Sie möchten wissen, wo es an einem bestimmten Tag zu Unwettern gekommen ist? Dann lohnt ein Blick in die europäische Unwetterdatenbank, die im heutigen Tagesthema vorgestellt wird.
Nachdem sich das Jahr 2020 in Sachen Unwetter eher etwas zurückgehalten hat, wird in diesem Jahr in Europa und Deutschland wirklich einiges aufgeboten. Dabei stechen bisher natürlich vor allem die Hochwasserkatstrophe in Deutschland und Belgien sowie der Tornado in Hodonin (Tschechien) heraus. Aber auch im Alpenvorland gibt es beinahe täglich Unwetter, wahlweise mit großem Hagel, schweren Sturmböen oder heftigem Starkregen.
Dies war nur eine kleine Auswahl. Bei dieser großen Anzahl an Unwetterereignissen in diesem Sommer kann man schnell den Überblick verlieren. Es gibt aber eine Möglichkeit sich für jeden Tag einen Überblick zu verschaffen, wo es zu Unwettern in Europa gekommen ist. Als Basis dafür dient die sogenannte europäische Unwetterdatenbank (European Severe Weather Database - ESWD).
Die ESWD wird betrieben vom ESSL, dem European Severe Storm Laboratory (auf Deutsch: Europäisches Unwetterlabor). Diese Organisation wurde 2006 zu einem eingetragenen Verein mit Sitz in Wessling bei München. Ihr Ziel ist eine europäische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Unwetterforschung, um die Gesellschaft in Europa besser auf die Auswirkungen von sommerlichen Unwettern vorzubereiten. Dafür wird zum einen wissenschaftliche Forschung betrieben und zum anderen werden zahlreiche Fortbildungskurse für
Vorhersagemeteorologen auf dem Gebiet der Gewitter- und Unwettervorhersage angeboten. Zudem organisiert das ESSL alle zwei Jahre eine internationale Konferenz zum Austausch über den aktuellen Stand der Forschung.
Die Europäische Unwetterdatenbank ist ein wichtiger Baustein der Arbeit des ESSL. Sie wird dort von mehreren Personen betreut und lebt auch von der Beteiligung vieler engagierter Menschen in den verschiedenen Ländern. In der Datenbank werden Meldungen aus ganz Europa in verschiedenen Kategorien zusammengetragen. Das können schadensbringender Starkregen, großer Hagel (ab 2 cm), Wind (ab 90 km/h) oder auch Tornados sein. Auch Blitze, die zu Bränden oder Personenschäden geführt haben, fließen dort mit ein.
Die Meldungen stammen aus Archiven, Zeitungen, von Onlinemedien oder kommen aus den sozialen Kanälen wie Twitter und Facebook. Daneben fließen Meldungen von den staatlichen Wetterdiensten ein, wie zum Beispiel auch geprüfte Zumeldungen aus unserer WarnwetterApp.
Der Nutzer kann die Einträge schließlich nach dem zeitlichen Auftreten, der Art des Unwetterereignisses und der betroffenen Region filtern. In einer Liste gibt es dann genaue Beschreibungen zu jedem Ereignis. Gegen eine Jahresgebühr kann man die Daten auch für den persönlichen Gebrauch anfordern und eigene Auswertungen anstellen.
Die erfassten Daten finden vor allem Eingang in die Unwetterforschung. Sie werden aber auch von Versicherungsunternehmen genutzt, dienen der Evaluierung verschiedener Vorhersageprodukte oder bilden die Basis für klimatologische Untersuchungen zur Entwicklung von Unwetterereignissen.
Die Unwetterdatenbank eignet sich aber auch einfach zum Stöbern. Durch die Arbeit mit alten Zeitungsarchiven und anderen historischen Daten konnten auch viele Ereignisse aus früheren Zeiten rekonstruiert werden. So kann man beispielsweise herausfinden, dass am 29.06.1764 zur Mittagszeit ein Tornado der stärksten Kategorie F5 durch Woldegk in Mecklenburg-Vorpommern gezogen ist (siehe auch Grafik), oder dass der DWD am 02.09.2000 in den Abendstunden die erste offizielle Tornadowarnung im südlichen Sachsen-Anhalt ausgegeben hatte. Die älteste deutsche Tornadomeldung in der Datenbank stammt übrigens vom
1.Juli 689 aus dem Stammherzogtum Sachsen.
Das ist nur ein kleiner Einblick. Schauen Sie doch auch mal in die Datenbank und suchen nach Hagel, Wind oder Starkregenereignissen aus der jüngsten oder frühen Vergangenheit. Gerne können Sie sich auch selbst beteiligen und Unwetterereignisse zumelden, welche die Kriterien erfüllen.
Dipl.-Met. **
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 31.07.2021
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