Ein kleinräumiges Tief über der Nordsee sorgt für eine unruhige Nacht. Die Details und die weitere Wetterentwicklung für das kommende Wochenende werden im Thema des heutigen Tages erläutert.
Die Verbindung zwischen dem Azorenhoch mit seinem Ableger "Merle" über der Biskaya und dem Hoch "Lioba" über Westrussland bekommt eine Schwachstelle über Mitteleuropa. Diese wird rasch vom kleinräumigen aber starken Tief "Yogi" über der Nordsee gefüllt, das heute und morgen für eine recht windige Wetterepisode in Teilen Deutschlands sorgt.
Am heutigen Mittwoch gibt es im Vergleich zum gestrigen Tag deutlich weniger Sonne, dafür aber vielerorts Regen. Das liegt einerseits an einer "Regenwurst", die von Niederbayern über Sachsen bis nach Vorpommern ausgreift, um dann im Laufe des Nachmittags weiter ostwärts zu ziehen. Dabei regnet es zum Teil kräftig und hier und da treten auch einzelne Gewitter auf. Andererseits ziehen von Frankreich und Benelux die Wolken des Tiefs "Yogi" heran und weiten sich rasch auf das ganze Land in Form von Schauern aus. Vor allem in der Nordwesthälfte sind auch Gewitter dabei.
Tief "Yogi" hat nicht nur Regen, sondern auch viel Wind im Gepäck. Dieser ist heute tagsüber besonders in der Westhälfte Deutschlands und im Bergland deutlich spürbar. Dabei muss mit steifen Böen bis 60 km/h und in Schauer- bzw. Gewitternähe sowie in den Kammlagen der Mittelgebirge auch mit Sturmböen bis 80 km/h gerechnet werden.
Aber Tief "Yogi" hat ein "Ass im Ärmel", denn es kann sich über der noch relativ warmen Nordsee etwas vertiefen, bevor es über Dänemark an Land geht. Das bedeutet für die Nordseeküste und im angrenzenden Binnenland eine deutliche Windverstärkung. Zunächst auf den ostfriesischen, später auch auf den nordfriesischen Inseln und auf Helgoland treten häufig schwere Sturmböen um 100 km/h auf. Einzelne Orkanböen bis 120 km/h sind ebenfalls wahrscheinlich. Im angrenzenden Binnenland weht der Wind nicht ganz so stark, jedoch muss mit stürmischen Böen um 70 km/h gerechnet werden. Dazu gibt es schauerartigen, teils gewittrigen Regen. Eine unangenehme Nacht steht also der Deutschen Bucht bevor. (Infos über eventuelle Sturmflutwarnungen unter www.sturmflutwarnungen.de). Der große Rest Deutschlands erlebt eine deutlich ruhigere Nacht, denn die meisten Schauer klingen rasch ab und der Wind flaut ab.
Am Donnerstag geht "Yogi" etwas die Luft aus und zieht nach Nord-Nordost in Richtung Oslofjord und Südwestschweden. In Norddeutschland bleibt der Wind ein Thema mit steifen Böen bis 60 km/h in der Norddeutschen Tiefebene und stürmischen Böen oder Sturmböen zwischen 70 und 80 km/h an den Küsten. Zwischen Schleswig-Holstein und Rügen sind weitere Schauer unterwegs.
Die Mitte und der Süden Deutschlands profitieren dagegen von der Wiederherstellung der Hochdruckbrücke zwischen dem Azorenhoch und dem Hoch über Russland mit viel Sonnenschein und schwachem Wind. Aber in der Nacht zum Freitag bedeutet dies dort bei längerem Aufklaren häufig Frost in Bodennähe bis -3 Grad und stellenweise Luftfrost bis -1 Grad.
Am Freitag hält die Hochdruckbrücke in der Südhälfte des Landes und nach kalter Nacht erreichen die Höchstwerte mit Sonnenunterstützung häufig die 20-Grad-Marke. Bei längerem Nebel - vor allem an der unteren Donau - bleibt es kühler. Im Nordwesten dagegen hält unter Tiefdruckeinfluss das windige und regnerische Wetter an.
Am Wochenende nehmen die Sturmtiefs über dem Nordatlantik den nächsten Angriff auf die Hochdruckverbindung über Süddeutschland vor.
D.h. die dazugehörigen Regenwolken weiten sich - wenn auch nur langsam - ostwärts aus. Am Samstag regnet es nur im Westen und Nordwesten. Am Sonntag erreicht der Regen große Teile Deutschlands. Lediglich in Bayern und Sachsen bleibt es noch trocken mit sonnigen Abschnitten. Dazu ist es vor allem im Westen und Norden sehr windig bis stürmisch, aber auch an den Alpen, wo sich eine Föhnlage einstellt. Mit der südlichen Anströmung wird dabei sehr milde Luft herangeführt, sodass die Temperaturen tagsüber in der Südhälfte und im Osten auf über 20 Grad ansteigen und die Nächte frostfrei bleiben werden.
Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.09.2021
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