Wetterextreme 2021 Teil 1

2021 war ein sehr unwetterträchtiges Jahr. Besonders in Erinnerung blieb die verheerende Juliflut. Welche weiteren Extreme das Wetter im Jahre 2021 zu bieten hatte zeigt diese Jahreszusammenfassung.


Januar ? Wechsel zwischen Winter und Tauwetter

Das Jahr startete mit einem Trog über Mitteleuropa, der bis in mittlere Lagen für winterliches Wetter sorgte. Diese Wetterlage blieb bis zum 10. Januar stabil, bis sich eine Nordwestlage einstellte. Die Frontalzone, die maritime Polarluft von subtropischer Luft trennte, verlief dabei über den Südwesten Deutschlands. Am 14. und 15.01. bildete sich an ihr eine Warmfrontwelle, die erheblichen Schneefall brachte. Vom Schwarzwald bis zum Allgäu türmten sich Schneemassen von 50 cm bis über 1 m und führten zu Schneebruch und Verkehrsbehinderungen. In Lindau am Bodensee gab es innerhalb von 24 Stunden eine Rekordmenge von 40 cm Neuschnee. Die nasskalte Nordwestwetterlage hielt weiterhin an, ehe vom 20.01.-23.01. ein Warmluftvorstoß für starkes Tauwetter sorgte. Dabei stieg die Temperatur bis 16 °C am Oberrhein. Nach einem Kaltlufteinbruch mit Schnee stellte sich gegen Ende des Monats die Wetterlage um. Es bildete sich eine markante Luftmassengrenze zwischen subtropischer Luft im Südwesten und arktischer Kaltluft im Nordosten. Im Norden fielen an dieser Luftmasse bis zu 20 cm Schnee, während im Süden begleitet durch Wind und kräftigen Regen erneut starkes Tauwetter einsetzte. Dieses ließ die Schneedecke bis in mittlere Lagen rasch abtauen. Starker Regen und der gefrorene Boden sorgten dafür, dass vor allem die Oberläufe vieler Bäche stark anschwollen. Besonders betroffen waren Mittel- und Osthessen. Dort erreichten manche Pegel Rekordwerte, was verheerende Überflutungen zur Folge hatte. Insgesamt war der Januar recht durchschnittlich temperiert und in der Südhälfte teils deutlich zu nass.

Februar ? Arktische Kälte und Saharastaub

Der Februar begann mit einer südlichen Westwetterlage, die den Grundstein für eine der spektakulärsten Winterwetterlagen der vergangenen 10 Jahre legte. Arktische Kaltluft sammelte sich über Skandinavien, während von Süden zunehmend subtropische Saharaluft nach Mitteleuropa floss. Am 06.02. verschärfte sich die Luftmassengrenze deutlich. In etwa 1500 Metern Höhe standen -14 °C an der Ostsee +12 °C am Alpenrand gegenüber. In einem breiten Streifen vom Emsland bis nach Sachsen fielen an der Front bis zum 08.02. verbreitet 20 - 55 cm Schnee. Einige Stationen verzeichneten sogar Jahresrekorde. Durch Beimengung von Saharastaub aus der warmen Luftmasse verfärbte sich der Schnee rot (Blutschnee). Starke bis stürmische Böen sorgten für erhebliche Verwehungen, sodass der Verkehr vielerorts zum Erliegen kam. Weiter südlich schloss sich eine Zone mit stundenlangem gefrierendem Regen an, wodurch sich ein mehrere Zentimeter dicker Eispanzer bildete. Im weiteren Verlauf kam die Luftmassengrenze nach Süden voran, sodass weite Teile Deutschlands unter den Einfluss arktischer Kaltluft gelangten. Nachts kühlte es in der Mitte bis auf eisige -20 °C ab, während tagsüber die Temperaturen kaum -10 °C erreichten. Dies waren die kältesten Tage des Jahres. In den folgenden Tagen kam es an der Ostsee zu kräftigen Lake-Effekt-Schneefällen, die regional für bis zu 60 cm Neuschneezuwachs sorgten. Eine deutliche Erwärmung stellte sich erst ab der Mitte des Monats ein. Eine Südwetterlage führte ungewöhnlich warme Saharaluft heran und brachte uns einen verfrühten Frühling. So lagen die Höchsttemperaturen mehrere Tage hintereinander auf teils über 20 Grad. Der Februar hat uns somit von eisiger arktischer Kälte bis hin zu der denkbar wärmsten Luftmasse alles gezeigt. An einigen Stationen wurde eine einwöchige Temperaturdifferenz zwischen den Minima der Kaltphase und den Maxima der Warmluft von über 40 Grad registriert. An der Station Göttingen war dies der größte Temperatursprung innerhalb einer Woche in Deutschland seit mindestens 1881. Im Monatsmittel war der Februar, was Temperatur und Niederschlag angeht, recht durchschnittlich.

März: Zwischen Polarlufteinbrüchen und Frühsommer

Der März startete mit einer höhenmilden Hochdrucklage. Ab 04.03. stellte sich eine West- bis Nordwestlage ein, die zunächst im östlichen Bergland den Winter zurückbrachte. Am 11.03. erfasste ein schwaches Sturmtief den Nordwesten. Ansonsten blieben Winterstürme in dieser Saison aus. Ab Mitte des Monats stellte sich eine nordöstliche Strömung ein, bei der ein Schwall arktischer Kaltluft herangeführt wurde. Schnee- und Graupelschauer und mäßiger Nachtfrost waren die Folge. Danach setzte sich eine Hochdrucklage mit zunehmend warmen Tagen aber kühlen Nächten durch. Diese wurde am 28.03. durch Gewitter mit Sturmböen kurz unterbrochen. Ein schwacher Tornado wurde dabei in Dortmund gesichtet. Am 30.03. wurde dann nach teils frostiger Nacht der erste Sommertag mit Höchstwerten über 25 °C registriert. Am 31.03. stieg das Thermometer im Westen sogar auf frühsommerliche Werte bis 27 °C. Insgesamt war der März durchschnittlich temperiert und etwas zu trocken.


Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.12.2021

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