Gewitter - der nächste Anlauf?

Auch heute stehen in Deutschland wieder Gewitter auf dem Programm. Warum diese vor allem im Süden und in der Mitte Auftreten und wo sie am stärksten ausfallen, das klärt das heutige Thema des Tages.

Seit etwa einer Woche sind sie bei uns in Deutschland meteorologisch das dominierende Thema - die Gewitter. Und auch heute wird erneut vor allem über die Gebiete ihres Auftretens sowie ihre sogenannten Begleiterscheinungen, also Wind, Regen und Hagel diskutiert.

In der beigefügten Grafik
(https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/6/24.html) ist, als kleiner Teil der synoptischen Gesamtsituation, der Verlauf des für uns entscheidenden Frontensystems dargestellt. Dabei handelt es sich um eine Prognose, die am gestrigen Nachmittag erstellt wurde. Darüber hinaus erkennt man, als eine "Charakterausprägung" der Luftmasse, die für die Entwicklung von Gewittern zur Verfügung stehende potentielle Energie (CAPE = Convective Available Potential Energy) für den heutigen (frühen) Nachmittag. Informationen zu CAPE finden Sie zum Beispiel unter
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/6/17.html oder unter https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2020/8/30.html.

Deutlich zu erkennen ist, dass die Front energiereiche Luft über dem Süden Deutschlands von energiearmer Luft über dem Norden und über weiten Teilen der Mitte trennt. Wobei die Front nicht exakt die genannte Grenze markiert. Das liegt daran, dass für die genaue Positionierung der Front auch noch andere meteorologische Parameter wie beispielsweise der Luftdruck, der Wind, die Temperatur und die Feuchte in Betracht gezogen werden. Letztendlich stellt der Verlauf der Front immer einen Kompromiss dar, über den man trefflich streiten kann. Aber das ist ein anderes Thema?

Auffällig ist allerdings, dass im Bereich des kleinräumigen Tiefs VOLKER, das nach der hier abgebildeten Prognose heute Nachmittag im Bereich des Nahetals liegen soll, auch nördlich der Front energiereiche Luft zu finden ist. Dort leitet sich die Energie aber nicht (nur) aus der Schichtung der Luftmasse, sondern auch aus der Dynamik des Tiefs her. Dabei zeichnen sich vor allem das Rothaargebirge und die Eifel durch lokale Maxima aus, was darauf hindeutet, dass auch die Orografie für die Entwicklung der Energie eine Rolle spielt.

Das Gebiet, in dem heute (auch schwere) Gewitter möglich sind, wird komplettiert von der Frontalzone selbst, die ja nicht nur die Pfalz und das Rhein-Mai-Gebiet quert, sondern auch von West-Südwest nach Ost-Nordost orientiert über Mitteldeutschland verläuft. Da die Frontalzone kein starres Gebilde darstellt, sondern vielmehr in Bewegung ist, wird auch in ihrem Bereich Hebung induziert. In der Gesamtschau kann man heute also den Bereich südlich einer Linie Ruhrgebiet - Lausitz als denjenigen definieren, in dem es zu Gewittern kommt, die auch wieder den Unwetterbereich anpeilen werden.


Der Kreis der Überlegungen schließt sich, wenn man versucht, die Gebiete festzulegen, in denen die kräftigsten Gewitter zu erwarten sind. Denn dann landet man zwangsläufig wieder bei der Energie der Atmosphäre, da sie eine essentielle "Zutat" für Schwergewitter bildet. Berücksichtigt man unter anderem auch die Höhenströmung und den Tagesgang der meteorologischen Parameter, so kristallisiert sich ein Gebiet vom Hochrhein und den Alpen bis hin zum Böhmischen Becken als besonders unwettergefährdet heraus - mit Starkregen von 25 bis 40 l/qm in kurzer Zeit, Hagel um 3 cm sowie vereinzelten Orkanböen (um 120 km/h, Bft 12).

Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.06.2021

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst