Bereits vor dem Ersten Weltkrieg wurde der Weltfrauentag von sozialistischen Organisationen initiiert. Er war ein Symbol im Kampf um Gleichberechtigung, Emanzipation und das Wahlrecht für Frauen. Einiges wurde seither erreicht. Bei manchem besteht noch Potenzial.
Der geneigte Leser oder die geneigte Leserin fragt sich nun sicherlich, was der "internationale Frauentag" mit dem Wetter oder der Meteorologie zu tun hat. Nun - nichts. Obwohl man die Meteorologie durchaus als rückständig in Bezug auf Gleichberechtigung bezeichnen kann.
Bis 1998 gab es in Deutschland nämlich für Tiefdruckgebiete ausschließlich weibliche und für Hochdruckgebiete ausschließlich männliche Namen. Seither wird jährlich gewechselt. In anderen Ländern der Erde ist der Gebrauch von Namen beider Geschlechter für Tiefdrucksysteme schon seit den 70er Jahren üblich. Angeregt hatte die generelle Vergabe der Hoch- und Tiefnamen übrigens eine Meteorologiestudentin an der FU-Berlin. Heute kann sich jeder an der Benennung der Hoch- und Tiefdruckgebiete beteiligen und sich einen Buchstaben kaufen, zu dem er oder sie dann einen Namen vergeben darf. In diesem Jahr tragen die Tiefdruckgebiete männliche und die Hochdruckgebiete weibliche Vornamen.
Auch die Frauen aus Fleisch und Blut sind in der Meteorologie eher selten. Zwar wird der Wetterbericht im Fernsehen häufiger von ihnen präsentiert, aber in der Wissenschaft oder "hinter den Kulissen" sind sie in der Unterzahl. In einer gewöhnlichen Wetterredaktion überwiegt der Anteil an Männern deutlich. Beim Deutschen Wetterdienst ist der Frauenanteil in der Vorhersage im Vergleich zum privaten Sektor schon recht hoch. In Führungspositionen, und das nicht nur im naturwissenschaftlichen Bereich, sind die Frauen allerdings auch beim DWD rar.
Nun kommen wir zu den Frauen bzw. Hochdruckgebieten des heutigen Tages: KESJA und LUITGARD. Die eine zieht sich Richtung Atlantik zurück, die andere liegt über dem Norden und Nordosten Deutschlands und reicht bis nach Schweden und Norwegen. Dazwischen haben sich zwei "Herren" verbunden: HARTMUT und INGO. Ihr Band reicht einmal quer über Deutschland, vom Nordwesten/Westen bis in den Osten. Es ist markiert durch Wolken und Niederschläge, wobei in den Bergen noch einmal Schnee fällt. KESJA und LUITGARD halten Wolken und Niederschläge von ihren Regionen fern und sorgen durch Absinken für heiteres oder sonniges Wetter.
Am morgigen Dienstag zieht Tief INGO dann nach Deutschland mit dichten Wolken und verbreiteten Regenfällen. KESJA und LUITGARD ziehen sich weiter zurück. Die eine nach Westen, die andere in den Nordosten. Und dann scheint sich bis übers Wochenende hinaus der Tiefdruckeinfluss in Deutschland zu halten. Was das für unser Wetter bedeuten kann, wurde bereits im gestrigen Thema des Tages (https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/3/7.html) erörtert.
Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.03.2021
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