Aktuell befinden wir uns mitten in den Hundstagen, der heißesten Zeit des Jahres. Bisher blieb die große Hitze in Deutschland aber aus. Was diese Tage mit Hunden zu tun haben und ob die Hitze nochmals zurückkommt, erfahren Sie im heutigen Thema des Tages.
Die Hundstage sind statistisch gesehen die heißesten Tage des Jahres in Europa und damit natürlich auch bei uns in Deutschland. Die größte Wahrscheinlichkeit für größere Hitzewellen fällt in diesen Zeitraum. Er umfasst die Zeit vom 23. Juli bis zum 23. August. Doch was hat dieser Zeitraum mit Hunden zu tun? Eigentlich gar nichts! Namensgeber ist ursprünglich das Sternbild "Großer Hund" (Canis Major), zu dem auch der bekannte Stern Sirius gehört. Der heute gebräuchliche Zeitraum entstand bereits im Römischen Reich. Er beschreibt die Zeit vom Aufgang bis zur Sichtbarkeit des kompletten Sternbilds, wobei diese Periode 30 bis 31 Tage dauert. Die Präzession der Erdachse ist aber dafür verantwortlich, dass der Aufgang des "Großen Hunds" heutzutage etwa vier Wochen nach hinten verschoben ist und eher als Zeichen für den nahenden Herbstanfang angesehen werden kann. Dennoch bezeichnet man auch heute noch die Zeit der heißesten Tage als Hundstage. Übrigens, der Begriff ist nicht nur in Deutschland geläufig. Die Engländer bezeichnen den Zeitraum als "dog days", die Franzosen als "la canicule", in Spanien werden Hitzewellen generell als "la canícula" bezeichnet und in Russland steht das Wort "kanikuly" für Sommerferien.
In den letzten knapp zwei Wochen blieb Deutschland von einer größeren Hitzewelle verschont. Vom 24. bis 26. Juli bekamen die Bundesbürger im Osten Deutschlands zwar an drei Tagen in Folge mit Höchstwerten um 30 Grad ein bisschen Hitze ab. Spitzenreiter war Bernburg/Saale mit 31,7 Grad, eine landesweite Hitzewelle mit Temperaturen (weit) über 30 Grad blieb in den diesjährigen Hundstagen bisher aber aus. Im Norden, Westen, der Mitte und im Süden Deutschlands gab es in den meisten Orten im gesamten Juli und auch Anfang August sogar keinen einzigen heißen Tag mit Temperaturen über 30 Grad.
Eine komplett andere Situation spielt sich aktuell hingegen im Mittelmeerraum ab, wo einige Länder mit den heftigsten Waldbränden seit Jahren zu kämpfen haben. Von Tunesien über Süditalien bis nach Griechenland und der Türkei leiden die Leute zudem unter einer "Affenhitze". Seit Tagen steigen die Temperaturen dort über 40 Grad, teils wurden sogar über 45 Grad gemessen. Selbst auf den griechischen Urlaubsinseln, die sonst bei Hitzewellen meist vom Kühlungseffekt des Mittelmeers profitieren, erreichten die Temperaturen in den vergangen Tagen Spitzenwerte um 40 Grad, weshalb die Urlauber dort mächtig ins Schwitzen kamen. Selbst nachts kühlte es teils nicht unter 30 Grad ab, sodass sich jeder glücklich schätzen konnte, der eine Klimaanlage im Schlafzimmer hat.
Kommen wir zum Abschluss nochmal zurück nach Deutschland. Die Hundstage dauern ja noch gut zwei Wochen an. Da stellt sich natürlich die Frage, ob die Hitze auch bei uns nochmals zurückkommt oder ob es mit dem Hochsommer bereits "gelaufen" ist. In den kommenden Tagen kocht der Sommer erst einmal weiter auf Sparflamme. Das Wetter wird weiterhin von Tiefdruckgebieten geprägt. Am morgigen Samstag werden im Osten Deutschlands und im Südosten Bayerns zwar sommerliche Höchstwerte bis 27 oder 28 Grad erreicht, von Sonntag bis Dienstag ist aber meist schon bei eher kühlen 18 bis 24 Grad das Ende der Fahnenstange erreicht. Hitze über 30 Grad liegt in weiter Ferne und selbst die 25-Grad-Marke (Definition für einen Sommertag) wird nur noch im Osten gebietsweise knapp überschritten. Und wie geht es danach weiter? Blicken wir dazu in die sogenannte Mittelfristprognose (Vorhersagetag 4 bis 10). Und da kommen tatsächlich wieder mehr Sommergefühle auf. Ab Mittwoch dreht die Strömung nämlich auf Südwest und damit gelangt deutlich wärmere Luft aus südlicheren Gefilden zu uns. Ab Donnerstag klettern dann die Temperaturen wieder fast landesweit auf sommerliche 25 bis 30 Grad, in den wärmsten Regionen Deutschlands kann die 30-Grad-Marke voraussichtlich sogar leicht überschritten werden. Eine ausgewachsene Hitzewelle steht uns allerdings nicht bevor. Bereits zum Wochenende hin dreht die Strömung voraussichtlich wieder auf westlichere Richtungen, sodass vor allem in Norden die Temperaturen wieder zurückgehen. Ein beständiges Sommerhoch ist also auch weiterhin nicht in Sicht. Ob der Hochsommer zum Endspurt der Hundstage nochmals den Turbo zündet, liegt noch im Bereich der Glaskugel.
Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.08.2021
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst