Die zurückliegenden 14 Tage brachten viel Niederschlag. Das spiegelt sich auch in der Bodenfeuchte wider, wie das heutige Thema des Tages zeigt.
Die letzten Wochen waren insgesamt von wechselhaftem Wetter geprägt. Auch atlantische Hochdruckgebiete, die hin und wieder versuchten, zumindest vorübergehend für ruhigere Phasen zu sorgen, konnten den Wetter-Gesamteindruck nicht dauerhaft "aufhübschen".
Diese Wetterentwicklung lässt sich auch an den Niederschlagsummen der letzten beiden Wochen ablesen (linker Teil der beigefügte Abbildung unter https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/2/10.html). Vor allem im Norden und Westen sind gebietsweise mehr als 60 l/m², teilweise sogar um 100 l/m² gefallen - das ist ein Vielfaches (etwa das Zwei- bis Fünffache) dessen, was dort sonst in dem entsprechenden Zeitfenster zu erwarten ist. Kräftige Niederschläge gab es regional auch in anderen Ecken, etwa an den Alpen, im Schwarzwald, im Thüringer Wald oder vom Bergischen Land bis hinüber ins Sauer- und Siegerland.
Trockener (wenn auch nicht wirklich trocken) war es z.B. in einem breiten Streifen von der Prignitz in Nordwestbrandenburg bis ins Thüringer Becken, aber auch in Teilen Unterfrankens oder in Rheinhessen. In den genannten Regionen ist es aber etwas schwieriger, die gefallenen Niederschläge klimatologisch einzuordnen. Während es sich bei der Altmark, der Börde und auch bei Rheinhessen um insgesamt trockene Gebiete handelt, bei denen die beobachteten Regen- und Schneefälle auch etwa dem Zwei- bis Fünffachen des vieljährigen Mittels entsprechen, liegen die Niederschläge im Thüringer Becken oder in Unterfranken im Bereich oder nur leicht über den vieljährigen Mittelwerten.
Die beschriebene zweiwöchige "Niederschlagshistorie" lässt sich auch in den Werten der Bodenfeuchte ablesen. Zwar hängt die Bodenfeuchte in hohem Maß vom Bewuchs, der Verdunstung, der hydrologischen Speicherkapazität des Bodens und vieler weiterer Faktoren ab, so dass Niederschlag und Bodenfeuchte nicht "deckungsgleich" sind, aber trotzdem kann man ähnliche Muster erkennen.
Dazu finden Sie in der o. e. Abbildung (rechts) auch den DWD-Bodenfeuchteviewer (frei verfügbar unter https://www.dwd.de/DE/fachnutzer/landwirtschaft/appl/bf_view/_node.ht ml). Dieser modelliert auf Basis des Modelle AMBAV 2.0 (Agrarmeteorologische Berechnung der aktuellen Verdunstung) für verschiedene Bodentiefen und unterschiedlichen Bewuchs die nutzbare Feldkapazität (nFK in %) des Bodens. Das ist, salopp gesagt, der Teil des Wassers, der für die Pflanzen verfügbar ist.
Im konkreten Beispiel zeigt die Abbildung die nFK unter Winterweizen in einer Tiefe von 80 bis 90 cm. Recht trocken ist dabei ein Streifen, der etwa von der Börde im Norden bis ins südliche Mittelfranken im Süden reicht - und damit dem Bereich entspricht, in dem es in den letzten zwei Wochen am wenigsten Niederschlag gegeben hat. Eine - zumindest lokal - geringe nFK erkennt man beispielsweise auch am Oderbruch oder in Rheinhessen.
Dass viel Wasser nicht unbedingt gutes Pflanzenwachstum bedeutet, kann man aus der in der Legende ebenfalls aufgelisteten Interpretation der nFK-Werte ablesen. Sehr verbreitet kann man in Deutschland für die konkret ausgewählten Rahmenbedingungen eine Überversorgung mit Wasser konstatieren, die zu einem Sauerstoffmangel der Pflanzen führt oder führen kann.
Auch unter diesem Aspekt könnte sich der eine oder andere ein paar trockene Tage wünschen.
Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.02.2022
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