Auf vielen Flugreisen ist man "Luftlöchern", sogenannten Turbulenzen, ausgesetzt. Das schnelle Absinken des Flugzeugs kann ein mulmiges Gefühl auslösen. Deshalb soll im heutigen Thema des Tages beleuchtet werden, wie Turbulenzen entstehen.
Bereits am vergangenen Samstag (09.10.2021) wurde das Europa-Reisewetter pünktlich zum Herbstferienbeginn einiger Bundesländer beleuchtet. Um möglichst schnell zum Urlaubsort zu gelangen, bietet sich - je nach Entfernung - durchaus eine Flugreise an. Alle, die in ihrem Leben schon einmal geflogen sind, kennen dabei das aufregende Gefühl beim Start einer Flugreise auf dem Rollfeld, wenn die Turbinen aufheulen, das Flugzeug unter großer Beschleunigung auf das Ende der Startbahn zu rast und der eigene Körper in den Sitz gedrückt wird. Dann hebt die Maschine ab, Adrenalin schießt durch die Adern. Der Blick aus dem Fenster lässt die umliegende Landschaft mit zunehmender Höhe rasch kleiner aussehen. Nach wenigen Minuten verspürt man dann allmählich eine Beruhigung, die Beschleunigung des Flugzeugs lässt nach und der eigene Puls normalisiert sich wieder. Die einkehrende "Stille" kann jedoch täuschen.
Die meisten Flugreisenden werden es schon erlebt haben. Aber nicht nur Menschen mit Aviophobie, also der Angst vorm Fliegen, jagt es einen Schrecken ein. Die Rede ist von einem Phänomen, das im allgemeinen Volksmund als "Luftloch" bezeichnet wird. Dabei handelt es sich allerdings keinesfalls um ein Loch in der Luft, sondern um Turbulenzen. Diese Turbulenzen sorgen für ein schnelles Auf- oder Absteigen wie bei einer wilden Achterbahnfahrt und können das Flugzeug gut durchschütteln. Da der Mensch recht sensibel auf Änderungen der Gewichtskraft reagiert, entsteht vor allem beim überraschenden Absinken der Maschine ein unangenehmes Gefühl in der Magengrube. Wer angeschnallt ist, muss sich aber keine Sorgen machen. Die schweren Kolosse aus Metall sind konstruiert, um den auf sie einwirkenden Kräften standzuhalten. Aber wodurch treten solche Turbulenzen in der Luft auf?
In und um Wolken herrschen teils starke Auf- und Abwinde. Durchquert nun eine Passagiermaschine eine Wolke mit einer hohen Geschwindigkeit (diese variiert je nach Flughöhe und Windverhältnissen, in 6 bis 11 km beispielsweise um und über 800 km/h relativ zur Erdoberfläche), so erfährt die Maschine rasch aufeinanderfolgende Auf- und Abwinde, die sie samt Passagieren gründlich durchschütteln.
Aber auch in wolkenfreier Luft kann es turbulent zugehen. Bei fehlender Luftfeuchtigkeit beispielsweise können Aufwinde auch ohne sichtbare Wettererscheinungen in Form von Wolken auftreten. In diesem Fall spricht man von "Blauthermik". Treffen Luftmassen mit unterschiedlichen Windgeschwindigkeiten oder ?richtungen in größeren Höhen aufeinander, kommt es ebenfalls zu Turbulenzen. Meist treten diese Arten der Turbulenz überraschend auf, da sie in der Regel keine sichtbaren Wettererscheinungen mit sich bringen und somit mit bloßen Augen nicht sichtbar sind.
Gebirgszüge wie zum Beispiel die Alpen in Europa, die Rocky Mountains in Nordamerika oder auch das Himalaya-Gebirge in Asien müssen bei Anströmung ihrer Flanken von Luftmassen überquert werden. Dadurch kommt es zu einem Aufsteigen der Luftmassen, was selbst in großen Höhen noch registriert werden kann. Rückseitig der Gebirge sinkt die Luft wieder ab. Überquert also ein Flugzeug einen Gebirgszug, muss ebenfalls mit entsprechenden Turbulenzen gerechnet werden.
Ein weiterer Ort, an dem es zu turbulenten Störungen in der Atmosphäre kommt, ist an sogenannten Frontalzonen, also dort, wo warme und kalte Luftmassen großflächig aufeinandertreffen. Aktuell liegt eine solche Frontalzone quer über Deutschland. Ausgehend von Tief "Finn", das vom Norden Skandinaviens in die Barentssee unterwegs ist, griff in der vergangenen Nacht von Norden her der zugehörige Tiefausläufer auf Deutschland über. Dieser trennt die vor allem im Süden dominierende kalte und trockene Luftmasse von der wärmeren Meeresluft, die nachfolgend von der Nordsee in den Norden und die Mitte einfließt. Entlang dieser Frontalzone schiebt sich die warme über die kalte Luft. Im Übergangsbereich kommt es dann zu Auf- und Abwinden und neben entsprechenden Turbulenzen auch zu etwas Regen oder einzelnen Schauern. An der Ostsee sorgt dagegen am Abend und in der Nacht kalte Höhenluft für Turbulenzen in Form von Schauern und vereinzelten Gewittern. Wenn Sie also heute mit dem Flieger unterwegs sein sollten, schnallen sie sich an! Der Flug könnte turbulent werden.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.10.2021
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