Seit einigen Tagen gibt es in Deutschland wiederholt starke Gewitter, die lokal zu Unwettern mutieren und zum Teil erhebliche Regenmengen und Überflutungen bringen. Auch am heutigen Mittwoch geht es munter so weiter, bevor den Gewittern zum Wochenende hin dann doch mal langsam die Puste ausgeht.
Die Tiefdruckgebiete OLGER und PETER nutzten in den vergangenen Tagen die von ihnen eingebrachte feuchte Luft, um sie in starken Gewittern aus der Atmosphäre gen Boden zu bringen und Deutschland stellenweise so richtig "nass" zu machen. Die Regenmengen waren dabei allerdings sehr ungleich verteilt, weil Schauer und Gewitter es lieben, sich lokal auszutoben und den Gebieten ein paar Kilometern weiter gar nichts "abzugeben". Während OLGER schon von den Wetterkarten verschwunden ist, macht sich ab dem heutigen Mittwoch auch PETER vom (gut bewässerten) Acker. Wer nun allerdings denkt, damit lassen die Gewitter nach, der irrt zunächst.
Zwar steigt der Luftdruck mit dem neuen Hoch XENIA über Deutschland, die feuchtwarme Luftmasse bleibt uns vorerst aber noch erhalten. Mit der Sonneneinstrahlung wird erneut die Bildung von Quellwolken mit Schauern und Gewittern angeregt. Und wie in den Vortagen bewegen sich die Gewitter nur äußerst langsam, weil ihnen im flauen Druckfeld der Antrieb fehlt und dieser auch nicht aus den höheren Atmosphärenschichten geliefert wird. So muss heute außer im Norden Deutschlands lokal wieder mit Gewittern mit Starkregen gerechnet werden, wobei innerhalb kurzer Zeit 30 bis 50 Liter Regen auf einen Quadratmeter (l/qm) fallen können, vereinzelt auch mehr.
10 Liter Wasser passen in einen haushaltsüblichen Eimer, in einer Badewanne können etwa 150 bis 180 Liter Wasser eingelassen werden. 50 Liter entsprechen also rund einem Drittel des Wassers in einer vollen Badewanne, wobei diese Wassermenge bei kräftigen Gewittern innerhalb kurzer Zeit auf einen Quadratmeter (1 mal 1 Meter) ausgeschüttet wird und dann 50 mm (5 cm) hoch darauf steht. Das hört sich erst einmal nicht nach viel an, Kanalisation und Böden sind allerdings trotzdem häufig überfordert, weil ja größere Areale (meist mehrere Quadratkilometer) betroffen sind. Lokale Überschwemmungen sind daher vorprogrammiert. Kritisch wird es insbesondere dann, wenn Ortschaften in einem Tal liegen und die Wassermassen von den umliegenden Bergen zusammenlaufen und herabströmen.
Wann aber geht den Gewittern nun endlich die Puste aus? Für die Antwort ist die weitere Entwicklung von Hoch XENIA entscheidend. So wird das Hoch in den kommenden Tagen bei uns dominant, womit Tiefdruckgebiete und ihre Ausläufer vorerst nicht mehr den Weg zu uns finden. Weil bei Hochdruckeinfluss aber auch eine absinkende Luftbewegung vorherrscht, werden es Schauer und Gewitter immer schwerer haben, sich zu bilden, weil sie gegen dieses fortwährend stärker werdende Absinken bald nicht mehr ankommen.
Schauer und Gewitter werden folglich von Tag zu Tag immer seltener, auch wenn am Donnerstag noch einmal Teile der Mitte und des Südens betroffen sind (siehe Grafik zur täglichen Gewitterwahrscheinlichkeit bis Freitag unter
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/6/9_Bild.jpg). Am Freitag jedoch ziehen sich Schauer und Gewitter in den Südosten Bayerns zurück, am Samstag und Sonntag tauchen sie höchstens noch ganz vereinzelt in bzw. an den Alpen auf. Die Gewitter ohne Ende gehen damit (vorerst) zu Ende.
Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.06.2021
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