Zahlreiche Hexen, Skelette und Vampire werden am Sonntagabend wieder durch die Straßen ziehen. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass zwischen Reformationstag und Allerheiligen für einige Stunden der Halloweenbrauch seinen Höhepunkt erreicht. Auf welches Wetter können sich die Freunde von Gruselgestalten einrichten?
Am kommenden Sonntag, den 31. Oktober 2021, jährt sich der Reformationstag zum 504. Male. Laut Überlieferung soll Martin Luther im Jahre 1517 am Abend vor Allerheiligen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg seine Thesen zu Ablass- und Bußpraktiken in der Kirche angeschlagen haben. Damit leitete Luther die Reformation der Kirche ein, welche schlussendlich in der Abspaltung der evangelischen von der katholischen Kirche mündete. Im Laufe der Zeit verfestigte sich der 31. Oktober in den reformierten Gebieten als offizieller Gedenktag. In Deutschland ist in den östlichen sowie seit 2018 auch in den nördlichen Bundesländern der Reformationstag ein gesetzlicher Feiertag.
Das auf den Reformationstag folgende Allerheiligen beruht auf einem noch älteren geschichtlichen Hintergrund. Die zunehmende Zahl an Heiligen in der christlichen Kirche bedurfte seit dem 4. Jahrhundert nach Christus eines Tages, an dem aller Heiligen gedacht werden kann. Nach anfänglich wechselnden Tagen im Jahr, wird seit vielen Jahrhundert Allerheiligen am 1. November begangen. In den mehrheitlich katholischen geprägten Bundesländern im Süden und Westen ist Allerheiligen ein gesetzlicher Feiertag.
Auf den Abend des Reformationstages und die Nacht auf Allerheiligen fällt schließlich noch das inzwischen weitverbreitete und begangene Volksbrauchtum "Halloween". Das Wort Halloween ergibt sich durch die Verschmelzung von All Hallow's Eve, dem Abend vor Allerheiligen. Der Brauch stammt ursprünglich aus dem katholischen Irland und fand über die vielen irischen Einwanderer seinen Weg über den Atlantik in die Vereinigten Staaten von Amerika. Die Ursprünge des Halloween-Brauchs basieren eher auf keltischen oder vorchristlichen Traditionen. So glaubten die Kelten, dass an diesen Abenden die Grenze zwischen den Welten offen sei und die Toten auf die Erde zurückkommen, um ihre Verwandten zu besuchen. Auch die Sitte, Kürbisse zu verzieren und aufzustellen, hat den Ursprung in Irland. Die Kürbisse mit ihren Fratzen sollten böse Geister abschrecken und im Eingangsbereich der Häuser etwas Licht spenden. In Nordamerika entwickelte sich Halloween im Laufe der Zeit zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor. Auch in Mitteleuropa und in Deutschland wird seit gut 20 Jahren zunehmend Halloween gefeiert - Kommerzialisierung inklusive.
Am Sonntagabend ziehen also wieder Kinder und Jugendliche in Hexen-, Vampir- oder Skelettkostümen um die Häuser, klingeln mit dem Spruch "Süßes oder Saures" an Haustüren und fordern Süßigkeiten dafür, keine Streiche zu verüben. Ob nun um die Häuser ziehend oder die älteren Semester auf dem Weg zur Gruselparty, so sind doch alle auch vom Wetter abhängig. Wie sehen die Prognosen derzeit aus?
Das Bundesgebiet liegt am Sonntag vorderseitig eines kräftigeren Tiefs über den Britischen Inseln in einer südlichen bis südwestlichen Strömung. Jenes Tief führt vermehrt mehrschichtige Bewölkung in die westlichen und südwestlichen Landesteile. Die genaue Position des aufkommenden Niederschlagsgebietes ist zwischen den Modellen derzeit noch strittig. Mit Einbruch der Nacht, die durch die Zeitumstellung von Samstag auf Sonntag nun noch schneller erfolgt, dürfte zwischen Baden-Württemberg und dem westlichen Niedersachsen jedoch anfangs nur wenig Regen vom Himmel fallen. Wer allerdings ausdauernder feiern möchte, sollte zum Schutze seiner kostbaren Kostüme für die zweite Nachthälfte einen Regenschirm einpacken, denn die Niederschläge werden sich intensivieren. Außerdem sollten Hüte oder Perücken gut fixiert werden, denn der Süd- bis Südwestwind lebt spürbar auf und bringt teils starke Böen, im höheren Bergland auch stürmische Böen. Die Osthälfte merkt von alldem noch nicht allzu viel. Hier sind in den Abend- und Nachtstunden meist nur hohe und mittelhohe Wolkenfelder unterwegs. Zwischendurch könnten für die bessere Halloweenstimmung bei größeren Wolkenlücken zeitweise auch mal die Sterne hindurchfunkeln.
Unter oder über das Kostüm muss bei milden Abendwerten zwischen 11 und 16 Grad nicht zwingend zum dicksten Pullover gegriffen werden. Nur entlang der östlichen Mittelgebirge ist es mit 8 bis 12 Grad etwas frischer (siehe Abbildung: https://t1p.de/6w7e). Wer jedoch etwas länger auf den Halloweenpartys verweilt, sollte dennoch eine (dickere) Jacke einstecken. Bis zum Morgen geht die Temperatur auf 3 Grad am Bayerischen Wald und 11 Grad am Niederrhein zurück.
M.Sc.-Met. Sebastian Altnau
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.10.2021
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