Ein Sonnenhoch in diesem Winter?! Zum Ende des meteorologischen Winters zeigt sich dieser nochmals von seiner zahmen Seite und verwöhnt die Bevölkerung Deutschlands mit einer Portion Sonnenschein. Ansonsten standen in der Wetterküche eher Nebel oder Hochnebel bzw. im Februar Sturm auf der Speisekarte.
Nach einem grau trüben Jahresbeginn und turbulenten Zeiten im bisherigen Februar meldet sich pünktlich zum Ende des meteorologischen Winters ein Sonnenhoch! Denn Hoch KAI kommt mit Macht von Westen und nistet sich über Mitteleuropa ein. Das schwächelnde Tief BIBI über Nordeuropa hat da kaum etwas entgegenzusetzen und muss den Weg nach Nordwestrussland antreten. Auch dessen Ausläufer sind nur noch wenig zu spüren und streifen allenfalls den äußersten Osten Deutschlands. Da der Schwerpunkt des Hochs aktuell über den Beneluxstaaten bzw. Westdeutschland liegt, kann von Norden jedoch Luft polaren Ursprungs zu uns einsickern.
Doch was bedeuten diese Luftdruckverteilungen und Strömungen beim Wetter?
Durch die schwache nördliche Strömung wird die Luft heute zunächst noch am Erzgebirge und am östlichen Alpenrand gezwungen aufzusteigen, sodass Niederschläge generiert werden. Diese fallen in der kalten Polarluft bis in tiefe Lagen als Schnee, nennenswerte Neuschneemengen sind aber nicht zu erwarten. Zudem könnte der Streifschuss von BIBIs Tiefausläufer im südlichen Brandenburg und Ostsachsen auch abseits der Berge heute noch kurze Schneeschauer bringen.
Ansonsten schläft der Wind im direkten Einflussbereich von Hoch KAI von Westen her fast ein und die Luft kann aus größeren Höhen kräftig absinken. Da diese auch sehr trocken ist, bildet sich in den kommenden Tagen entgegen der vergangenen Wintermonate überwiegend keine Hochnebeldecke aus, sodass die Sonne zunächst im Norden und Westen, ab Sonntag nahezu im ganzen Land länger scheinen kann. Nachts ist es verbreitet klar. Einhergehend kann sich die bodennahe Schicht stark auskühlen. Resultierend muss mit leichtem bis mäßigem Frost, über Schnee lokal auch strengem Frost gerechnet werden. Eine gewisse Nebel- und Hochnebelgefahr gibt es dann doch in Teilen Ostdeutschlands, wo die Luft aufgrund des Tiefausläufers inklusive potentieller Niederschläge noch etwas feuchter ist.
Insgesamt überwiegt zum Ende des meteorologischen Winters jedoch der freundliche, wenngleich auch recht kühle Wettercharakter. Die eingeflossene Polarluft kann sich tagsüber nur zögerlich erwärmen. Nachts rauschen die Temperaturen sogar nochmals verbreitet in den leichten bis mäßigen, regional sogar strengen Frostbereich. Einen Hauch von Frühling gibt es bevorzugt im Westen und dort entlang des Rheins oder im Lee der Berge. Bei Höchsttemperaturen zwischen 9 und 13 Grad und Sonnenschein kann man dieses Jahr die "dollen Tage", sofern diese stattfinden, auch im Freien verbringen. Damit steht das Ende des Februars ganz im Gegensatz zum Rest des letzten Wintermonats. Dieser ist verbreitet viel zu warm und zu nass ausgefallen. Ein Indiz z.B. die Anzahl der Eistage, also die Tage an denen Dauerfrost herrschte. Frost rund um die Uhr gab es demnach allenfalls an 18 Stationen im DWD-Messnetz, die zudem alle in Höhen oberhalb von 700 Metern zu finden sind. Dagegen reihen sich deutlich zu milde Stationen im Vergleich zu den Referenzperioden wie an einer Perlenschnur, sodass der Februar egal welchen Vergleichszeitraum man betrachtet deutlich zu warm ausgefallen ist. Besonders nass war es im Norden des Landes. In Schleswig-Holstein regnete es wiederholt kräftig, sodass dort an zahlreichen Wetterstationen neue Februarrekorde bezüglich des Monatsniederschlags aufgestellt wurden. Entsprechend des vieljährigen Mittels ist teilweise fast die fünffache Regenmenge zu verzeichnen gewesen. Weitere Informationen können Sie in den in den kommenden Tagen folgenden Newslettern und Ausführungen entnehmen.
Das ruhige und vielerorts sonnige Spätwinterwetter soll dank Hoch KAI auch mindestens bis Dienstag, also bis in den meteorologischen Frühling hinein anhalten. Da KAI über Mitteleuropa nur auf der Durchreise ist und sich langsam nach Ost- bzw. Nordosteuropa verlagert, verringert sich zur neuen Woche aber allmählich sein Einfluss. Dabei will er Mittel- und Nordwesteuropa nicht ganz aus den Augen verlieren und schickt einen Ableger zu den Britischen Inseln und der Nordsee. Zwar kann Hoch KAI damit vom Atlantik nachrückende Tiefs blocken, aber deren Einfluss auf West- und Teilen Mitteleuropas kann er nicht ganz verhindern. Schon am Dienstag versucht der Ausläufer eines Tiefs über dem Ostatlantik auf den Nordwesten des Landes überzugreifen. Ob es klappt oder ob es ein Versuch bleibt, kann aus heutiger Sicht noch nicht abschließend prognostiziert werden. Am Mittwoch und in der Nacht zum Donnerstag ist es dann das Tief selber, welches nach Osten drängt, aber nur wenig Raum gegen KAI gutmachen kann. Es könnte aber reichen, dass im Westen und Südwesten Deutschlands dicke Wolken mit ersten Niederschlägen aufziehen.
Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.02.2022
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