Nach überwiegend ruhigem Hochdruckwetter mit dominierendem Hochnebel wurden am gestrigen Montag die Weichen umgelegt. Ab dem morgigen Mittwoch ist dann Tief IDA als Gegenspieler von Hoch ERICH, welches eine nasskalte und windige Periode ausruft.
Am heutigen Dienstag thront Hoch DIETER noch über Mitteleuropa und gestaltet das Wetter überwiegend ruhig, aber typisch für den Winter in immer freundlich. Durch die absinkende und sich dabei erwärmende Luft im Bereich von DIETER kommt es regional erneut zu einer sogenannten Inversion, an der sich hochnebelartige Bewölkung ausbreitet. Bei ausreichendem Feuchteinhalt ist gebietsweise auch wieder etwas Sprühregen möglich. Ist die Luft trockener (äußerste Osten) oder wird durch Wind wie im Nordseeumfeld durchmischt, sind Wolkenlücken die Folge. Außen vor sind bei der Hochnebellotterie die Hochlagen der Alpen und später auch die von Schwarzwald und Bayrischem Wald, die meist über der Inversion mit seinen Schichtwolken liegen und somit noch einen Tag Sonnenschein genießen können. Unter Inversion versteht man in der Meteorologie die Umkehr des normalerweise mit der Höhe abnehmenden Temperaturverlaufs in einer mehr oder weniger dicken Schicht. Die Absinkinversion ist dabei eine Temperaturumkehrschicht, welche sich in der freien Atmosphäre aufgrund beschriebener adiabatischer Erwärmung absinkender Luft bildet. (vgl. Wetterlexikon, Link)
Ab Mittwoch mischt dann zunehmend ein Tiefdruckkomplex über Skandinavien auch das Wetter in Deutschland auf. Vor allem das Randtief IDA, am Mittwoch über Norwegen zu finden, drängt Hoch DIETER ab. Ein Teil von DIETER verlagert sich nach Südosteuropa, ein Anderer bewegt sich zu den Britischen Inseln und verbindet sich mit einem Hochkeil über dem Nordatlantik zum Hoch ERICH. Vor allem Zweitgenannter mischt dabei in der Wetterküche für Deutschland mit. Denn zwischen ERICH bei den Britischen Inseln und dem Tiefdruckkomplex über Skandinavien kann mit einer nordwestlichen Grundströmung kältere Luft polaren Ursprungs südwärts transportiert werden und das Land von Norden her fluten (vgl. Grafik). Die Vorderkante der Polarluft markiert eine Kaltfront, die Deutschland wohl bis Donnerstagmorgen überrollt hat. Durch die kältere Luft sinkt auch die Schneefallgrenze wieder ab, teilweise können bis in tiefere Lagen bei Schauern Schneeflocken beobachtet werden. Einen nennenswerten Schneezuwachs gibt es aufgrund des bodennah herrschenden Temperaturniveaus aber nur im Bergland. Vor allem an den Nordwesträndern der Berge können einige Zentimeter Neuschnee fallen. An den Alpen beginnt es länger zu schneien. Dort sind bis Freitagfrüh 10 bis 20 cm, lokal auch bis 30 cm Neuschnee in 24 bis 36 Stunden möglich.
Durch den ordentlichen Luftdruckgegensatz zwischen Hoch ERICH und Tief IDA legt auch der Wind einige Zähne zu. Vor allem in der Nacht zum Donnerstag und Donnerstag fegt er bevorzugt über die Nordosthälfte des Landes mit steifen bis stürmischen Böen hinweg. An der See, im Bergland und in exponierten Tallagen sind Sturmböen zu erwarten. Auflandig sowie in Kammlager der östlichen Mittelgebirge stehen auch wieder einzelne schwere Sturmböen auf dem Programm.
Da sich ERICH bei den Britischen Inseln sehr wohl fühlt, nistet er sich dort häuslich ein. Dessen Einflussbereich bleibt dabei nahezu unverändert. Entsprechend verbleibt Deutschland auf der Ostflanke des Hochs in einer nordwestlichen Strömung. Allerdings wird über dem Nordostatlantik im Verlauf die Zufuhr der Polarluft gekappt, sodass sich ab Freitag um das Hoch herum zunehmend wieder mildere Atlantikluft bis nach Deutschland schiebt.
Zusammenfassend steht ab Mittwoch ein unbeständiger, zu mehr oder weniger intensiven, teils schauerartigen Niederschlägen neigender Wettercharakter an. Je nach Herkunft der Luft und natürlich Höhenlage des Beobachters unterscheidet sich von Mittwoch bis Samstag nur die Niederschlagsphase. Ist es am Mittwoch und Donnerstag noch vielerorts der Schnee oder Schneeregen, dominiert ab Freitag zunehmend wieder die flüssige Phase. Allenfalls südlich der Donau und dort vor allem an den Alpen schneit es weiter teils kräftig. Bei solchen Verschiebungen der Luftmassen sind natürlich lokal auch Randerscheinungen wie gefrierende Niederschläge mit von der Partie. Auf der Sonnenseite liegen etwa von Donnerstagmittag bis Samstag wohl nur die Regionen östlich der Elbe, wo auch der Föhn der skandinavischen Berge seine Finger mit im Spiel hat.*
Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.01.2022
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