In der Reihe berühmter Naturwissenschaftler mit Bezug zur Meteorologie sind wir nun bei dem Physiker, Chemiker und Glasbläser Daniel Gabriel Fahrenheit angelangt, der durchaus als Multitalent bezeichnet werden kann.
Daniel Gabriel Fahrenheit wurde im Jahre 1686 in Danzig (heute Gdansk) geboren, lebte aber die meiste Zeit seines Lebens in den Niederlanden (damals Dutch Republic). Die Fahrenheits waren eine deutsche Hanse-Kaufmannsfamilie, die in mehreren Hansestädten lebte. Der Urgroßvater von Fahrenheit hatte in Rostock gelebt und Nachforschungen legen nahe, dass der Stammbaum der Familie Fahrenheit ursprünglich nach Hildesheim führt.
Daniel Gabriel war das älteste von insgesamt fünf Fahrenheit-Kindern (2 Jungen und 3 Mädchen). Er begann zunächst eine Ausbildung zum Kaufmann in Amsterdam, nachdem seine Eltern am 14. August 1701 durch den Verzehr von giftigen Pilzen gestorben waren. Sein besonderes Interesse an den Naturwissenschaften veranlasste ihn, Studien und Experimente gerade auf dem Gebiet der Chemie zu beginnen. Ab 1717 war er in Berlin, Halle, Leipzig, Dresden, Kopenhagen und auch in seiner Heimatstadt Danzig unterwegs, wo noch sein Bruder lebte. Während dieser Zeit lernte Fahrenheit unter anderem den Mathematiker Gottfried Leibniz kennen.
1717 ließ sich Fahrenheit schließlich als Glasbläser in Den Haag nieder und stellte Barometer, Höhenmesser und Thermometer her. Ab 1718 hielt er Vorlesungen Chemie-Vorlesungen in Amsterdam. Im Jahr 1724 besuchte er England und wurde im selben Jahr zum "Fellow of the Royal Society" gewählt. Fahrenheit starb im Jahre 1736 in Den Haag und wurde dort in der Kloosterkerk begraben.
Im Folgenden soll auf sein größtes Verdienst, die Festlegung der Fahrenheit-Skala, eingegangen werden.
Laut einem wissenschaftlichen Artikel von 1724 bestimmte er die nach ihm benannte Temperaturskala durch Bezug auf drei feste Temperaturpunkte. Die niedrigste Temperatur wurde erreicht, indem man eine Kältemischung aus Eis, Wasser und Ammoniumchlorid (ein Salz) herstellte und wartete, bis sie das thermische Gleichgewicht erreicht hatte. Dann wurde ein Thermometer in die Mischung getaucht, bis zur Absenkung der Flüssigkeit im Thermometer auf den tiefsten Punkt. Der nun ermittelte Messwert des Thermometers wurde als 0 °F angenommen. Als zweiter Referenzpunkt wurde der Messwert des Thermometers gewählt, bei dem sich gerade Eis auf der Oberfläche des Wassers bildete, und dieser wurde zu 32 °F festgelegt. Der dritte Kalibrierungspunkt, der zu 96 °F angenommen wurde, wurde wiederum als jener Messwert des Thermometers gewählt, der in etwa der Körpertemperatur des Menschen (gemessen in Mund und unter den Armen) entspricht.
Fahrenheit fand zudem heraus, dass Quecksilber auf der Fahrenheit-Skala bei etwa 600 °F siedet. Arbeiten von anderen Wissenschaftlern zeigten, dass Wasser bei etwa 180 °F über seinem Gefrierpunkt siedet. Die Fahrenheit-Skala wurde später neu definiert, um das Intervall zwischen Gefrieren und Sieden auf genau 180°F festzulegen.
Aufgrund der Neudefinition der Skala wird die normale Körpertemperatur heute mit exakt 98,2 °F (entspricht 36,8°C) angegeben, während sie in der ursprünglichen Fahrenheit-Skala wie weiter oben beschrieben 96 °F betrug.
Bis zur Umstellung auf die Celsius-Skala war die Fahrenheit-Skala in Europa weit verbreitet. In den USA wird sie dagegen immer noch für alltägliche Temperaturmessungen verwendet.
Dipl.-Met. Dr. Jens Bonewitz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.05.2021
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