Im Juni beginnt bekanntlich der Sommer und in diesem Jahr so spürbar wie in kaum einem anderen. Im sechsten Monat des gregorianischen Kalenders wendet die Sonne am nördlichen Wendekreis und erreicht somit ihren Höchststand auf der Nordhalbkugel.
Der diesjährige Juni hat uns den Glauben an "normales" Wetter oder zumindest Wetter wie die meisten von uns es kennen, zurückgegeben. Nach einem trüben und nassen Mai und einem insgesamt kühlen Frühjahr erscheint der Autorin des Textes der Juni wie eine Wohltat. Die Sonne scheint und es ist endlich warm. Die Natur braucht nicht nur Wasser, sie braucht auch Sonne und Wärme. Sonst wachsen zwar die Pflanzen, aber Obst und Gemüse entwickeln nicht ausreichend Geschmack.
Im Juni werden die Tage anfangs noch etwas länger, in der dritten Dekade langsam aber wieder kürzer. Natürlich haben die Tage alle die gleiche Länge, aber die Tageshelligkeit, wissenschaftlich als "lichte Tageslänge" bezeichnet, unterscheidet sich. Zwischen dem 20. und 22. des Monats erreicht die Sonne den nördlichen Wendekreis und somit ihren Höchststand, dies markiert den Sommerbeginn auf der Nordhalbkugel. Anschließend "wandert" die Sonne wieder südwärts, bis sie im Dezember den südlichen Wendekreis und somit ihren Tiefststand erreicht. Dann beginnt bei uns der Winter. Dieses Jahr findet die Sommersonnenwende in Frankfurt am Main am 21.06. gegen 05:32 Uhr MESZ statt. Dann beträgt die lichte Tageslänge in der Stadt 16 Stunden, 23 Minuten und 20 Sekunden, was dem Maximum an Tageshelligkeit auf diesem Breitengrad entspricht. Der 22.06. hat rund 4 Sekunden weniger Tageslicht, der 23. immerhin schon 16 Sekunden.
Der Juni stellt nicht nur den ersten Sommermonat dar, er hat auch sogenannte Wetter-Singularitäten, also Wettererscheinungen, die zu bestimmten Zeiten im Jahr auftreten können, aber nicht müssen. Eine solche Singularität im Juni ist die Schafskälte. Sie tritt für gewöhnlich zwischen dem 4. und 20. Juni auf. Der Name lässt sich auf die Schafe zurückführen, die zu diesem Zeitpunkt meist schon geschoren sind und durch die kühle Temperatur dann frieren müssen. In diesem Juni gab es einen derartigen Temperatureinbruch noch nicht. Am kommenden Wochenende geht die Temperatur vor allem in der Nordhälfte Deutschlands zwar etwas zurück, aber richtig kalt wird es nicht. Und zu Beginn der nächsten Woche wird es auch schon wieder sehr warm bis heiß.
Eine weitere Singularität im Juni ist der Siebenschläfertag. Er wird am 27.06. begangen und eine Bauernregel besagt: "So wie das Wetter an Siebenschläfertag, es sieben Wochen bleiben mag." Der Tag ist also ein "Lostag" für das Sommerwetter. Allerdings sollte man sich bei der Sommerprognose nicht nur auf den einen Tag versteifen, sondern vielmehr die Witterung über mehrere Tage von Ende Juni bis Anfang Juli in Betracht ziehen. Immerhin haben etliche Kalenderreformen dazu geführt, dass der Lostag in unserem Kalender eigentlich erst Anfang Juli wäre.
Apropos Kalender: Im altrömischen Kalendarium war der Juni ursprünglich der vierte Monat des Jahres. Überlieferungen zufolge ist er nach der Himmelsgöttin Juno, der Gattin des Göttervaters Jupiter, benannt. Sie galt als "jugendlich Blühende", sie war die Göttin der Gestirne, außerdem Stifterin und Hüterin der Frauen, der Liebenden und der Ehe. Ein altdeutscher Name für den Juni ist "Brachmond", da in der mittelalterlichen Dreifelderwirtschaft in diesem Monat die Bearbeitung der seit der Vorjahresernte liegen gebliebenen Brache begann.
Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.06.2021
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