Hitze, Blitze, Tropennächte


Das vergangene Wochenende hatte wettertechnisch einiges zu bieten. Hitze, Blitze und Tropennächte standen auf dem Programm. Doch wo war es denn nun am wärmsten und wo gab es die meisten Gewitter? Dies und mehr erfahren Sie im heutigen Thema des Tages.


Ein turbulentes Wochenende liegt hinter uns. Die Tiefdruckgebiete THANANONT, ULFERT und WOLFGANG sorgten immer wieder dafür, dass schwülheiße, sehr feuchte und instabile Mittelmeerluft nach Deutschland geschaufelt wurde. In dieser Luftmasse konnten sich durch verschiedene Hebungsprozesse einige unwetterartige Schauer und Gewitter bilden.
Am Samstag tagsüber waren nur einzelne Gewitter vor allem über dem Osten des Landes unterwegs. In der Nacht zum Samstag erfasste dann ein umfangreiches mesoskaliges System den Westen und Nordwesten, ausgangs der Nacht dann auch den Norden des Landes. Neben einer Blitzshow (https://bit.ly/3cU0TGE) am Nachthimmel gab es auch kräftige Regenfälle sowie Sturm. In Wipperfürth-Gardeweg (Nordrhein-Westfalen) prasselten 65 l/qm innerhalb von 12 h vom Himmel. Davon fielen allein 37 l/qm zwischen 1 Uhr und 2 Uhr. Auch im benachbarten Breckerfeld-Wengeberg regnete es 59 l/qm innerhalb 12 h. Am Flughafen Hahn wurde kurz nach Mitternacht sogar eine orkanartige Böe mit 111 km/h (Bft 11) registriert. Auch von der Schwäbischen Alb bis hinüber nach Westbayern gab es bis in den Sonntagvormittag hinein eine etwas kleinere und weniger intensive Gewitterlinie als im Westen. Dennoch raubte auch hier der ein oder andere Donnerschlag den Menschen den Schlaf. Stürmische Böen bis 73 km/h, wie beispielsweise in Harburg am Sonntagmorgen, rüttelten doch ordentlich am Rollladen oder Fliegengitter. Der Schlaf war aber auch dort, wo keine Gewitter auftraten, oftmals unruhig und wenig erholsam, denn verbreitet trat eine Tropennacht (Tiefstwerte ab 20 Grad Celsius) auf. Spitzenreiter war hierbei Kahl am Main im äußersten Nordwesten Bayerns, wo die nächtliche Tiefsttemperatur bei 24,1 Grad Celsius lag. Einzig vom Emsland bis zur Lübecker Bucht und rund um die Eifel war es bei rund 15 Grad Celsius etwas angenehmer.

Am Sonntag tagsüber war es nach Abzug der nächtlichen Gewitter nach Dänemark und hinaus auf die Ostsee relativ ruhig. Zum Abend zog jedoch von Frankreich und der Schweiz her der nächste umfangreiche Gewittercluster heran. Dieser überquerte weite Teiles des Landes und zog erst am Montagvormittag nach Norden ab. Verbreitet fielen 5 bis 15 l/qm. Nur im äußersten Osten sowie in Südostbayern blieb es trocken. Spitzenreiter waren Geldern-Walbeck und Borken im westlichen Nordrhein-Westfalen. Hier summierte sich die Regenmenge zwischen Sonntagabend und Montagmorgen auf 45 l/qm auf. Dabei handelte es sich allerdings um ungewittrigen Starkregen. Die stärkste Gewittertätigkeit trat in einem breiten Streifen von Baden-Württemberg bis nach Mecklenburg-Vorpommern auf. Besonders starke Gewitterböen wurden dabei in Baden-Württemberg registriert. In einigen Orten wurden 70 bis fast 90 km/h gemessen, was Sturmstärke entspricht. Beispiele sind Kandern bei Freiburg mit 81 km/h (Bft 9) oder auch Rheinstetten bei Karlsruhe mit 78 km/h (Bft 9). Nur knapp westlich von Karlsruhe, aber auf französischer Seite, wurde mit 99 km/h (Bft 10) sogar eine schwere Sturmböe registriert. Mit Durchzug des umfangreichen Regen- und Gewitterkomplexes konnte es in der Nacht wenigstens verbreitet abkühlen, sodass die überhitzten Wohnungen endlich wieder durchgelüftet werden konnten und der Schlaf erholsamer wurde. Nur ganz im Osten, rund um Berlin war auch in der vergangenen Nacht bei Tiefstwerten über 20 Grad nochmals fröhliches Schwitzen angesagt.

In den kommenden Nächten werden jedoch in ganz Deutschland keine Tropennächte mehr erwartet. Die Gewitterlage bleibt uns jedoch in der Südosthälfte erhalten und es drohen weitere teils unwetterartige Gewitter, vor allem durch heftigen Starkregen. Die große Hitze ist allerdings erst einmal Geschichte.


Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.06.2021

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