Der diesjährige Herbst war sehr regenarm. Im heutigen Thema des Tages ziehen wir Bilanz.
Im Gegensatz zum Sommer, der in den meisten Regionen Deutschlands recht niederschlagsreich verlief, war in den vergangenen Herbstmonaten Regen vielerorts Mangelware. Im deutschlandweiten Flächenmittel kamen gerade einmal 130 Liter pro Quadratmeter (l/m²) zusammen und damit nur 71% (68%) der durchschnittlichen Regenmenge aus der Referenzperiode 1961-1990 (1991-2020). [Bezüglich der Periode 1981-2010, die der radarbasierten Niederschlagsauswertung zugrunde liegt, betrug die Abweichung sogar 34,5%]. Wie der Niederschlag über die einzelnen Monate verteilt war und ob es auch vergleichsweise nasse Regionen gab, schauen wir uns im heutigen Thema des Tages genauer an.
Beginnen wir zunächst mit dem September, dem in diesem Jahr trockensten der drei Herbstmonate. Mit 35,3 l/m² fielen nur 58%* (55%**) der durchschnittlichen Monatsmenge. Wie man auf der beigefügten Grafik eindrucksvoll anhand der roten Farben erkennen kann, war der September fast im gesamten Bundesgebiet zu trocken. Hochdruckgebiete bestimmten zumeist das Wetter in Deutschland. In einigen Regionen regnete es weniger als ein Viertel der üblichen Menge. In Weiden in der Oberpfalz brauchte man den Regenschirm nur selten; mit lediglich 4,6 l/m² (8,2%*) war es dort am trockensten. Eine ausgeglichene Regenbilanz konnte man rund um die Bayrischen Voralpenseen, gebietsweise im Norden sowie in einem Streifen entlang der Saale ziehen. Die wenigen "blauen Flecken", also Orte mit überdurchschnittlich viel Regen, waren auf kleinräumige Starkregenereignisse zurückzuführen, wie beispielsweise in Bucha (Thüringen), wo mit 84 l/m² 193% der durchschnittlichen Regenmenge vom Himmel prasselte. Der nasseste Ort war allerdings Kreuth-Glashütte mit 177 l/m² (117%) nahe der Grenze zu Tirol.
Auch der Oktober verlief mit 44,8 l/m² relativ trocken. Bezogen auf die beiden Referenzperioden bedeutet dies ein Defizit von 20%* beziehungsweise 29%**. Besonders regenarm war es in der Lausitz mit weniger als 10 l/m² (<20% des vieljährigen Mittels). In Bad Muskau an der Grenze zu Polen wurden gar nur 6,7 l/m² (16%) gemessen. Auch erneut in der Oberpfalz sowie in Niederbayern, Oberbayern und in Teilen Mittelfrankens wurden nur 20 bis 40% der üblichen Monatsmenge erfasst, wie beispielsweise in Straubing mit 12 l/m² (22%). Regionen mit überdurchschnittlich viel Regen waren im Norden und Nordosten anzutreffen. An der Wetterstation in Wrixum auf Föhr rostete die Regenwippe sicher nicht ein. Die Station verzeichnete mit 161 l/m² (166%) die deutschlandweit größte Regenmenge. Im Ostseeheilbad Zingst summierte sich der Regen auf 99 l/m², etwa das Doppelte (202%) des dortigen Durchschnitts.
Der kürzlich endende November machte es den beiden Vormonaten nach. Häufiger Hochdruckeinfluss bescherte uns nicht nur tristes Novembergrau, sondern auch wenig Regen. Mit 49,7 l/m² im deutschlandweiten Flächenmittel wurden nur 75%* (79%**) des vieljährigen Mittels erreicht. Dabei begann der Monat regentechnisch noch vielversprechend. Im Einflussbereich eines Vb-artigen Tiefs fiel am 4. November im Osten Deutschlands innerhalb eines Tages vielerorts die Regenmenge eines ganzen Monats, stellenweise sogar etwas mehr. Dieser einzige Tag war also dafür verantwortlich, dass im Osten mehr Regen als im vieljährigen Mittel zusammenkam. Von der Uckermark bis nach Usedom wurde sogar etwa die doppelte Monatssumme gemessen. Im Messtopf auf Usedom landeten 101 l/m² (205%). In allen anderen Regionen kam unter dem Strich zu wenig Regen vom Himmel. Besonders trocken war es in weiten Teilen Baden-Württembergs, Hessens sowie zwischen Ems und Weser. Dort kamen nur 20 bis 40% des Monatssolls zusammen. Am wenigsten wurde mit knapp 12 l/m² (21%) in Geisingen im Lee von Schwarzwald und Schwäbischer Alb gemessen, aber selbst auf dem sonst vom Regen verwöhnten Feldberg im Schwarzwald fielen lediglich 33 l/m² und damit nur 18% des Durchschnitts. Kurioserweise war aber auch der regenreichste Ort im Schwarzwald anzutreffen, nämlich Freudenstadt-Kniebis mit 179 l/m² (98%).
Summa summarum war der Herbst also deutlich zu trocken, jedoch mit regionalen Unterschieden. Am wenigsten kam der Scheibenwischer südöstlich der Schwäbischen Alb bis nach Oberschwaben, in Nordhessen und in Ostbayern zum Einsatz. Dort wurden nur 30 bis 45% der vieljährigen Regenmenge erreicht. In Kümmersbruck bei Amberg beispielsweise wurden nur 53 l/m² (35%) gemessen. Die größte negative Abweichung verzeichnete allerdings der Brocken mit nur 27,6% (125 l/m²) der üblichen Niederschlagsmenge. Der meiste Regen kam im Alpenvorland, ganz im Norden sowie im Nordschwarzwald zusammen, wobei auch diese Regionen allenfalls eine ausgeglichene Niederschlagsbilanz aufzuweisen hatten. Der meiste Niederschlag wurde mit 408 l/m² (84%) im "Regenloch" Baiersbronn-Ruhestein registriert. Wenige Orte konnten eine positive Regenbilanz verzeichnen, am größten fiel diese in Krölpa-Rockendorf mit 145% (157 l/m²) aus.
Bleibt abzuwarten, wie der Winter 2021/2022 ausfällt. Ob wir einen schneereichen oder eher verregneten Winter bekommen oder ob sowohl Regen als auch Schnee Mangelware bleibt, können wir erst Ende Februar beurteilen.
* Referenzperiode 1961-1990, ** Referenzperiode 1991-2020
Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.12.2021
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