Zum heutigen "Wettergesprächs- und Smalltalk-Tag" gehen wir doch einfach mal den Fragen nach, warum gerade das Wetter so gerne für den Smalltalk herhalten muss und wieso sich das in Zukunft eventuell ändern könnte.
"Das ist aber auch ein Wetterchen heute!" - "Kann man nicht anders sagen. Kann man zwei draus machen!" - Eingefleischten "Bud Spencer und Terence Hill"-Fans ist dieser Dialog aus dem Film "Zwei außer Rand und Band" aus dem Jahre 1977 sicherlich geläufig. Aber nicht nur in dieser Szene diente das Wetter als "Gesprächsöffner", es ist generell ein sehr, wenn nicht sogar das beliebteste Smalltalk-Thema.
Warum das so ist? Mit dieser Frage beschäftigten sich bereits zahlreiche psychologische Studien. Zum Smalltalk greift der Mensch zum Beispiel in Situationen, in denen er keine Zeit oder kein Interesse hat, mit seinem Gegenüber ein längeres oder tiefer gehendes Gespräch zu führen. Vielleicht ist es einem auch unangenehm ein Gespräch zu beginnen, weil man entweder schlicht nicht weiß, worüber man sich mit seinem Gegenüber unterhalten soll, oder im Gegenteil sehr genau weiß, was man ansprechen möchte bzw. müsste, das Thema an sich allerdings unangenehm ist.
Tja und in solchen Situationen sucht man sich am besten ein Thema, das zum einen jeden in irgendeiner Form etwas angeht und zum anderen kaum Konfliktpotenzial bietet. Dass sich dazu weder Politik noch Sport eignet, ist wenig überraschend. Es gibt beispielsweise sicherlich bessere Ideen als jemanden in der Frankfurter U-Bahn auf die Vereinsgeschichte von Kickers Offenbach anzusprechen.
Beim Wetter ist das anders. Denn darauf, ob es nun gerade regnet oder die Sonne scheint, hat ja nun mal niemand einen Einfluss. Es ist schlicht und ergreifend höhere Gewalt. Daher lässt sich relativ "gefahrlos" über das aktuelle Wettergeschehen losquatschen. Ob das aber auch in Zukunft so sein wird, ist fraglich. Das Thema Wetter wird in unserer Gesellschaft zunehmend im Kontext des Klimawandels gesehen, sodass auf ein eigentlich unverfängliches "Na, ein Tag zum Sonneputzen heute, was?!" schnell ein "Viel zu viel Sonne! Es hat schon seit Tagen nicht mehr geregnet. Und wenn's dann regnet, ist gleich alles überflutet!" folgen. Und ruckzuck befindet man sich in einer Klima-Diskussion.
Eventuell sollte man sich also schon mal ein alternatives Smalltalk-Thema suchen, das man bei Bedarf auspacken kann. Aber was könnte das sein? Andererseits wird es natürlich auch in Zukunft so sein, dass wir an heißen Sommertagen gemeinsam schwitzen und bei frostiger Winterluft bibbern, ganz egal, wer da jetzt dafür verantwortlich ist. Bleiben wir also vielleicht doch am besten beim Wetter als Smalltalk-Thema Nr. 1! Und wenn's dann tatsächlich mal in ein tieferes Gespräch münden sollte, ist das ja vielleicht auch nicht verkehrt, oder?
Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.10.2021
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