höhepunkt des Winters in Deutschland bzw. in Europa erreicht. Der Großteil der Bundesrepublik liegt noch unter einer mehr oder weniger dicken Schneedecke. Auch weite Teile Europas - von Ostfrankreich über Mittel- und Osteuropa bis nach Skandinavien und Südeuropa - sind in den mittleren und höheren Lagen weiß.
Nun wurden zumindest vorläufig die Weichen in der Wetterküche auf "mild" bis "sehr mild" und "zeitweise nass" umgestellt. Die Kälte ist also auf dem Rückzug. Dank des Zusammenspiels zwischen dem Hoch DRAGICA mit Schwerpunkt über Südwesteuropa und den Tiefdruckgebieten FLAVIU und GORAN mit dem jeweiligen Kern über dem Nordmeer bzw. Nordatlantik wird in den nächsten Tagen mit einer westlichen bis südwestlichen Grundströmung milde bis sehr milde Meeresluft nach Deutschland geführt. Die Abbildung zeigt die Lage der Hoch- und Tiefdruckgebiete mit den zugehörigen Fronten (blaue Kaltfront, rote Warmfront, lila Mischfront).
Bis die Kälte auch aus Ost- und Südostdeutschland komplett ausgeräumt wird, dauert es bekanntlich etwas länger als in West- und Nordwestdeutschland. Die warme und somit leichtere Luft gleitet auf die kalte, schwerere Luft auf. Diese Kaltluft kann sich in den Mittelgebirgstälern und an der Donau sammeln und so dauert es länger, bis sie durch die warme Luft ersetzt wird.
Während man im Westen und Nordwesten in den nächsten Tagen bei frostfreien Nächten und teils zweistelligen Höchsttemperaturen keine Glätteprobleme bekommt, bleiben diese vor allem in der Südosthälfte weiterhin ein Thema. Denn dort fällt am heutigen Montag und am Dienstag durch die Warmfront des Tiefs GORAN zeitweise Schnee, der erst im Laufe des Dienstags allmählich bis in höhere Lagen in Regen übergeht und örtlich für Glatteisbildung sorgen kann. Dann ist Tauwetter angesagt. Im meteorologischen Sprachgebrauch bedeutet "Tauwetter", dass bei steigenden Temperaturen zu den Abflussmengen durch schmelzenden Schnee noch Niederschlag in Form von Regen hinzukommt. Wenn dadurch höhere Abflussmengen erreicht werden, müssen wir Meteorologen vor "Tauwetter" warnen, weil in der Folge kleine und größere Flüsse anschwellen können. Aber es steht uns keine größere Hochwasserlage bevor, da in den Regionen, in denen es in den letzten Tagen viel geschneit hat (Schwarzwald bis westliche Alpen) für die nächsten Tage kaum Niederschlag vorhergesagt wird. Der Schnee kann dort langsam tauen und durch die klaren Nächte bei leichtem bis mäßigem Frost wieder abkühlen. Selbst in den westlichen und zentralen Mittelgebirgen ist die Hochwassergefahr durch Tauwetter eher gering, da dort vergleichsweise wenig Schnee liegt, die Niederschläge am Dienstag anfangs auch noch als Schnee fallen und erst im Laufe des Tages in Regen übergehen. Nachfolgend bleibt es dort dann meist trocken.
Wie lange hält die bevorstehende milde Wetterphase? Keine Sorge: In den Mittelgebirgen und in den Alpen, wo viel Schnee liegt, wird der komplette Schnee nicht wegtauen. Zudem ist die Kälte nicht weit weg. In Russland bzw. in Skandinavien bleibt es frostig kalt. So müsste die Strömung nur wieder auf nordöstliche Richtungen drehen, damit die Kaltluft wieder zu uns fließt.
Zumindest am Wochenende stehen die Zeichen schon wieder auf Abkühlung, wobei es auch in der Mitte und im Süden nasser wird. Dann sieht es nach Winterwetter im Bergland und nasskaltem Wetter im Tiefland aus. Die Modelle bieten aber auch vereinzelt Optionen für Winter bis "ganz unten"
Dipl.-Met. Marco MAnitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.01.2021
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