Der Februar verlief bisher ausgesprochen mild und daran wird sich auch in absehbarer Zeit nichts ändern! Deutschland bleibt auch weiterhin im Zustrom milder atlantischer Luftmassen.
Mit einer durchschnittlichen Temperatur von 4,3°C war der bisherige Februar viel zu mild. Im Vergleich zur Referenzperiode 1961 - 1991 beträgt die Abweichung zum Klimamittel knapp 4 Grad. Dabei sind die Abweichungen mit teils über 5 Grad im Osten am größten, im Südwesten beträgt die positive Abweichung "nur" rund 2,5 Grad. Zieht man die wärmere Referenzperiode 1991 - 2020 heran, so ist der diesjährige Februar im Deutschlandmittel immerhin noch 2,8 Grad zu warm. Blickt man auf die Temperaturprognosen der kommenden Woche, so wird sich diese Abweichung weiter erhöhen, denn die zweite Februardekade wird ebenfalls deutlich zu mild ausfallen, wie wir gleich noch sehen werden. Damit macht der Februar 2022 den Spitzenreitern mächtig Konkurrenz. Der bisherige Rekordhalter ist der Februar 1990 mit einer Mitteltemperatur von 5,7°C, gefolgt von den Jahren 2020 und 2002 mit 5,3°C beziehungsweise 5,1°C. Ob der diesjährige Februar den Februar aus dem Jahre 2002 vom Treppchen stößt oder sogar den Februar 1990 vom Thron stürzt, hängt maßgeblich von den Temperaturen im letzten Februardrittel ab, die sowohl in die eine wie in die andere Richtung ausschlagen können. Ziemlich sicher ist allerdings bereits, dass sich der Februar 2022 in die Riege der Top 10 einreihen wird.
Zugegeben, die vergangene und auch die kommende Nacht war bzw. wird verbreitet frostig - an den Alpen teils auch um -10 Grad - aber (lokale) Ausnahmen bestätigen ja bekanntlich die Regel. Hoch INGO, das uns heute einen sonnigen Samstag beschert, verabschiedet sich nach Osteuropa und wir gelangen somit in eine kräftige südwestliche Strömung, mit der erneut sehr milde Luft nach Deutschland geblasen wird. Tief VERA, das sich am morgigen Sonntag mit dem Kern über der Irischen See befindet, liegt noch weit genug von uns fern, sodass sich auch der morgige Tag vielfach noch von seiner Sonnenseite zeigt. Als Vorboten der sich nähernden Wetterfront von Tief VERA ziehen allerdings im Westen und Nordwesten im Tagesverlauf Wolkenfelder auf und der Wind legt einen Zahn zu. Das Warmluftgebläse lässt die Temperaturen regelrecht in die Höhe schnellen. Im milden Breisgau werden sogar um 15 Grad erwartet und auch in den übrigen Niederungen im Westen, beispielsweise an Rhein und Ruhr, werden verbreitet zweistellige Höchstwerte erreicht. Im Nordosten kann sich die milde Luft allerdings noch nicht durchsetzen, sodass es auf Rügen mit rund 5 Grad noch vergleichsweise kühl bleibt.
Bis Montag verlagert sich Tief VERA weiter zur Nordsee und damit greift auch ihr Frontensystem auf Deutschland über. Damit ziehen in weiten Teilen Deutschlands dichte Wolkenfelder auf und hier und da fällt auch mal etwas Regen. Von Berlin bis München und südostwärts davon scheint allerdings nochmals die Sonne. Die feuchtmilde Luft flutet am Montag fast ganz Deutschland. Verbreitet werden Höchstwerte zwischen 10 und 13 Grad erreicht, mit 6 bis 9 Grad bleibt es nur im Großteil von Bayern, in den Mittelgebirgen und an der Nordsee etwas "kühler".
Bis zum Dienstag zieht Tief VERA nach Südschweden und ihre Front verlässt Deutschland nach Osten. Über dem Atlantik stehen aber schon die nächsten Tiefs in den Startlöchern und es stellt sich dort eine ausgeprägte Westströmung ein, typisch für die Westwindzone der mittleren Breiten. Beim Blick auf die Wetterkarten kommen für uns Meteorologen also keine Zweifel auf, dass diese Tiefs mit ihren Wetterfronten in der strammen westlichen Strömung auch zu uns nach Mitteleuropa gelangen. Dies ist quasi der Winterkiller schlechthin, denn Schnee und Frost haben bei dieser Wetterlage im Flachland ganz schlechte Karten.
Am Dienstag kommt Deutschland vorübergehend unter schwachem Zwischenhocheinfluss, sodass sich vor allem am Nachmittag auch mal zeitweise die Sonne zeigen kann. Ungemütlicher wird es an und in den Alpen sein. Dort schneit es am Vormittag für längere Zeit, die Schneefallgrenze steigt aber rasch wieder an und Regen beziehungsweise Schnee lassen dort im Tagesverlauf nach. Nur im Berchtesgadener Land hält sich der Regen länger, in höheren Lagen schneit es dort weiter. An den Alpen bleibt es mit rund 5 Grad auch am kühlsten, sonst wird es mit 7 bis 11 Grad erneut recht mild. Im Westen und Nordwesten pfeift uns allerdings voraussichtlich ein teils böiger Südwestwind um die Ohren. In der Nacht zum Mittwoch zieht schon die nächste Regenfront über Deutschland hinweg, Schnee fällt nur in den höchsten Lagen der Mittelgebirge.
Auch im weiteren Verlauf der Woche zeigt sich über dem Atlantik eine rege Tiefdrucktätigkeit. Damit geht es sehr mild weiter, teils mit Temperaturen zwischen 10 und 15 Grad. Allerdings gestaltet sich das Wetter unbeständig und turbulent. Immer wieder ziehen Schauer oder Regengebiete durch und es wird zunehmend windig bis stürmisch. Diese Wetterlage bietet auch erhöhtes Sturmpotential, wobei dies von der genauen Zugbahn und Stärke der Tiefs abhängt.
Ob es bis zum Ende des Monats so mild weitergeht oder ob der Winter uns doch nochmals einen Besuch abstattet, kann man aus heutiger Sicht noch nicht beurteilen. Lassen wir uns also überraschen, welchen Platz der Februar in der Temperatur-Rangliste einnehmen wird.
Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.02.2022
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