Es gibt sie für jeden Monat, jede Jahreszeit und nahezu jeden Tag im Jahr: Bauernregeln. Sie sind über Generationen hinweg überliefert und haben ihren Ursprung nicht selten im Mittelalter. Auch im Dezember gibt es Lostage und heute schauern wir uns einige an.
Im altrömischen Kalendarium war der Dezember ursprünglich der zehnte Monat (lat. decem = zehn). Im Jahre 153 v. Chr. wurde der Neujahrstag vom Senat des Römischen Reiches aber um zwei Monate auf den 1. Januar vorverlegt und der Dezember so zum zwölften Monat des Jahres. Unter Kaiser Commodus hieß der Dezember kurzzeitig "Exsuperatorius". Ein altdeutscher Name für den letzten Monat unseres Kalenders ist "Julmond" und leitet sich vom sog. Julfest, der germanischen Feier zur Wintersonnenwende ab. Nach der Christianisierung Europas entstanden die Bezeichnungen "Christ- oder Heilmond".
Zwar hat der meteorologische Winter bereits am ersten Dezember begonnen, der kalendarische Winteranfang erfolgt aber erst in der dritten Dekade, dieses Jahr am 21.12. Mit dem einsetzenden Winter ist in der Landwirtschaft nicht mehr viel zu holen, daher beschäftigen sich die meisten Bauernregeln im Dezember mit der Voraussicht auf das nächste Jahr oder den kommenden Frühling. Wie immer sind die Regeln mit Vorsicht zu genießen und lassen sich nicht auf einen Tag genau festlegen. Oft steckt aber ein Körnchen Wahrheit drin.
"Im Dezember Schnee und Frost, das verheißt viel Korn und Most." ist eine der für den ganzen Monat geltenden Bauernregeln. "Dezember mild mit viel Regen, ist für die Saat kein Segen." lautet eine weitere Regel. Beide deuten auf das Gleiche hin. Regnet es im Dezember viel, ist die Gefahr groß, dass die Saat ausgeschwemmt wird oder bei mildem Wetter gar zu keimen beginnt. Kommt dann der Frost im Januar sind die jungen Keimlinge schutzlos und erfrieren. Ähnlich ergeht es den Knospen an den Bäumen. Sie sind durch eine dünne Wachsschicht vor Frost geschützt. Ist es allerdings mild im Dezember, gehen sie auf, der nächste Frost kann eindringen und sie sterben ab. Andersrum sorgen Schnee und Frost dafür, dass die Saaten im Boden vor Ausschwemmungen geschützt sind. Im milden Frühjahr können sie dann gut aufgehen.
Es gibt am Anfang des Monats Bauernregeln, die auf das Wetter zu Weihnachten abzielen. "Geht Barbara im Klee, kommt das Christkind im Schnee." ist eine Regel am 04. Dezember, St. Barbara. Der diesjährige vierte Dezember brachte verbreitet trübes und nasses Wetter. Dabei fielen im Osten ein paar Zentimeter Schnee, in den Bergen kamen teils erhebliche Neuschneemengen zusammen. Das kann man nun wahrlich nicht als "Klee" bezeichnen. Nach dieser Regel wären die Chancen für Schnee an den diesjährigen Weihnachtstagen also gering. Wie wir aber bereits in früheren Themen des Tages angesprochen haben, deuten die aktuellen Prognosen für Weihnachten den Zustrom eher kühler Luftmassen an. Damit könnte es zumindest in den Bergen für weiße Weihnachten reichen. In den tiefsten Lagen im Norden und Westen stehen die Chancen statistisch gesehen immer schlecht. Wie sich das Wetter genau entwickelt, bleibt noch abzuwarten.
Auch an den Weihnachtstagen hat der Bauernkalender einiges zu bieten: "Hängt zu Weihnacht Eis von den Weiden, kannst du zu Ostern Palmen schneiden." und "Viel Wind an den Weihnachtstagen, reichlich Obst die Bäume tragen.". Beide beziehen sich auf das Wetter beziehungsweise die Ernte im nächsten Jahr. Nur wenn es im Winter kalt ist, ist die Ernte im neuen Jahr gesichert.
Die wohl glaubwürdigste Bauernregel des Jahres gibt es am 31. Dezember: "Friert zu Silvester Berg und Tal, geschieht es dieses Jahr das letzte Mal." Mit diesen wahren und weisen Worten wünscht die Autorin Ihnen und Ihren Lieben eine frohe und besinnliche Weihnachtszeit.
Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.12.2021
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