Nach einem außergewöhnlichen Höhenflug stürzt die Temperatur in den kommenden Tagen ab - aber nur auf "mittelmäßiges" Niveau.
Das Jahr 2022 fing an, wie das vergangene endete: mit außergewöhnlicher Wärme! Im Mittel über alle DWD-Stationen ergab sich in den Tagen um den Jahreswechsel eine Temperaturabweichung von sagenhaften 8 bis 10 Grad - bezogen auf die ohnehin vergleichsweise warme Referenzperiode der Jahre 1991-2020 wohlgemerkt. Vereinzelt fielen sogar Monatsrekorde der Höchsttemperatur. Damit gehört der Jahreswechsel 2021/22 zweifelsohne zu den wärmsten der Wettergeschichte.
Mit den Temperaturextremen ist es nun aber vorbei. In den kommenden Tagen dreht die Strömung über Deutschland von Südwest auf West bis Nordwest. Anstatt subtropischer Warmluft übernimmt dadurch polare Kaltluft das Zepter. Die Mitteltemperaturen gehen dabei um rund 10 Grad zurück. Da der Ausgangspunkt ein extrem hoher ist, handelt es sich dabei allerdings nur im einen "Absturz ins Mittelmaß". So pendeln sich die Temperaturen ab Wochenmitte bis voraussichtlich zum kommenden Wochenende in etwa im Bereich der vieljährigen Mittelwerte ein. Es wird also nichts aus dem in einigen Medien bereits kolportierten extremen Wintereinbruch.
Der aktuell stattfindende Wetterwechsel - eigentlich müsste man eher Temperaturwechsel sagen, denn unbeständig ist und bleibt es weiterhin - geht nicht geräuschlos über die Bühne. Am heutigen Dienstag (4.1.) schüttet es am Frontenzug von Tief ANNETTE über der Südhälfte Deutschlands noch kräftig. Bis in die Nacht zum Mittwoch hinein muss insbesondere in Staulagen der Mittelgebirge und im Allgäu mit Gesamtniederschlagsmengen von 30 bis 50 l/qm gerechnet werden. Im Nordschwarzwald musste aufgrund der zu erwartenden Mengen von teilweise bis 70 l/qm sogar eine Unwetterwarnung geschaltet werden. An dem ein oder anderen Bach oder Fluss besteht dadurch auch jenseits des angestammten Bettes "Nasse-Füße-Gefahr".
Mit der am Mittwoch südwärts ziehenden Kaltfront von Tief ÜMIT gehen die Regenfälle schließlich in Schneeregen oder Schnee über, lassen aber bald schon wieder nach. Zumindest in den Mittelgebirgen sowie im höheren Flachland Süddeutschlands kann sich bis Donnerstagvormittag eine Schneedecke ausbilden - viel wird es aber voraussichtlich nicht. Im Zuge weiterer Tiefausläufer könnte es in den darauffolgenden Tagen sogar im Tiefland teilweise für Schneefall reichen - die (dünne) Schneedecke wäre dann aber eher der Marke "Stundenmatsch" statt "Pulverschnee".
Typisch für Regionen im Umfeld größerer Temperaturgegensätze weht der Wind als manifestierte Ausgleichsbemühung der Natur auch in Deutschland heute und in den kommenden Tagen zeit- und gebietsweise stark bis stürmisch. Warnungen vor Wind- und Sturmböen sowie vor Dauerregen und Schneefall erhalten Sie, wie gewohnt, über die WarnWetter-App, unsere sozialen Kanäle und auf www.dwd.de.
Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.01.2022
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